Wenn Wohneigentum zur Belastung wird

Vorarlberg / 28.03.2023 • 20:41 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Wohnkosten steigen im Land weiter an.
Wohnkosten steigen im Land weiter an.

Zwischen Resignation und Hoffnung: Corinna Alge (46) kämpft als Alleinerziehende mit steigenden Kreditraten und Betriebskosten.

Lustenau Während sich die Politik bei Wohnkosten streitet, wird für viele Betroffene die Luft finanziell immer dünner. Corinna Alge (46) ist alleinerziehende Mutter. 2014 hatte sich die Lustenauerin den Traum der eigenen vier Wände verwirklicht. Heute kämpft sie mit massiv gestiegenen Kreditraten und Betriebskosten. „Es gibt Phasen, wo ich nur noch weine, weil es so nicht weitergehen kann. Dann denke ich wieder, es wird sich die Situation schon wieder verbessern“, erzählt die 46-Jährige. Wie ihr geht es immer mehr Menschen im Land.

Die Freude war groß, als Corinna Alge vor acht Jahren unweit ihrer Eltern in eine hübsche Neubauwohnung einzog. „Damals hat alles gepasst.“ Sie hatte etwas Geld angespart, die langfristig angelegte Rückzahlung für einen empfohlenen variablen Kredit habe kein Problem dargestellt. „Ich wollte etwas Eigenes besitzen, damit ich später in der Pension keine hohen Wohnkosten mehr habe.“

Finanzielle Reserven schmelzen

Mit der Geburt ihres Sohnes Max, heute sechs Jahre alt, schien das Glück im neuen Eigenheim perfekt. Dann kam die Trennung von ihrem Partner und mit ihr erste Existenzsorgen. Corinna Alge war jetzt alleinerziehende Mutter in Karenz. Geldsorgen habe sie aber keine gehabt. Mit den Einnahmen, Unterstützung der Eltern und Erspartem kam sie über die Runden. „Das ist auch heute noch so. Aber die finanziellen Reserven schmelzen dahin. Wenn es so bleibt, komme ich noch ein, zwei Jahre durch.“

Corinna Alge arbeitet in einer 40-Prozent-Teilzeitanstellung in einem Speditionsunternehmen. Wie viele Alleinerziehende beschreibt sie einen schwierigen Spagat zwischen möglichst viel verdienen und doch genug Zeit fürs Kind zu haben. Max (6) ist der Lebensmittelpunkt der 46-Jährigen. Für ihn verzichtet sie gerne.

Ihr Leben ist – je nach Tagesverfassung – geprägt von Resignation und Hoffnung. „Sparen, alles zusammenhalten oder sich doch etwas gönnen“, fragt sich Alge immer wieder. Ein bisschen was sei ihr noch geblieben. Die Preisspirale setzt den Finanzen aber kräftig zu. Allein die Kreditrate und die Betriebskosten hätten sich innerhalb eines Jahres um ein Drittel erhöht.

„Keine Freude mehr“

Der Blick ist nach vorne gerichtet. Vielleicht gehe ja irgendwo wieder eine Tür auf. Möglicherweise beruhige sich die Situation ja auch wieder, hofft Corinna Alge. Wahrscheinlich sind zuvor aber weitere Zinserhöhungen. Das würde das verbliebene kleine finanzielle Polster weiter schmelzen lassen. „Die eigenen vier Wände sind für mich zur Belastung geworden. Es ist keine Freude mehr. Auch nicht, dass ich dann etwas in der Pension habe, das mir gehört.“

Mit der Politik geht Alge hart ins Gericht. So würden mit den verschiedenen Zuschüssen nur großzügig Zuckerl verteilt. Die Regierung sollte aber das Problem an der Wurzel packen und die Teuerung bekämpfen. Während die politischen Parteien bei den Wohnkosten streiten, geht es den Betroffenen immer schlechter. Corinna Alge weiß auch aus ihrem Umfeld, dass sie längst nicht die Einzige ist. Egal ob Miete oder zu finanzierendes Eigentum: Wohnen ist für viele – gerade auch in der Mittelschicht – kaum noch erschwinglich.

Trotz der finanziell schwierigen Situation will die 46-jährige Mutter weiter um den Traum vom Eigenheim kämpfen. „Ich möchte die Wohnung unbedingt halten – auch für meinen Sohn Max.“

Kreditrate und Betriebskosten sind innerhalb eines Jahres um ein Drittel gestiegen.VN/Gasser
Kreditrate und Betriebskosten sind innerhalb eines Jahres um ein Drittel gestiegen.VN/Gasser
Corinna Alge kämpft als alleinerziehende Mutter mit den hohen Wohnkosten.
Corinna Alge kämpft als alleinerziehende Mutter mit den hohen Wohnkosten.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.