“Für viele eine Quelle der Zuversicht”

Zehn Jahre Papst Franziskus: Bischof Elbs spricht über sein Wirken.
SCHWARZACH Vor zehn Jahren begann die Ära von Papst Franziskus. Auf dem Balkon des Petersdoms, am Abend des 13. März 2013, läutete sie der Argentinier Jorge Mario Bergoglio mit einem freundlichen „Buonasera“ („Guten Abend“) ein. Seine Herangehensweise unterscheidet sich deutlich von der seines Vorgängers Benedikt XVI. Der Bischof von Feldkirch, Benno Elbs, ist dem Papst bereits mehrmals begegnet. „Er ist für die Welt und für viele Menschen sicher eine Quelle der Zuversicht.“
„Authentischer Mensch“
Bei der Familiensynode im Herbst 2015 sei er drei Wochen in der Casa Santa Marta untergebracht gewesen, wo auch der Pontifex wohnt, erzählt Bischof Elbs. „Ich habe dort Papst Franziskus als sehr aufmerksamen und authentischen Menschen erlebt.“ Seine erste Reise als Oberhaupt der katholischen Kirche hatte Franziskus nach Lampedusa unternommen, als Zeichen seiner Verbundenheit zu Flüchtlingen. An jedem Gründonnerstag wäscht er Häftlingen im Gefängnis die Füße. Darauf verweist auch Bischof Elbs auf VN-Anfrage und hebt „seine bedingungslose Zuwendung zu den Armen“ hervor. Als entscheidend bezeichnet der Vorarlberger Bischof den Einsatz für Gerechtigkeit in der Wirtschaft und für „Mutter Erde.“
Das Bemühen für den Frieden in Kriegssituationen in der jüngeren Vergangenheit hält Elbs für beeindruckend. „Der Krieg tut mir weh“, sagte der Papst über die Lage in der Ukraine. Erneut erklärte er sich zur Vermittlung bereit, sowohl in Kiew als auch in Moskau. „Ich werde an beide Orte gehen oder an keinen“, sagte er zur Zeitung „La Nacion.“ Eine erste Offerte lehnte Russland ab.
Nach dem Rücktritt von Papst Benedikt musste Franziskus eine von Krisen gezeichnete Kirche übernehmen. In vielen Teilen der Welt wurde aufgedeckt, dass Geistliche jahrzehntelang Kinder missbrauchten. Das sorgte vor allem in Europa dafür, dass viele Menschen der Kirche den Rücken kehrten. An der Kurie wirkten Finanzeklats nach, neue Skandale kamen ans Licht. Bischof Elbs glaubt, dass der Papst in vielen Fragen sehr progressiv ist, und nennt als Beispiele unter anderem die Sanierung der Vatikan Bank und die Aufarbeitung von Missbrauch, die er „aktiv und engagiert“ immer wieder antreibe. „Auch sein bescheidener Lebensstil hat Vorbildcharakter und damit die Kirche mitgeprägt.“ Im Umgang mit Menschen sei die psychologische Grundausbildung bemerkbar. „Wertschätzung ist die Grundlage seiner Kommunikation.“ Als eines der wichtigen Projekte des Papstes verweist der Bischof auch auf die Kurien-Reform. Ihm sei es wichtig, Laien und besonders Frauen in die Leitungsebenen der Kurie zu berufen.
Aufregung um Zölibat-Aussage
Franziskus gilt zwar als progressiver als sein Vorgänger. Allerdings gilt das nicht für alle Belange. Eine Segnung von Homosexuellen und Priesterweihen für Frauen lehnt er ab. Für umso mehr Aufregung sorgten Aussagen über das Zölibat. „Es liegt kein Widerspruch darin, dass ein Priester heiraten kann“, sagte Franziskus zu einem argentinischen Portal. Auf die Nachfrage, ob der Zölibat also revidierbar sei, antwortete er mit Ja. In der westlichen Kirche handle es sich um eine „zeitliche Vorschrift“, im Gegensatz etwa zur Priesterweihe, die „für immer“ gelte. Die Diskussion gebe es in der Kirche schon lange, sagt Elbs und erinnert an die Amazonien-Synode. „Schon damals wurde angeregt, dass es verschiedene Lebensformen für Priester geben solle.“ Der Bischof betont: „Ich sehe den Zölibat durchaus als wertvoll für unsere Kirche. Gleichzeitig ist die Frage, ob er verpflichtend für alle Priester sein soll. Es gibt ja in der katholischen Kirche jetzt schon verheiratete Priester, zum Beispiel in der Ostkirchen-Tradition.“
Abschluss der Weltsynode 2024
Ein großes Vorhaben will Franziskus nächstes Jahr abschließen: die von ihm erdachte Weltsynode. Seit Oktober 2021 sollen alle Orts-, Landes- und Kontinentalkirchen Eindrücke, Sorgen und Wünsche für einen Wandel äußern. „Von der Synode erhoffe ich mir eine Vertiefung der Beziehung zu Gott und den Menschen“, sagt Elbs. „Dazu gehört auch das mutige und offene Wort zu allen Fragen, die die Menschen heute bewegen.“
Wegen eines schweren Knieleidens sitzt der Papst die meiste Zeit im Rollstuhl. An Rücktritt denke er aber nicht, betonte Franziskus. Erst wenn er müde werde, Dinge nicht mehr klar sehe oder Situationen nicht richtig bewerte, könne es so weit sein. VN-RAM
„Auch sein bescheidener Lebensstil hat Vorbildcharakter und damit die Kirche mitgeprägt.“

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