Stofflichkeiten, Klang und Geste

Im Kunstraum Remise ist die Ausstellung „Porphyra“ zu sehen.
bludenz Künstlerinnen und Künstler aus Bulgarien, Deutschland, Österreich und Ungarn treten heuer im Kunstraum Remise (bisher Galerie allerArt) in Dialog miteinander. Sie sind etabliert, aufstrebend und decken, laut dem Verein allerArt mit Obmann Wolfgang Maurer an der Spitze, ein breites mediales Spektrum ab: mit Malerei und Skulptur, über Installation, Performance, Virtual Reality und Mode bis hin zu Sound und Video. Unter der neuen Kuratorin, der Bregenzerwälderin Luka Jana Berchtold, eröffnete im Jänner der Künstler-Kurator der vergangenen drei Jahre, der Bregenzerwälder Manfred Egender, das neue Ausstellungsjahr mit einem Werksquerschnitt.
Mit einer künstlerischen Aktion haben dieser Tage die beiden Künstlerinnen Magdalena Forster und Milena Georgieva die zweite diesjährige Exposition in der Remise eröffnet. Dabei arbeiteten sie mit Gewebe, Geste und Klang. Magdalena Forster ist Choreografin und Tänzerin. Derweil dreht sich Milena Georgievas künstlerische Praxis vorrangig um Komposition und Klangkunst. Gemeinsam vereinen die Artistinnen ihre Arbeitsweisen zu einem multidisziplinären Werk. Beeindruckt vom feinfühligen Umgang miteinander und der Verschmelzung von Körperlichkeit, Bewegung, Material und Sound, hat die kuratierende Künstlerin Luka Jana Berchtold die beiden eingeladen, ein Stück eigens für den Kunstraum Remise zu kreieren.
In der rund halbstündigen Performance ging es um eine Auseinandersetzung mit Stofflichkeiten, Klang und Geste. Der Titel des Stückes „Porphyra“ wies darauf hin, dass Rotalgen, die an Meeresküsten weit verbreitet sind und in großem Umfang unter anderem als Nahrungsmittel genutzt werden, eine wichtige Rolle spielen. In der Material-Recherche seien sie auf diesen Stoff gekommen, erläutern die Künstlerinnen. Aus der Mischung von Rotalgen und Glycerin erhält man eine weiche, flexible Substanz, die auch Bioplastik genannt wird. Diese dünne Geschmeidigkeit sei ihren Intentionen sehr entgegengekommen. „In der performativen Interaktion miteinander und der Materie entstehen Membrane wie eine zweite Haut, faltig und porös. Zudem begegnen die Körper umfassenden und durchdringenden Klängen, griffig und texturiert wie Stoff. Sie reiben sich aneinander ab, sprechen ineinander und verwickeln sich in Gesten aus kinetischen und klanglichen Archiven“, beschreiben die beiden Künstlerinnen ihren gut funktionierenden Auftritt.
Beim Sound handelt es sich um Kompositionen aus aufgenommenen Klängen, Computermusik und auch den Livestimmen der Protagonistinnen. Die bei der Performance und in der Interaktion mit dem Material entstandenen Objekte und „Sedimente“ sind im Kunstraum Remise verblieben und können als eigenständige Installation erlebt werden. Als Spuren und Ablagerungen der Performance legen die Objekte Zeugnis davon ab, was davor im Raum geschehen ist. Miterlebt haben die Performance Persönlichkeiten wie Kulturstadtrat Cenk Dogan, Augenarzt Martin Tschann, Architekt Markus Mallin, die freischaffende Künstlerin Bianca Lugmayr, Karin Fritz, Rainer Schlatter, Elisabeth Gambs sowie Josef und Martine Durig. „Durch Luka Jana Berchtold ist außerdem viel neues Publikum zu uns gekommen“, stellte Andrea Bickel vom Künstlerischen Betriebsbüro allerArt begeistert fest. Und so freute man sich im Städtle auch über die Anwesenheit lieber Gäste wie Huberta und Hedi Berchtold (Mutter der Kuratorin), Lisa Maria Meusburger, Clara Steurer, Stephanie Metzler und Johannes Nigsch. SCO



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