Unter Drogen am Steuer

Die Drogenanzeigen im Straßenverkehr haben sich innerhalb eines Jahres verdoppelt.
Bregenz Ein Geisterfahrer auf gefährlicher Fahrt auf der Autobahnauffahrt unter Drogeneinfluss. Über ein Dutzend zugedröhnte Berufskraftfahrer, die Polizisten bei einer Schwerpunktaktion ins Netz gehen. Ein betrunkener und benebelter Probeführerscheinbesitzer, der auf der Autobahn einen Unfall verursacht. Ein berauschter Autofahrer, der drei Polizeiautos rammt.
Die Liste an Drogenlenkern, mit denen es die Vorarlberger Polizisten in den vergangenen Monaten zu tun hatten, ist lang. Im Vorjahr gab es der unlängst veröffentlichten Verkehrsüberwachungsbilanz der Polizei zufolge 512 Anzeigen wegen Drogen am Steuer in Vorarlberg. Das sind mehr als doppelt so viele als noch 2021.
Den Anstieg ortet Peter Rüscher von der Landesverkehrsabteilung der Vorarlberger Polizei vor allem in der erhöhten Kontrolldichte und der zunehmenden Erfahrung der Beamten im Umgang mit Lenkern unter Drogen- einfluss.
„Mittlerweile gibt es in Vorarlberg 50 Polizisten, die dafür geschult sind“, berichtet Rüscher. Bevor Beamte Drogenvortests durchführen dürfen, müssen sie eine viertägige Ausbildung absolvieren. Außerdem stehe inzwischen ein Ärztepool zur Verfügung, damit Untersuchungen im Verdachtsfall rasch erfolgen können. „Das ist extrem wichtig. Zwei Stunden später kann sich die Sachlage schon wieder ganz anders darstellen.“
Grundsätzlich sei es so, dass sich die Anzeigen quer durch die Altersgruppen ziehen. „Am ehesten gibt es eine Häufung bei männlichen Fahrern zwischen 20 und 35 Jahren“, sagt Rüscher. Aber es würden auch immer wieder berauschte Frauen bei Kontrollen aus dem Verkehr gezogen. Von Verkehrsteilnehmern mit geringem Einkommen bis hin zum gut situierten Manager seien alle Berufsschichten vertreten.
Hohe Dunkelziffer
Sorgen bereitet dem Oberstleutnant die Tatsache, dass immer öfter bei Unfällen Suchtgift im Spiel ist. Zu tun haben es die Beamten auch immer wieder mit „Wiederholungstätern“ beziehungsweise solchen Lenkern, die trotz Führerscheinentziehung noch immer mit ihren Fahrzeugen unterwegs sind. Außerdem geht er von einer hohen Dunkelziffer an Fahrerinnen und Fahrern aus, die unter Alkohol- oder Suchtgiftbeeinträchtigung stehen und verweist einmal mehr auf die Gefahren, die etwa mit verminderter Reaktionsfähigkeit oder verzerrter Wahrnehmung einhergehen. „Das kann tödlich enden.“
Was die Substanzen im Zusammenhang mit Suchtgift im Straßenverkehr betrifft, so hätten etwa zwei Drittel der Lenkerinnen und Lenker, die angezeigt wurden, Cannabis konsumiert, rund ein Drittel Kokain, einige Amphetamine. Oft handle es sich um einen Mischkonsum, berichtet Rüscher. Also sprich, einen Mix aus Kokain, Alkohol, Amphetaminen und Schlafmitteln. „In letzter Zeit standen mehr Lenker unter Kokain-Einfluss. Ein langfristiger Trend ist aber keiner zu erkennen.“ Wenn aufgrund des Fahrverhaltens, einer Unfallsituation oder körperlicher Auffälligkeiten der Verdacht einer Beeinträchtigung besteht und eine Alkoholisierung ausgeschlossen wurde, kann die Polizei einen Drogentest vornehmen. Es gilt das Null-Toleranz-Prinzip.
Bei den Drogentests gibt es ein Stufenmodell. Dieses reicht vom Drogencheckformular über eine Speichelprobe, eine ärztliche Untersuchung bis hin zum Bluttest. Wer verweigert, macht sich strafbar. „Es gibt immer wieder Verweigerer. Aber grundsätzlich ist die Kooperationsbereitschaft sehr hoch“, erläutert Rüscher. VN-MEF
„In letzter Zeit sind mehr Lenker unter Kokain-Einfluss gestanden.“
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