Hilferufe der Ärzte im Bregenzer Spital
Bregenz Die Interne Abteilung im Landeskrankenhaus Bregenz bleibt ein Sorgenkind. Personal ist offenbar weiterhin nur schwer zu finden. Die Übernahme des Primariats durch den Chefarzt des Landeskrankenhauses Hohenems, Günter Höfle, im November 2022 sollte die Situation beruhigen und stabilisieren. Darauf hoffte jedenfalls die Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG).
Dieser Plan scheint allerdings nur bedingt aufgegangen zu sein, denn nun sollen es die Hausärzte als freie Dienstnehmer im Landesspital richten. Das neue Dienstmodell wurde von der KHBG gemeinsam mit einigen Allgemeinmedizinern und den Bregenzer Primarärzten ins Leben gerufen, wie es in einem Schreiben an die Kollegen in der Niederlassung heißt. Als Gründe werden unter anderem ein rasant steigendes Patientenaufkommen in den Ambulanzen und Engpässe im ärztlichen Bereich angegeben. Der Ansatz wird als „interessant und vielversprechend“ beurteilt.
Personelle Stabilisierung
KHBG-Direktor Gerald Fleisch bestätigte auf VN-Anfrage, wonach das Projekt zur personellen Stabilisierung beitragen soll, betonte aber gleichzeitig, dass es vor allem um die Verstärkung der Randzeiten in den, wie er anmerkt, völlig überlaufenen Ambulanzen gehe. Sieben Ärzte, sowohl jüngere wie auch ältere, hätten sich schon gemeldet, ein Arzt sei bereits im Dienst.
Auf Solidaritätsbasis
Mit im Boot ist auch die Ärztekammer. Sie war in Rechtsfragen im Zusammenhang mit der Entwicklung des freien Dienstvertrags eingebunden, übernahm die Information für die Allgemeinmediziner und ist laut dieser „sehr gerne zur Unterstützung bereit“, sollte ein solches Modell auch in anderen Krankenhäusern des Landes etabliert werden. Ärztekammerpräsident Burkhard Walla sprach von einem Modell auf Solidaritätsbasis und einer schönen Zusammenarbeit, verneinte jedoch eine Dauerlösung.
„Nicht nur die Interne in Bregenz, auch die Allgemeinmedizin ist in Not“, gab er zu bedenken und ergänzte: „Wir helfen vorübergehend gerne aus, können aber nicht auf Dauer die personellen Löcher in den Spitälern flicken.“ Dafür brauche es strukturelle Veränderungen. Als Zusatznutzen sieht Walla, dass ältere Ärzte wertvolles Wissen an Junge weitergeben und einzelne vielleicht zur Allgemeinmedizin bringen. Ob das Ganze ein Erfolg wird, könne er nicht abschätzen. Gerald Fleisch glaubt: „Die gemeinsame Sichtweise ist zumindest kein schlechtes Zeichen“ und lobt den regionalen Pilotversuch: „Er scheint gut zu sein.“
Filterfunktion
Laut einer von der KHBG durchgeführten Erhebung gehören zwei Drittel der Ambulanzbesucher nicht dorthin. Verschiedenste Kanalisierungsversuche, das zu ändern, sind bislang allerdings gescheitert. Nun sollen Allgemeinmediziner eine Filterfunktion übernehmen und dabei helfen, das Patientenaufkommen effizient zu bewältigen. Außerdem sollen sie Turnusärzte bei allgemeinmedizinischen Fragen auf den Stationen unterstützen. Als Randzeiten, die es zu verstärken gilt, werden in den Anforderungen Montag bis Freitag 17 bis 22 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 10 bis 20 Uhr genannt. Als Voraussetzungen sind Erfahrung, Kompetenz und ein aktueller Eintrag in der Ärzteliste mitzubringen. Der Aufruf des LKH Bregenz richtet sich an aktive und pensionierte Allgemeinmediziner. „Wir sind froh um jeden, der zusätzlich kommt“, sagt Gerald Fleisch. Entlastung sollen vor allem die Interne und die Unfallchirurgie erfahren.
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