Milka-Riesen aus der Alpenstadt

Bludenz hat sich früh für die Großtafel entschieden.
Bludenz Im österreichischen Markt gab es schon früh Großtafeln. Sie waren größer, aber vor allem dicker als 100-Gramm-Tafeln und sollten das Erlebnis bieten, in Schokolade richtig hineinbeißen zu können. Schon 1932 wurde für Milka und Bittra je eine Tafel mit 200 Gramm angeboten, exakt zum doppelten Preis der 100 Gramm. Immerhin 15 Prozent der Schokolade wurden als 200-GrammTafeln verkauft. Ab 1960 wurden 300-Gramm-Tafeln angeboten.
Um 1965 ließ Direktor Bösch die Milka 300-Gramm-Tafel mit gerösteten Haselnüssen füllen und als Milka-Ganznuss anbieten. Großen Erfolg erzielte er damit vor allem in den Tourismusgebieten Tirol, Salzburg und Kärnten: In Deutschland gab es Ähnliches nicht und so war die Milka-Ganznuss schnell ein beliebtes Mitbringsel deutscher Touristen.
Um 1988 wurden in Österreich über 2000 Tonnen Milka-Riesen verkauft, was rund 25 Prozent der Milka Tafelschokolade entsprach.
Erst spät in Deutschland
In Deutschland gab es auch eine Milka-Großtafel. Die wog 250 Gramm und wurde in einem Pappschuber als Geschenkartikel verkauft zu einem Preis, der etwa vier Tafeln 100 Gramm entsprach. Entsprechend niedrig war deren Bedeutung: Nur um 500 Tonnen wurden im Jahr verkauft.
Als Hans Herzog 1990 vom Generalmanager in Bludenz zum Regionalpräsidenten für D-A-CH befördert worden war, machte er die deutschen Kollegen auf dieses übersehene Marktpotenzial aufmerksam und tatsächlich bestellten diese für das Jahr 1992 in Bludenz 2000 Tonnen. Allerdings ist der deutsche Markt zehn Mal so groß wie der österreichische, also erwartete das Bludenzer Management, dass eher mit 10.000 Tonnen Produktion für Deutschland zu rechnen sei.
Für solche zusätzlichen Mengen war in Bludenz kein Platz und so kam es 1992 zu einer historischen Management-Klausur im Sporthotel Gaschurn. Dort wurde beschlossen, die Produktion des eigenen Schlüsselprodukts Milka 100 Gramm auf-zugeben und diese Größe zukünftig aus Lörrach zu beziehen, um so die Produktion von Riesen steigern zu können. Nicht alle Beteiligten waren dafür, das sichere Produkt aufzugeben zugunsten einer unsicheren Zukunft.
Großtafeln für ganz Europa
Schon drei Jahre später hat sich diese Entscheidung als zukunftsweisend für Bludenz erwiesen: 1995 wurde der Kekseinleger für die 300-Gramm-Tafel Milka konstruiert und Milka mit Keks wurde ein Renner: 6000 Tonnen wurden davon im ersten Jahr produziert, überwiegend für den deutschen Markt.
Anlässlich des Überschreitens der Produktionsmenge von 40.000 Tonnen in Bludenz hat Gerold Trommelschläger 1996 eine Sonderverpackung für eine Tafel Schoko & Keks aufgelegt. Diese Tafeln wurden nur an die Mitarbeiter ausgegeben.
Heute werden in Bludenz ausschließlich Großtafeln produziert, außer Milka auch Cadbury, Suchard, Bensdorp, Marabou und Lacta, europaweit für den Mondelez-Konzern, insgesamt etwa 80.000 Tonnen pro Jahr.

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