Insgesamt 13 Jahre Gefängnis für Ehepaar

Besuch einer Gelegenheitsprostituierten hatte für zwei Männer fatale Folgen.
Feldkirch Es begann buchstäblich mit einer „Schnapsidee“: Zwei schwer betrunkene Unterländer fassten im März vergangenen Jahres in ihrem Rausch den Entschluss, über ein „Serviveportal“ im Internet eine Prostituierte für einen Hausbesuch in die Wohnung einer der beiden Männer in Wolfurt zu bestellen.
Die Frau, es handelte sich um eine 33-jährige Serbin, die als Gelegenheitsprostituierte arbeitete, tauchte alsbald auf. Es kam zu sexuellen Handlungen. Danach verließ die Dame die Wohnung wieder. Doch nicht für lange.
Noch in derselben Nacht kam sie zurück. Begleitet von ihrem 32-jährigen serbischen Ehemann, der auch die unrühmliche Rolle ihres Zuhälters innehatte. Und der eine Brechstange in der Hand hielt. Mit diesem „Geißfuß“ brach der Mann die Wohnungstür gewaltsam auf. Anschließend sollte die Situation ins Ungeheuerliche eskalieren.
Schwere Verletzungen
Der 32-Jährige schlug auf die beiden Vorarlberger ein, bis das Blut in Strömen floss. Stichverletzungen an Händen und Knien, Prellungen, Hämatome und ein gebrochenes Nasenbein wurden attestiert. Die Ehefrau feuerte ihren Mann bei seinen brutalen Schlägen nicht nur an. Sie zog eines der Opfer an den Haaren die Treppe hinauf und zwang es dabei zuzusehen, wie das zweite Opfer mit dem „Geißfuß“ malträtiert wurde. Dann entwendete das Ehepaar aus der Wohnung noch ein Mobiltelefon, einen Laptop, einen iPod und eine Armbanduhr. Doch nur wenig später wurden die Tatverdächtigen verhaftet.
Beim Prozess am Landesgericht Feldkirch wird dem Ehepaar unter anderem schwerer Raub vorgeworfen. Im Sinne der berüchtigten „Home Invasion“. Die erstangeklagte Gelegenheitsprostituierte, die übrigens Mutter eines Kindes ist, streitet jedoch jede Schuld ab. Sie habe die Männer damals nur besucht, um bei ihnen Kokain zu erwerben.
„Aufs Brutalste vergewaltigt“
Dann der Tausch der Opferrolle: Vor Richterin Magdalena Rafolt, Vorsitzende des Schöffensenats, behauptet die Angeklagte vehement, von den beiden Vorarlbergern „aufs Brutalste vergewaltigt“ und dabei gefilmt worden zu sein.
Angebliche Videoaufnahmen
Ihr Ehemann habe sich zu Hause in Friedrichshafen aufgehalten und damit nichts zu tun, beteuert die 33-Jährige. Über ihren Begleiter von damals will sie nichts sagen, nur so viel: Sie habe gemeinsam mit ihm versucht, das Video mit den Filmaufnahmen von den beiden Männern herauszuzwingen. Darum hätten sie auch die elektronischen Geräte wie Handy und Laptop mitgenommen. Um sie später auf der Autobahn aus dem Auto zu schmeißen.
Einer der Vorarlberger und damaliges Opfer sagt als Zeuge: „Wir haben nichts gefilmt und die Frau schon gar nicht vergewaltigt.“ Beide Männer geben an, heute noch traumatisiert zu sein. Einer von ihnen erwähnt: „Wenn ich in der Nähe von mir einen geparkten Pkw mit deutschem Kennzeichen sehe, werde ich nervös.“
Staatsanwalt Philipp Höfle sagt angesichts der Verantwortung des angeklagten, nicht geständigen Ehepaars: „Ich habe es in meiner Laufbahn als Staatsanwalt selten erlebt, so beharrlich angelogen zu werden.“
Schuldig mehrerer Verbrechen
Der Schöffensenat spricht das Ehepaar schuldig wegen der Verbrechen der schweren Nötigung, der absichtlich schweren Körperverletzung und der dauernden Sachentziehung.
Die Frau wird zu sechs Jahren unbedingter Haftstrafe verurteilt, ihr Ehemann (der in Serbien schon einmal wegen Mordversuchs verurteilt worden war) zu sieben Jahren Gefängnisstrafe. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. VN-GS
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