Vielfalt statt Gewalt

Vorarlberg / 21.03.2023 • 16:54 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Jugendliche bestimmen anhand von Profilbildern das Alter, den Beruf und die sexuelle Orientierung der jeweiligen Person.BI
Jugendliche bestimmen anhand von Profilbildern das Alter, den Beruf und die sexuelle Orientierung der jeweiligen Person.BI

Jugendarbeiter Marco Wagner bietet Workshops zur Prävention von Extremismus auch an Schulen an.

Bludenz „Ich war zwar selber glücklicherweise noch nie ein Opfer von Extremismus, habe aber immer wieder in meinem Umfeld rassistische Diskriminierung beobachtet“, berichtet Marco Wagner, Jugendarbeiter bei der Villa K. in Bludenz. Die Themen Gewalt, Rassismus und Extremismus beschäftigen den Sozialfachmann schon seit seiner frühen Jugend. In seiner Arbeit ist er ständig mit Erzählungen von Jugendlichen und deren diskriminierenden Alltagserfahrungen konfrontiert. Nicht zuletzt aus diesem Grund bietet er schon länger Workshops zu diesen Themenbereichen an, bei denen individuell auf die Lebenssituation der Jugendlichen eingegangen wird. Durch seine Initiative entstand unter anderem vor zwei Jahren das Filmprojekt „RASSISMUSMUSSNICHTSEIN“, in dem Jugendliche vor der Kamera von ihren schrecklichen Erfahrungen mit Rassismus berichten.

Marco Wagner absolviert derzeit den neuen universitären Lehrgang „Radikalisierungsprävention – Digitale Welten“ in Schloss Hofen in Lochau: „In diesem Lehrgang sind die Teilnehmer zur Hälfte Polizisten und die andere Hälfte Jugendarbeiter. Das ist eine ganz spannende Zusammensetzung. Beide Berufsgruppen ziehen am selben Strang, haben allerdings eine unterschiedliche Herangehensweise. Nach dem Abbau von anfänglichen Vorurteilen verstehen wir uns mittlerweile bestens.“ Der Umgang mit Vorurteilen findet auch in den Workshops zur Prävention von Extremismus seinen Niederschlag. „Seit Herbst des letzten Jahres gibt es für die Offenen Jugendarbeiten in Vorarlberg in Kooperation mit dem Dachverband der Koje erstmals die Möglichkeit, Workshops zum Thema Extremismusprävention anzubieten“, freut sich Marco Wagner. Gemeinsam mit seiner Kollegin Mara Colnago, ebenfalls Sozialarbeiterin, hat er einen entsprechenden Antidiskriminierungsworkshop konzipiert: „Das Angebot ist präventiv, niederschwellig, für die Schulen kostenfrei und kann ganz unkompliziert über die Website der Koje und des OeAD über einen Link von Lehrpersonen online gebucht werden“, erläutert der Jugendarbeiter.

Unter dem Titel „Same Same but different – Vielfalt statt Gewalt“ gibt es nun einen vierstündigen Workshop für Schulklassen ab der 7. Schulstufe, welcher Radikalisierung, Gewalt im Zusammenhang mit Extremismus und jeglichen Vorurteilen, Diskriminierungen oder menschenverachtenden Haltungen entgegenwirkt. Vor Kurzem nahm eine Klasse des Bundesgymnasiums Bludenz an so einem Workshop teil. Dieser gliedert sich in vier Module, die jeweils aufeinander abgestimmt sind.

Beim ersten Modul „wird besprochen, wie es zu einer Identitätskrise kommen und inwiefern diese über radikale Haltungen hin zu einem problematischen Verhalten führen kann“, erläutert Marco Wagner. Darauf aufbauend wird das Thema „Vorurteile“ behandelt. In Kleingruppen von jeweils vier Schülern werden unterschiedliche Profilbilder präsentiert: „Ohne irgendeine Form der Recherche-Möglichkeit wird von den Teilnehmern in fünf Minuten das Alter, der Beruf und die sexuelle Orientierung der abgebildeten Person bestimmt und anschließend präsentiert“, was zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. Dabei werden die Schüler mit eigenen, oft unbewussten Vorurteilen konfrontiert. Im dritten Modul wird das Filmprojekt präsentiert. Bei der anschließenden Diskussion werden eigene Erfahrungen thematisiert.

Im letzten Teil des Workshops steht das Thema Extremismus im Fokus. Es werden verschiedene Formen gezeigt, wie sich solche Gruppierungen im Internet präsentieren. Rechtliche Aspekte und was man tun kann, wenn man mit solchen Inhalten konfrontiert ist, sind weitere Diskussionsgrundlagen. Auch der richtige Umgang mit Medien und Quellen aus dem Internet wird behandelt, da die Rekrutierung durch extremistische Gruppen im digitalen Raum zunehmend an Bedeutung gewinnt. Methodisch besteht der Workshop aus einem Wechselspiel theoretischer Inputs, selbst reflektierenden Aufgaben, Arbeiten in Kleingruppen und gemeinsamer Diskussion. BI

„Der Workshop war voll gut. Ich habe gelernt, dass es Rassismus auch in Vorarlberg gibt. Das Thema Extremismus war sehr interessant.“ Marisol, 14, aus Dalaas

„Der Workshop war voll gut. Ich habe gelernt, dass es Rassismus auch in Vorarlberg gibt. Das Thema Extremismus war sehr interessant.“ Marisol, 14, aus Dalaas

„Rassistische Bemerkungen sind uncool und man sollte aufpassen, was man sagt. Das Thema Extremismus hat mich sehr interessiert.“ Robin, 13, aus Bludenz

„Rassistische Bemerkungen sind uncool und man sollte aufpassen, was man sagt. Das Thema Extremismus hat mich sehr interessiert.“ Robin, 13, aus Bludenz

„Der Workshop war sehr gut. Bei Rassismus in der Klasse werde ich in Zukunft einschreiten. Am spannendsten fand ich den Teil zum Thema Extremismus.“ Benjamin, 13, aus Bludenz

„Der Workshop war sehr gut. Bei Rassismus in der Klasse werde ich in Zukunft einschreiten. Am spannendsten fand ich den Teil zum Thema Extremismus.“ Benjamin, 13, aus Bludenz

„Ich weiß jetzt, dass es viele rechtsextreme Gruppierungen gibt und durch den Film, den wir gesehen haben, weiß ich jetzt, wie Rassismus sich für Betroffene anfühlt.“ Ella, 13, aus Dalaas

„Ich weiß jetzt, dass es viele rechtsextreme Gruppierungen gibt und durch den Film, den wir gesehen haben, weiß ich jetzt, wie Rassismus sich für Betroffene anfühlt.“ Ella, 13, aus Dalaas

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