Kein Aprilscherz an den Zapfsäulen: E10 kommt

Mobilität / 13.03.2023 • 15:45 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Kein Aprilscherz an den Zapfsäulen: E10 kommt
Peter Aberer rechnet damit, dass es auch künftig nicht nur E10 zum Tanken gibt. Reuters, ESW

2012 war der Aufschrei groß, nun hat der Markt für sich selbst entschieden: Bald gibt es E10 an den heimischen Tankstellen.

Schwarzach Vor einem Jahrzehnt war der Aufschrei groß, sowohl in Deutschland und Österreich E10 als primärer Treibstoff eingeführt wurde. Der Hauptkritikpunkt war, dass Nahrungsmittel im Tank statt auf dem Teller landen. Deutschland zog die Einführung dennoch durch, Österreich machte einen Rückzieher. Inzwischen fordert selbst der ÖAMTC die Einführung von E10, in den USA ist teilweise bereits E15 erhältlich.

Bereits jetzt wird Bio-Ethanol zugemischt. Dies zeigt sich an den E5-Hinweisen neben den Zapfpistolen. Künftig wird hier bei einigen Marken E10 vermerkt sein.<span class="copyright"> APA/Kneffel</span>
Bereits jetzt wird Bio-Ethanol zugemischt. Dies zeigt sich an den E5-Hinweisen neben den Zapfpistolen. Künftig wird hier bei einigen Marken E10 vermerkt sein. APA/Kneffel

Nun wird es mit Anfang April an den meisten Tankstellen im Land zwei Umstellungen geben: Einerseits wird das Angebot vom Wintertreibstoff auf die Sommermischung umgestellt. Und andererseits von E5- auf E10-Benzin. “Die meisten großen internationalen Betreiber von Tankstellen werden umstellen”, bestätigt auch Peter Aberer, Fachgruppenobmann für den Energiehandel in Vorarlberg. “Dies ist eine Entscheidung der Konzerne, keine gesetzliche Notwendigkeit.”

Ottokraftstoffe mit maximal fünf Prozent Bioethanol wird es an diesen Tankstellen dann laut der Wirtschaftskammer Österreich voraussichtlich nur noch bei den Premiumprodukten geben. Am Beispiel der OMV bedeutet dies, dass Super 95 ersetzt wird. Um für Kundinnen und Kunden, die Bedenken haben oder aus technischen Gründen keine E10-Qualität nutzen können, ein Produkt anbieten zu können, wird der Premium-Kraftstoff OMV MaxxMotion Super 100plus in der bekannten E5-Qualität verfügbar bleiben. Man werde die Kundinnen und Kunden jedoch “zeitnah” vor der flächendeckenden Einführung informieren.

E10-Treibstoff

E10 bedeutet, dass zwischen fünf und zehn Prozent des Treibstoffes aus Bio-Ethanol besteht. In Österreich wird dieser Zusatz von der Agrana AG, bekannt für Wiener Zucker, hergestellt. Als Rohstoff kommen hier keine Nahrungsmittel, sondern Tierfuttergetreide und Abfälle aus der Tierfutterproduktion zum Einsatz, erklären Agrana, Landwirtschaftsministerium und ÖAMTC.

Die Umstellung auf E10 als primäres Benzinangebot hat Fürsprecher sowohl in der Regierung wie auch bei Automobil-Gruppierungen wie dem ÖAMTC. Schließlich ist der Treibstoff mit Alkoholzumischung ein einfaches Mittel, um die Klimabilanz bei gleichbleibenden Verkehrsaufkommen aufzubessern. Umweltschutzorganisationen warnen, den Effekt von Bioethanol im Treibstoff für den Klimaschutz nicht zu überschätzen.

Schwierig ist es jedoch für manche Automobile, die vor 2011 produziert wurden. Hier kann der Motor durch den Treibstoff korrodieren. Der ÖAMTC bietet einen Online-Check, ob ein Auto E10 verträgt. Der ÖAMTC schätzt jedoch, dass 94 Prozent der Fahrzeuge, ohne Berücksichtigung von Oldtimer, E10-tauglich sind.

Kein Aprilscherz an den Zapfsäulen: E10 kommt
Unter der Webadresse https://e10tanken.at/ werben Mobilitätsministerium, Automobilvertreter und Industrie für den Kraftstoff.

Nach Aberers Wissenstand werden vor allem die großen, internationalen Betreiber mit April auf E10 umstellen. “Es kann sich jeder Betreiber aussuchen, welchen Treibstoff er anbietet”, betont der Großhändler. Allein schon da es in Deutschland beide Kraftstoffe parallel gibt, sind beide auch weiterhin grundsätzlich verfügbar. “Es wird sicher Tankstellen mit E5 geben, aber es kann sein, dass es nicht die gewohnte sein wird”, ist Aberer überzeugt.

E5 wird zur Preisfrage

Welcher Treibstoff verfügbar ist, erkennt der Kunde an der Kennzeichnung an der Zapfpistole und -säule. Tankstellen mit zwei getrennten Benzinspeicher könnten auch beide Treibstoffe parallel anbieten. “E10 wird aber vermutlich etwas günstiger sein als E5”, schätzt Aberer. Dies liege jedoch nicht am Marktpreis, sondern an der CO2-Besteuerung. In Deutschland ist E5 etwa sechs Cent teurer als E10; Dennoch war der Marktanteil 2020 nur bei etwa 17 Prozent, 77 Prozent tankten weiterhin E5. Die endgültige Entscheidung, ob sich E10 durchsetzt, trifft damit wohl nicht der Anbieter. “Die Frage ist nun, wie es der Kunde annimmt”, weiß auch Aberer.

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https://www.vol.at/spritpreise

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