Was ist nur los?
„Was ist nur mit den Menschen los?“ Ratlos steht der Satz vor dem niederösterreichischen Koalitionspakt. Ein User hat ihn im Internet hinterlassen. Dieser Satz zieht gar nicht in Zweifel, dass all das auf demokratischen Wahlen beruht. Er weiß, dass rechtsnationale Gesinnung, so verschroben sie auch erneut im Rampenlicht steht, seit je her in der Republik zuhause war, und davor in der Monarchie. Die sieben Worte bilden zusammen eine Frage, die gar keine Antwort erwartet.
Man hätte auch scherzhaft fragen können, ob die angepeilte Wirtshausprämie, die nur bei traditioneller regionaler Kost ausbezahlt wird, nun das ungarische Gulasch und die böhmischen Knödel aus den Wirtsstuben verbannt. Oder unter welches Dach die triumphierenden Corona-Leugner kriechen werden, wenn – Gotte möge abhüten – eine neue Pandemie ihre Opfer sucht. Vieles könnte man hinterfragen, nicht zuletzt, wie lange es dauern wird, bis sich der Machterhalt der ÖVP um jeden Preis bitter rächen wird.
Aber nichts davon will der Fragesteller wissen. Er denkt gar nicht an Politiker. Er denkt an all jene, die sich ständig benachteiligt fühlen. An die Verunsicherten, die sich vor der Digitalisierung, wenn sie nicht gerade ihr eigenes Handy in Gang hält, derart fürchten, dass sie ihr Heil im Zerrbild einer vermeintlich guten alten Zeit suchen. Er denkt an die Heimatlosen in einer globalisierten Welt. An die Ängstlichen und Wütenden. An all jene, die sich bald schon wieder betrogen fühlen werden, wenn sich der nächste stramme Hoffnungsträger entzaubern wird.
Thomas Matt
redaktion@vn.at
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.
Kommentar