Immer weniger Wohneigentum

Vor allem bei Jüngeren ist die Quote in vergangenen Jahren eingebrochen.
In Vorarlberg leben immer mehr Menschen in Miete, gehören immer weniger Leuten die „vier Wände“, in denen sie leben: Die Eigentumsquote ist allein in den vergangenen zehn Jahren von 60 auf 57 Prozent der Haushalte gesunken. Im Bundesländervergleich ist der Rückgang damit überdurchschnittlich stark ausgefallen.
Vielerlei Gründe
Gründe für die Entwicklung könnte es viele geben. So gibt es vor allem bei Migranten aus anderen EU-Ländern ein Kommen und Gehen. Von ihnen kaufen sich die wenigsten ein Haus. Oder: Mit einem solchen Kauf geht in der Regel auch eine längerfristige Bindung einher. Das könnte einer Sehnsucht nach mehr Ungebundenheit widersprechen.
„Die weitaus begehrteste Wohnform ist Eigentum. Es gibt jedoch ein Leistbarkeitsproblem.“
Michael Klien
Wohnbauexperte
Wirklich ins Gewicht fällt das jedoch nicht. Michael Klien, Wohnbauexperte beim Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO, berichtet von einer Studie, in der das unter die Lupe genommen worden ist. Ergebnis: „Die weitaus begehrteste Wohnform ist Eigentum. Auch bei Jungen. Es gibt jedoch ein Leistbarkeitsproblem.“ Und das schon seit ungefähr 2015: Damals habe sich der Rückgang der Eigentumsquote beschleunigt.
Also lange vor dem Inkrafttreten verschärfter Kreditvergaberichtlinien und dem Beginn fortlaufender Zinserhöhungen im vergangenen Jahr. Laut Klien ist das darauf zurückzuführen, dass damals zwar die Finanzierung günstig war, die Immobilienpreise selbst aber schon für immer mehr Menschen unerschwinglich wurden. Das hat sich zugespitzt: Jetzt ist auch die Finanzierung teurer geworden.
Dazu kommt ein schlechte Einkommensentwicklung, wie Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen analysiert: „Wir haben das vor Corona untersucht und festgestellt, dass sie bei Jüngeren negativ ist, es unter Berücksichtigung der Inflation also zu einem Rückgang gekommen ist in den vergangenen Jahren.“

Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass Jüngere immer länger in Ausbildung sind, also später ins Erwerbsleben einsteigen und Geld verdienen; damit dauert es auch länger, bis sie ohne Erbschaft oder Schenkung allein durch Leistung genug haben, um an ein Eigenheim denken zu können.
Einbruch der Eigentumsquote
Gerade bei unter 35-Jährigen ist die Eigentumsquote laut Amann eingebrochen: 2010 hätten hierzulande 38 Prozent ein Haus oder eine Wohnung besessen. „Heute sind es nur noch 29 Prozent.“ Das sei beunruhigend. Eigentum habe Vorteile. Zum Beispiel: „Wenn ein Kredit abbezahlt ist, bedeutet das eine massive Entlastung und bewahrt etwa eher vor Altersarmut.“ Michael Klien kann das nur bestätigen. Er verweist auf die extremen Mietpreisentwicklungen und sieht „eine Art Versicherung gegen Wohnkostensteigerungen“.
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