So arbeiten Phantombildzeichner

Ein Besuch bei den Fahndern des Landeskriminalamts, die Tätern ein Gesicht geben.
Bregenz Zuerst öffnet sich am Bildschirm ein Feld mit Gesichtsformen. Gruppeninspektorin Maria Schertler wählt eine ovale Form aus und zieht diese ins Hauptfeld. Dann folgen die Augen. 671 verschiedene Augenpaare stehen zur Verfügung. Per Doppelklick landet eines davon im virtuellen Gesicht. Im dritten Schritt folgt die Nase. Über 500 scheinen im Computerprogramm auf. “Schmal, lang, kurz”, erklärt Schertler, klickt auf eines der Felder und zieht die Nase im Gesicht schmaler. Weiter geht es mit Mund, Haaren und Ohren. Innerhalb von Minuten hat die Beamtin zu Vorführzwecken mithilfe einer speziellen Software ein Porträt eines imaginären Täters erstellt.

Schertler hat gerade eine Grundausbildung zur Phantombildzeichnerin in Deutschland absolviert. “Ich brauche ja langsam dann eine Nachfolge”, sagt Chefinspektor Thomas Wagner, der lange Zeit der einzige Phantombildzeichner in Vorarlberg war.
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Wagner erinnert sich noch an einige erfolgreich verlaufene Fälle, bei denen mittels Phantombildern Polizisten auf die richtige Spur gebracht und Täter ausgeforscht werden konnten. Sie alle hat er in einer Mappe gesammelt. So konnten beispielsweise zwei Straftäter in Bregenz anhand eines Phantombilds innerhalb nur einer Stunde identifiziert werden. Ein Phantombild wurde nach einem Raub länderübergreifend an Polizeidienststellen übermittelt. “Ein Kollege aus Deutschland hat sich daraufhin gemeldet, der den Gesuchten erkannt hat”, erinnert sich Wagner.

Für Schertler und Wagner ist es verblüffend, wie realitätsnah Phantombilder aufgrund von Beschreibungen erstellt werden können. Oft haben es die Fahnder ja mit traumatisierten Menschen zu tun.
Ein Phantombild zu erstellen, dauert circa eine Stunde.
Maria Schertler, Gruppeninspektorin
Um ein Phantombild erstellen zu können, sei die Wahrnehmung der Zeugen essenziell, erläutert Schertler. Die Phantombildzeichner versuchen dabei, mit Fragen Bilder zurück ins Gedächtnis zu rufen. Zum Einsatz kommt am Beginn der Befragung eine Checkliste, bei der es auch um Dinge wie Kleidung und besondere Merkmale geht.

Ein Phantombild zu erstellen, dauert circa eine Stunde, erklärt Schertler. “Länger sollte es nicht dauern, da beim Zeugen die Konzentration nachlässt.” Beim Job ist viel Einfühlungsvermögen gefragt. Wenn nötig, absolvieren die Fahnder auch Hausbesuche.
Waren es früher nur schwere Verbrechen, bei denen Phantombilder zum Zug kamen, so kommt das Hilfsmittel heute beipielsweise auch bei Diebstählen oder beim Auftreten von falschen Polizisten zum Einsatz.
Auch im Fall der beiden unbekannten Toten, welche im Herbst 2019 in einem Waldstück in Dornbirn Gütle entdeckt wurden, veröffentlichte die Polizei Phantombilder. Dabei wurde im Vorfeld eine Gesichtsweichteilrekonstruktion in Deutschland in Auftrag gegeben. “Leider hat sich dieser Fall immer noch nicht aufgeklärt”, sagt Wagner. Für ihn ist es ein Rätsel, warum auf die beiden bislang keine Vermisstenmeldung zutrifft.
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