„Das Dienstmodell ist besser als gar nichts!“

Vorarlberg / 31.03.2023 • 19:46 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Thomas Steurer findet klare Worte für die Personalmisere am LKH Bregenz.
Thomas Steurer findet klare Worte für die Personalmisere am LKH Bregenz.

LKH-Zentralbetriebsrat fordert nachhaltige Lösung zur Entlastung der Ambulanzen.

Bregenz „Das Problem schwelt seit Jahren. Es musste akut etwas passieren, damit uns die Leute, die noch da sind, nicht auch davonlaufen.“ Eine langfristige Lösung kann die Aushilfe durch Hausärzte im LKH Bregenz aus Sicht von Thomas Steurer (54), dem Vorsitzenden des Zentralbetriebsrats der Vorarlberger Landeskrankenhäuser, aber nicht sein. Für eine dauerhafte Entlastung vor allem der Internen Abteilung brauche es eine dem Spital vorgelagerte Einrichtung: „Wie das Kind dann heißt, ob Primärversorgungseinheit oder Ambulante Erstversorgungseinheit, ist egal.“ Wie die VN berichteten, sucht das LKH Bregenz aktuell dringend nach aktiven und pensionierten Allgemeinmedizinern, die helfen sollen, den Ambulanzbetrieb effizient zu gestalten. Sieben Interessenten haben sich gemeldet, ein pensionierter Arzt ist bereits im Dienst.

Hohe Frequenzen

Die Interne Abteilung im LKH Bregenz kommt nur schwer zu Ruhe. Im November 2022 übernahm schließlich der Chefarzt des LKH Hohen-
ems, Günter Höfle, die Leitung. KHBG-Management und Thomas Steurer attestieren ihm eine gute Arbeit. „Er ist sehr bemüht“, bekräftigt Steurer und ergänzt: „Die Interne in Bregenz muss sich gegenüber jener in Feldkirch nicht verstecken. Sie leistet viel.“ Das wird auch aus den hohen Ambulanzfrequenzen ersichtlich. 2021 etwa verzeichnete die Interne über 32.200 Ambulanzbesuche, fast 35.400 waren es in der Unfallambulanz. Beide Abteilungen sollen durch das nun gestartete neue Projekt entlastet werden, das auf eine verstärkte Personalpräsenz zu den Randzeiten abzielt. Die als freie Dienstnehmer tätigen Allgemeinmediziner sollen eine Filterfunktion übernehmen, denn 70 Prozent der Ambulanzbesucher gehören dort nicht hin. „Dem Spital wäre damit natürlich geholfen, weil weniger Patienten auf die Interne kommen“, sagt Thomas Steurer. Im Endeffekt müsse nämlich immer ein Internist herhalten.

PVE in Spitalsnähe

Seit Jahren gibt es im LKH Bregenz schon eine sogenannte Ambulante Erstversorgungseinheit (AEE). So richtig ins Laufen kam sie aber nie. Das Interesse vonseiten der Ärzteschaft war gering. Derzeit sind laut Steurer drei Allgemeinmediziner angestellt. Das zwischen Krankenhausbetriebsgesellschaft und Ärztekammer getroffene Arrangement bezeichnet der Betriebsrat in der aktuell schwierigen personellen Situation als Notmaßnahme: „Es geht darum, dass die Mitarbeitenden in den Ambulanzen der Internen und Unfallabteilung rasch entlastet werden. Da ist das neue Dienstmodell besser als gar nichts, und ich hoffe, dass es funktioniert.“ Gleichzeitig lässt Thomas Steurer keinen Zweifel daran, dass es eine andere und langfristige Form der Entzerrung bei den Ambulanzströmen braucht. Obwohl die schon einmal gewälzte Idee eines PVE in Spitalsnähe begraben wurde, führt aus seiner Sicht an einer ähnlichen Einrichtung kein Weg vorbei, will man der steigenden Ambulanzfrequenzen irgendwie Herr werden. Allein das LKH Bregenz verzeichnete 2021 mehr als 99.000 ambulante Frequenzen.

Die Ärztekammer sieht das Modell, wie berichtet, als Solidaritätsbeitrag, stellte aber klar, dass sie die Ambulanzentlastung nicht lösen kann. Beide Bereiche, also auch der niedergelassene, seien mehr als ausgelastet, sodass Aufgaben nicht von einem in den anderen Bereich verlagert werden könnten, ohne entsprechende zusätzliche personelle und finanzielle Ressourcen zu schaffen. VN-MM

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