Diese Vorarlberger Sterne strahlen in Deutschland

Vorarlberg / 05.04.2023 • 15:23 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Peter Hagen-Wiest, der auf dem Weg an die Spitze auch im Bregenzer Deuringschlössle arbeitete, hat mit seinem Restaurant Ammolite im Europapark Rust wieder zwei Sterne geholt. <span class="copyright">FA</span>
Peter Hagen-Wiest, der auf dem Weg an die Spitze auch im Bregenzer Deuringschlössle arbeitete, hat mit seinem Restaurant Ammolite im Europapark Rust wieder zwei Sterne geholt. FA

Guide Michelin Deutschland: Vorarlberger Köche überzeugen die Jury. Ruf nach einem Michelin-Restaurantführer für Österreich.

Karlsruhe Mit Bangen warten die Spitzenköche deutscher Restaurants auf den jährlichen Sterneregen, der – so die Kritiker es wollen – auf sie niederregnet. Am Dienstagabend war es im Konzerthaus Karlsruhe wieder so weit.

Der Guide Michelin ist der Pionier der Restaurantbewertungen, und Sterne wiegen in Ländern, in welchen der Guide aktiv ist, nach wie vor schwerer als die Auszeichnungen anderer Restaurantführer. Ein Umstand, der Österreichs besten Köchen und ihren Interessenvertretern nicht behagt, nicht behagen kann, da man sich auch weltweit zu den Feinschmecker-Hotspots zählt. Über 1000 Gastronomen haben die Petition bereits unterzeichnet und verweisen darauf, dass mittlerweile kleine Nachbarländer wie Slowenien und Kroatien einen eigenen Führer haben. Laut Fachmagazin Gast „eine Peinlichkeit“. Der letzte Guide in Österreich ist im Jahr 2019 erschienen, derzeit sind nur die Städte Wien und Salzburg Teil der „Hauptstadt“-Ausgabe. Insider sind übrigens guter Dinge, dass es gelingt, Österreich wieder auf die Michelin-Landkarte zu hieven.

<p class="caption">Punktgenaues Abschmecken, keine modischen Effekte und eigener Stil. Gäste und Kritiker sind begeistert von Sigi Schelling. <span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker"><span class="copyright">Rumpf</span></span></p>

Punktgenaues Abschmecken, keine modischen Effekte und eigener Stil. Gäste und Kritiker sind begeistert von Sigi Schelling.  Rumpf

Bislang wurde im Deutschen Sterne-Guide das Kleinwalsertal mitbewertet, das scheint nun nicht mehr der Fall zu sein, wie die Liste der ausgezeichneten Lokale zeigt. „Wir wissen auch nicht, warum die Kilian Stuba heuer nicht aufscheint“, man vermute, so Roland Gunst, stv. Direktor des Travel Charme Ifen Hotels, dass das mit der Neuauflage eines Österreich-Guides zusammenhänge, doch sicher sei, dass Sascha Kemmerer, der seit über einem Jahrzehnt als einziger Koch auf Vorarlberger Boden mit einem Stern ausgezeichnet wird, auch weiterhin mit einem Stern bewertet ist, auch wenn er in der aktuellen Liste nicht aufscheint. Wünschen würde man sich, so Gunst, dass man auch weiterhin im deutschen Guide geführt werde, weil schließlich wenige Gäste aus Österreich und viele aus Deutschland kommen.

Kein Vorarlberger, aber ein Koch, der sich in der Roten Wand in Lech-Zug zu Österreichs Koch des Jahres entwickelt hat, begeistert auch die Münchner. <span class="copyright">Foto: Rote Wand</span>
Kein Vorarlberger, aber ein Koch, der sich in der Roten Wand in Lech-Zug zu Österreichs Koch des Jahres entwickelt hat, begeistert auch die Münchner. Foto: Rote Wand

Kemmerer ist nur in Vorarlberg der einzige Koch mit Stern. Gleich mehrere Vorarlberger Kochkünstler dürfen sich über eine Auszeichnung an ihren deutschen Schaffensstätten freuen. Mit zwei Sternen ist der Harder Peter Hagen-Wiest der 2023 höchstdekorierte Exil-Vorarlberger, der deutsche Zungen begeistert. Das Ammolite, wie sein zum Europapark Rust zählendes Lokal heißt, wurde bereits als bestes Restaurant Deutschlands ausgezeichnet. Hagen überzeugt mit „Hochküche ohne Hokuspokus“, er „kocht eine klassisch basierte Küche mit modernen Einflüssen, die er angenehm ausgewogen umsetzt und das mit zwei Menüs, „Around the World“ und vegetarisch „Green Forest“.

Toni Neumann, Chefkoch im Lindauer Villino, zählt zur Spitze nicht nur am Bodensee. <span class="copyright">R&amp;C</span>
Toni Neumann, Chefkoch im Lindauer Villino, zählt zur Spitze nicht nur am Bodensee. R&C

Nicht ganz vorarlbergerisch ist der zweite Zweisterner. Max Natmessnig, der bis vergangenen Herbst den Chefs Table der Roten Wand bekochte, überzeugt die feinen Zungen auch in einem der feinsten Restaurants von München. Im Restaurant des Feinkostimperiums Alois Dallmayr hat er auf Anhieb zwei Sterne bekommen. Das Beispiel Natmessnig zeigt aber auch das Dilemma der unbesternten österreichischen Restaurantszene. Will man international reüssieren, muss man sich die Sterne woanders holen.

Sascha Kemmerer hält seit über zehn Jahren eine Haube in der Kilian Stuba im Ifen Hotel. <span class="copyright">VN/sca</span>
Sascha Kemmerer hält seit über zehn Jahren eine Haube in der Kilian Stuba im Ifen Hotel. VN/sca

Bestätigt wurde auch der Stern der Hittisauer Ausnahmeköchin Sigi Schelling für ihre Wohlfühlküche im Werneckhof in München. Sie wurde 2022 außerdem vom Magazin „Der Feinschmecker“ zur Köchin des Jahres gewählt und vertritt ihre Heimat auch mit ausgezeichneten Produkten aus dem Land in der Bayern-Metropole. Den Stern bestätigt haben die Tester auch dem SEO Küchenhandwerk, wo der ehemalige Patron des Dornbirner Restaurants „Zum Verwalter“, Michael Ritter, sein Kompetenz souverän zeigt. Im Seehotel Seevital in Langenargen, wo das Restaurant situiert ist, lässt Koch Roland Pieber ein achtgängiges Überraschungsmenü servieren, das mit seiner Kombination regionaler und internationaler Küche viele Gäste auch aus Vorarlberg anlockt.

Für Vorarlberger Fine-Dine-Afficionados ist das Villino in Lindau ein seit vielen Jahren angesteuertes Mekka des guten Geschmacks. Dass das auch nach dem Ausscheiden der Kochlegende Reiner Fischer so geblieben ist, ist dem Wahl-Dornbirner Toni Neumann, der seit 2017 für das noble Hotelrestaurant den Kochlöffel schwingt, anzurechnen. Seine drei Menüs, davon eines vegetarisch, überzeugte auch die Michelin-Tester vom „Leben wie Gott am Bodensee“.

Guide Michelin

Die Inspektoren des Guide Michelin, der am April 1900 erstmals und damals nur für Frankreich erschien, testen regelmäßig und anonym Hotels und Restaurants. Dabei treten sie wie ganz normale Kunden auf: Sie reservieren ihren Tisch und bezahlen ihre Rechnung genau wie jeder andere Gast auch. Diese Anonymität macht den Erfolg des Guide MICHELIN aus. Die Michelin-Inspektoren sind offen für alle Küchenstile. Ob klassisch französisch, innovativ, ob regional, mediterran, asiatisch oder orientalisch geprägt, sämtliche Häuser werden nach den gleichen Kriterien beurteilt.  Für die Sterne-Vergabe zählt einzig und allein die Qualität des servierten Essens. Dies bedeutet, dass für diese Auszeichnung nur die Küchenleistung und die Qualität der verwendeten Produkte zählen.

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