Wie der Arbeitsalltag hinter Gittern aussieht

Für die Justizanstalt Feldkirch wird dringend Personal gesucht. Ein Besuch im Gefängnis.
Feldkirch Hinter dicken grauen Betonmauern mit Stacheldraht und vergitterten Fenstern: Dort befindet sich die Arbeitsstelle von Julia Berthold. “Hier bleibt es leer, falls jemand nachts eingeliefert wird”, erklärt die Justizwachebeamtin und sperrt eine der blauen Türen in einem Trakt der Justizanstalt Feldkirch auf. Im Raum gibt es ein Stockbett, einen Kasten, einen Tisch mit Stuhl, einen Heizkörper, einen Fernseher – der Boden ist übersäht mit Abnutzungsspuren. Es handelt sich um einen Zweierhaftraum im Gefängnis in Feldkirch, welches ansonsten voll belegt ist.

“Unser Job hat viel mit Betreuung zu tun”, erzählt Berthold. Morgens steht ein Rundgang an, bei dem die Justizwachebeamten mit den Häftlingen über ihre Anliegen sprechen. “Wir sind den ganzen Tag in Kontakt mit den Insassen.” Die Aufgaben reichen von Vorführungen vor Gericht oder Rechtsanwälten, Überwachung bei Spaziergängen, Essens- und Medikamentenausgabe bis hin zur Unterstützung bei Aus- und Weiterbildungsprogrammen für die Häftlinge.

Berthold arbeitet seit acht Jahren als Justizwachebeamtin und ist in Feldkirch unter anderem für das sogenannte Recruiting zuständig. Genauso wie bei Polizei und Bundesheer mangelt es bundesweit auch in Justizanstalten seit Jahren an Mitarbeitern. Im Gefängnis in Feldkirch stehen demnächst wieder Pensionierungen an.
Unser Job hat viel mit Betreuung zu tun. Wir sind den ganzen Tag in Kontakt mit den Insassen.
Julia Berthold, Justizwachebeamtin
Derzeit sind 14 Planstellen offen. In Vorarlberg versuchen die Zuständigen nun, mit persönlicher Betreuung von Bewerbern und einem Mentorenprogramm bei Interessierten zu punkten. Außerdem gab es mittlerweile Gehaltsverbesserungen. Das Einstiegsgehalt für Justizwachebeamte liegt derzeit bei rund 2200 Euro netto. Während der sechsmonatigen Theorieausbildung gibt es 1300 Euro.
“Es handelt sich beim Exekutivdienst natürlich um einen anspruchsvollen Job”, sagt Berthold und fügt hinzu: “Es geht hier in Feldkirch beispielsweise um mehr als 120 Insassen und da muss man sich seiner Verantwortung bewusst sein.”

Grundsätzlich sei es so, dass das Aufgabenspektrum beziehungsweise die verschiedenen Einsatzbereiche der Justizwachebeamte in der Öffentlichkeit einfach zu wenig bekannt seien und es daher nicht einfach sei, Personal zu finden. Gefragt wären vor allem auch Quereinsteiger aus Handwerksberufen, die bereit wären, die insgesamt einjährige Ausbildung zu absolvieren und die Häftlinge bei diversen Arbeiten anzuleiten.



“Hier geht es zur Wäscherei”, sagt Berthold, sperrt eine Tür auf und wieder zu und schreitet weiter durch die Gänge. Insassen reinigen hier Kleidung, Handtücher und Bettwäsche. In einer der unteren Etagen erledigen zur gleichen Zeit zwei Häftlinge gerade kleinere Arbeiten für einen Vorarlberger Großbetrieb. In der Gefängnisküche werden unterdessen gerade die Portionen für die Essensausgabe vorbereitet.

“Sehr begehrt ist die Sportgruppe”, berichtet die Justizwachebeamtin. Allerdings gibt es mehr Anmeldungen als Plätze. Im Fitnessraum steht zweimal pro Woche Training auf dem Programm. Eine Stunde pro Tag dürfen die Häftlinge auch im Freien bzw. im Innenhof verbringen, wobei sie von den Justizwachebeamten überwacht werden. Des Weiteren gibt es Yoga- oder Malkurse. Auch Bücher können in der hauseigenen Bibliothek ausgeliehen oder Sprachkurse absolviert sowie Pflichtschulabschlüsse nachgeholt werden.

“Der Beruf ist sehr abwechslungsreich und vielfältig”, sagt Berthold. Neben den Einsatzbereichen in den Betrieben oder im Büro gibt es auch noch eine Betriebsfeuerwehr und eine Einsatzgruppe für schnelle Zugriffe.
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Was die Voraussetzungen betrifft, so sei neben Volljährigkeit, einem einwandfreien Leumundszeugnis, der körperlichen Eignung und der österreichischen Staatsbürgerschaft eine stabile Persönlichkeit wichtig. “Eine gute Work-Life-Balance ebenso”, sagt die Justizwachebeamtin. Gerade nach einem längeren Dienst hinter Gittern.

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