Warum die Bananenschale aus Vorarlberg bald bis zu 200 Kilometer auf dem Tacho hat

So funktioniert das Biomüll-System ab 2024 in Vorarlberg.
Dornbirn Treffen sich zwei Biomüllsammel-Lkw an der Grenze. Der eine bringt den Biomüll aus Vorarlberg nach Amtzell im Landkreis Ravensburg. Der andere den Biomüll aus dem Landkreis Ravensburg nach Lustenau. Was nach dem Beginn eines Witzes klingt, ist bald Realität. Ein Treffen Anfang dieser Woche zwischen dem Landkreis Ravensburg, dem Amtzeller Werk für Biogas (AWB), Loacker Recycling und dem Gemeindeverband Vorarlberg verlief ergebnislos. Ein weiteres ist nicht geplant (die VN berichteten).

Ab 1. Jänner 2024 wird der Haushaltsbiomüll aus Vorarlberg somit zum Grenzgänger. Umgekehrt ist das schon seit ein paar Jahren der Fall. Möglich macht das das EU-Vergaberecht, das besagt, dass öffentliche Aufträge ab einer bestimmten Höhe öffentlich ausgeschrieben werden müssen. Der Preisunterschied zwischen den Angeboten von Loacker Recycling und AWB habe sich deutlich im zweistelligen Prozentbereich bewegt, wie der damalige Leiter der Abteilung Abfallwirtschaft und Umwelt beim Gemeindeverband, Herbert Koschier, Anfang November erläuterte. „Es ist uns gar nichts anderes übriggeblieben, als den Auftrag an den Bestbieter AWB zu vergeben.”
Der Mülltourismus mag günstiger sein, aber wie ökologisch ist er? Die VN haben den künftigen Weg des Vorarlberger Haushaltsbiomülls nachgezeichnet (siehe Grafik).
Über 1000 Fahrten
Der Biomüll wird weiterhin von den Entsorgungsbetrieben Loacker Recycling, Branner, Ennemoser und Burtscher in den Vorarlberger Gemeinden gesammelt. Damit nicht mehr alle Sammelfahrzeuge bis nach Lustenau-Königswies fahren müssen, soll mit der Umstellung am 1. Jänner 2024 eine neue Umladestation in Rankweil in Betrieb gehen. Wie der Gemeindeverband auf VN-Nachfrage mitteilte, wird sie beim Branner Erdenwerk an der Bundesstraße errichtet. Hier landet dann der Haushaltsbiomüll aus ganz Vorarlberg. Pro Arbeitstag sind demnach vier Fahrten von Amtzell nach Rankweil und retour geplant. Auf das Jahr umgerechnet macht das über 1000 Fahrten.

Beispiel St. Gallenkirch. In der Montafoner Gemeinde wird der Biomüll laut Abfallkalender jede Woche am Freitag gesammelt. Nach der Sammlung fährt das Biomüllsammelfahrzeug zur Umladestation in Rankweil (46,9 Kilometer), wo der Biomüll auf einen Lkw des Amtzeller Werks für Biogas umgeladen und damit 60 Kilometer nach Amtzell gefahren wird. Auf dem Tacho stehen dann bereits 106,5 Kilometer. Nachdem der Lkw aber zuvor schon nach Rankweil gefahren ist, kommen noch einmal 60 Kilometer dazu. Unterm Strich muss eine Bananenschale abzüglich der Sammlung also mindestens 166,5 Kilometer zurücklegen, damit sie in der Biogasanlage verwertet werden kann. Das produzierte Biogas wird dann gerne als CO₂-neutrale und umweltfreundliche Alternativ-Energie angepriesen.
Weitester Weg
Auch nicht schlecht: Von Hohenweiler, wo der Biomüll alle zwei Wochen am Donnerstag gesammelt wird, bis nach Amtzell sind es im besten Fall nur 22,2 Kilometer. Da der Bioabfall aber zunächst zur Umladestation nach Rankweil gefahren werden muss, sind es inklusive der Fahrt von Amtzell nach Rankweil 158 Kilometer. Einen der weitesten Wege hat alle zwei Wochen am Montag aber wohl der Biomüll aus Warth mit summa summarum 196 Kilometern.
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