Gerold Riedmann

Kommentar

Gerold Riedmann

Mittelschicht leidet, SPÖ streitet

Vorarlberg / 24.03.2023 • 22:12 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Seit Kurzem rufen wir unsere Leserinnen und Leser verstärkt dazu auf, uns Hinweise zu senden, über welche Themen wir berichten sollen – und wohin zu wenig Scheinwerferlicht fällt.

Drei exemplarische Zuschriften aus den vergangenen Stunden:

„Mit meiner Pension und Pflegegeld reicht es nicht für den ganzen Monat. Rutsche leider immer ins Minus”, schreibt Herr G.

Herr H. schreibt: „Weil ich meine Miete nicht zahlen konnte, muss ich Ende Monat raus. Ich weiß nicht mal, wie es weitergehen soll.”

Doch nicht nur Mieter trifft’s: „Gerne hätte ich Infos, ob es auch für Eigentümer etwas gibt – mit drei Kindern und Rückzahlung wird es langsam sehr dünn”, schreibt Herr I.

Den Rest erledigen die empfindlich gestiegenen Kreditzinsen. Die Geldknappheit hat sich bis tief in die Mittelschicht gefressen. Wir spüren das aktuell auch bei den Anfragen an das VN-Sozialprojekt „Ma hilft” sowie den VN-Ombudsleuten Erich Schwärzler und Gottfried Feurstein.

Staatliche Eingriffe in den liberalisierten Energiemarkt sind zur Regel geworden, an allen möglichen (und unmöglichen) Stellen sollen Sonderzahlungen, Boni und Rabatte den Druck rausnehmen. Kurzum: Die politische Themenlage war lange nicht sozialdemokratischer als jetzt.

Die Sozialdemokratie hat sich ausgerechnet diese ihre Zeit ausgesucht, um im Chaos zu versinken. Hans Peter Doskozil und Pamela Rendi-Wagner disqualifizieren sich dadurch beide.

Die Meinungsumfrage-Spielchen beginnen. Eine SPÖ mit Doskozil an der Spitze käme über 30 Prozent, während die Rendi-Wagner-SPÖ auf 24 Umfrage-Prozent zurückgefallen ist. Längst ist die Frage nicht mehr, ob die SPÖ von Rendi-Wagner oder Doskozil geführt werden soll. 48 Stunden haben gereicht, dass sich ein breites Feld an Kandidaten der (nicht bindenden) Mitgliederabstimmung stellen will. Die Frage, ob früher alles besser war, treibt offenbar auch jene Sozialdemokraten um, die Ex-Kanzler Christian Kern aus dem Hut zaubern wollen. So weit, so unübersichtlich. Und nun?

Die SPÖ beschäftigt sich auf Sicht ausschließlich mit sich selbst. Das ist auch der Grund, warum die ÖVP-Grünen-Regierung sich jede noch so schwache Performance leisten kann, um die verbleibende Zeit abzusitzen: es fällt schlichtweg nicht auf.

Die Sozialdemokraten lenken all ihre Aufmerksamkeit allein auf ihren armseligen Jahrmarkt der Eitelkeiten. Statt sich um die Sorgen und Nöte der echten Menschen zu kümmern, wird eine rote Casting-Show gestartet.

Zurückgelassen werden die Menschen. Da ein Bonus, dort ein Rabatt – aber die Inflation galoppiert weiter.

Wie geht es Ihnen aktuell? Haben Sie einen Hinweis, welchen Themen wir uns annehmen sollten? Schreiben Sie uns bitte: gerold.riedmann@vn.at – http://VN.AT/sum3fw

Gerold Riedmann

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Gerold Riedmann ist Chefredakteur der Vorarlberger Nachrichten.

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