KI hält Einzug ins Klassenzimmer

Vorarlberg / 19.03.2023 • 19:25 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Die Lehrer Philipp Varga (l.) und Andreas Schwab thematisieren Künstliche Intelligenz mit ihren Klassen. VN/Haller
Die Lehrer Philipp Varga (l.) und Andreas Schwab thematisieren Künstliche Intelligenz mit ihren Klassen. VN/Haller

Hype um ChatGPT: Über Chancen und Gefahren Künstlicher Intelligenz im Unterricht.

FELDKIRCH, BREGENZ Der derzeit vieldiskutierte ChatGPT ist ein Wendepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung: Erstmals erlebt die breite Öffentlichkeit, wozu Künstliche Intelligenz (KI) fähig ist, und wohl jeder macht sich Gedanken darüber, welche Rolle sie im eigenen Alltag und im Beruf einnehmen wird. Der Chatbot erstellt auf Basis großer Datenmengen Texte, insbesondere die vor wenigen Tagen vorgestellte vierte Version des Unternehmens OpenAI besticht dabei durch eine verblüffend hohe sprachliche Qualität. Auch vor den heimischen Schulen macht die KI keinen Halt. So sorgte die Meldung, dass ChatGPT in einem Test der Landesschülervertretung Niederösterreich große Teile der letztjährigen Zentralmatura positiv bestanden hat, für Aufsehen.

Am Bundesgymnasium Feldkirch Rebberggasse kommt die KI bereits zum Einsatz. Für Philipp Varga ist klar, dass sowohl Lehrpersonen als auch Schülerinnen und Schüler von der Software profitieren können. Vorausgesetzt, sie wird richtig eingesetzt, betont der Lehrer für Englisch und Digitale Kompetenz. „Schülerinnen und Schüler können es als Unterstützung bei verschiedenen Aufgaben einsetzen. Wichtig ist aber zu vermitteln, dass es ein Werkzeug ist und die Kompetenz, sich selbst Gedanken zu machen, unersetzlich bleibt“, erklärt Varga.

Neu denken

Jugendliche haben die Möglichkeit, ChatGPT als Editing-Tool zu verwenden, als kreative Unterstützung oder als Hilfestellung beim Verfassen von Texten. „Lehrpersonen können profitieren, indem sie es als Korrekturhilfestellung, für das Erstellen von Aufgaben oder Zusammenfassungen nutzen. Richtig eingesetzt können Arbeitsprozesse optimiert und Zeit gespart werden“, sagt Varga, der sich seit November vergangenen Jahres mit dem Programm beschäftigt und es im Unterricht zum Einsatz bringt. Allerdings müssen Lehrpersonen aufgrund von ChatGPT Unterricht neu denken, etwa wie künftig Aufgaben gestaltet sein sollen.

Lehrer Andreas Schwab hat die Möglichkeiten und Grenzen KI-basierter Chatanwendungen im Ethikunterricht zum Thema gemacht. „Die Schule kann sich vor technologischen Fortschritten nicht verschließen. Vor allem, weil sie nahezu jeden Lebensbereich betreffen“, ist der Lehrer überzeugt. Gleichzeitig birgt die KI auch Risiken. „Wichtig ist, auch das zu thematisieren“, erklärt der Ethiklehrer. Was KI nicht kann, ist alles, wofür es Empathie, Kreativität und zwischenmenschliche Interaktion braucht, sind sich beide Lehrer einig.

Es gibt im Bildungsbereich aber auch Bedenken, dass KI für Betrug oder zum Plagiat verwendet werden könnte. Außerdem werden bei ChatGPT von sich aus keine Quellen genannt, was es schwierig machen kann, Informationen zu prüfen. An vielen Universitäten und Schulen ist die Verwendung bei Prüfungen und Abschlussarbeiten schon jetzt verboten. Zur Kontrolle gibt es Programme, die ebenfalls auf künstlicher Intelligenz beruhen, etwa die Software GPTZero.

Die rechtliche Lage

Doch wie sieht die rechtliche Situation aus? Das Bildungsministerium hat zu dem Thema jüngst ein Grundsatzpapier veröffentlicht, das für die Bildungsdirektionen und die Schulen als Ausgangspunkt dient. Statt eines vorschnellen Verbots muss man sich zunächst mit den Grundlagen und Potenzialen beschäftigen und ein allgemeines Bewusstsein für diese neue Technologie schaffen, heißt es vonseiten der Vorarlberger Bildungsdirektion. Denkbar sei, dass mündliche Leistungen und Präsentationen wichtiger werden. Rechtlich sei jedenfalls bereits geregelt, dass vorgetäuschte Leistungen nicht zu beurteilen sind.

„Wichtig ist zu vermitteln, dass sich selbst Gedanken zu machen unersetzlich bleibt.“

Vor etwa einem Monat habe ich zum ersten Mal von ChatGPT gehört und es gleich ausprobiert. Manche Lehrpersonen haben es auch im Unterricht schon zum Thema gemacht. Allerdings bin ich kein häufiger Nutzer, denn man merkt, dass inhaltlich schon noch Lücken offen sind, zum Beispiel kommen viele Wiederholungen in den Antworten vor. Da muss man schon aufpassen. Manchmal nutze ich es aber als Vergleich zu meinen eigenen Texten. Insgesamt ist der technologische Fortschritt aber schon beachtlich. Christoph Graß (17), 7. Klasse

Vor etwa einem Monat habe ich zum ersten Mal von ChatGPT gehört und es gleich ausprobiert. Manche Lehrpersonen haben es auch im Unterricht schon zum Thema gemacht. Allerdings bin ich kein häufiger Nutzer, denn man merkt, dass inhaltlich schon noch Lücken offen sind, zum Beispiel kommen viele Wiederholungen in den Antworten vor. Da muss man schon aufpassen. Manchmal nutze ich es aber als Vergleich zu meinen eigenen Texten. Insgesamt ist der technologische Fortschritt aber schon beachtlich. Christoph Graß (17), 7. Klasse

Meine VWA schreibe ich zum Thema Künstliche Intelligenz beim autonomen Fahren, deswegen bin ich im Thema schon etwas tiefer drinnen. ChatGPT habe ich vor etwa einem Monat entdeckt und nutze es seither immer wieder. Zum Beispiel wenn ich meine eigenen Texte vergleichen will. Was bei ChatGPT allerdings schon ein Problem ist, dass es teilweise einfach nicht stimmt, was er schreibt. Das haben wir auch schon im Unterricht mit Lehrpersonen thematisiert. Jonas Lercher (16), 7. Klasse

Meine VWA schreibe ich zum Thema Künstliche Intelligenz beim autonomen Fahren, deswegen bin ich im Thema schon etwas tiefer drinnen. ChatGPT habe ich vor etwa einem Monat entdeckt und nutze es seither immer wieder. Zum Beispiel wenn ich meine eigenen Texte vergleichen will. Was bei ChatGPT allerdings schon ein Problem ist, dass es teilweise einfach nicht stimmt, was er schreibt. Das haben wir auch schon im Unterricht mit Lehrpersonen thematisiert. Jonas Lercher (16), 7. Klasse

KI hält Einzug ins Klassenzimmer

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