Unsichtbare Prävention: Jugendarbeit in Dornbirn

Vorarlberg / 18.04.2023 • 16:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Unsichtbare Prävention: Jugendarbeit in Dornbirn
Die offene Jugendarbeit ist einer der eher unsichtbareren Beiträge zum Wohlbefinden in Dornbirn. VN

Die halbe Woche suchen die Jugendarbeiter der OJAD den Kontakt zu den Jugendlichen auf der Straße.

Dornbirn Manche Beiträge zu Sicherheit und Wohlbefinden im öffentlichen Raum sind mehr, manche weniger sichtbar. Zu Zweiteren zählt die mobile Jugendarbeit der Offenen Jugendarbeit (OJAD) in Dornbirn.

Cihan An und Yasemin Polat sind jede Woche auf der Straße, um sich der Jugendlichen anzunehmen. <span class="copyright">VN/RAuch</span>
Cihan An und Yasemin Polat sind jede Woche auf der Straße, um sich der Jugendlichen anzunehmen. VN/RAuch

Mit der Arena in Dornbirn Schoren, dem Mädchen*treff in der Bergmannstraße und dem Vismut nahe dem Bahnhof gibt es öffentliche Räume, in denen die Jugendlichen willkommen sind. “Auf der einen Seite sind wir im Haus, auf der anderen auch draußen”, versichert Yasemin Polat. Sechs Leute rund um die 37-Jährige und Cihan An (44) bilden auf eineinhalb Vollzeitstellen das multikulturelle Team der mobilen Jugendarbeit. Mittwoch bis Samstag sind sie in Dornbirn unterwegs, um die Jugendlichen an den Hotspots aufzusuchen. “Wenn ein Anliegen eines Anrainers oder der Stadt besteht, dann sind wir da parat und vor Ort”, versichert Polat. Ihr Ziel: Probleme ansprechen, Möglichkeiten eröffnen und Perspektiven anbieten.

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Die Kooperation mit der Stadt, Behörden und dem öffentlichen Nahverkehr ist eng, mit regelmäßigem Austausch. Jugendliche seien aber auch nicht das große Problem am Dornbirner Bahnhof oder im öffentlichen Raum allgemein. “Aber auch ich als Frau empfinde die Situation am Bahnhof nicht als schwierig”, betont Polat. “Ich bin auch der Meinung, man braucht keine Angst zu haben.” Die Messerattacke vergangene Woche war ein tragischer Einzelfall und nicht die Regel. “Leider war uns der Jugendliche nicht bekannt, er ist uns vorher nicht aufgefallen”, bedauert An. “90 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahren kennen wir.”

Die Fahrradwerkstatt "Blitzventil" im Vismut ist eine der Werkstätten der OJAD. <span class="copyright">VN/Rauch</span>
Die Fahrradwerkstatt "Blitzventil" im Vismut ist eine der Werkstätten der OJAD. VN/Rauch

Aufgrund der Lockdowns wurde das Publikum der Jugendarbeiter mit etwa 14 Jahren grundsätzlich jünger: “Nach der Pandemie ist die neue Generation nicht mehr so vertraut mit unseren Angeboten, wo die Jugendzentren sind und was man da macht”, räumt An ein. Dass es hier Orte ohne Konsumzwang gibt, an denen sie auf Augenhöhe akzeptiert werden, muss manchen erst aufgezeigt werden. “Es geht auch darum, manche von ihnen aufzufangen”, betont der 44-Jährige. Im Albatros hinterm Vismut können Jugendliche den Pflichtschulabschluss nachholen, in den Werkstätten von Job ahoi lernen sie bei der Arbeit an Booten bis Fahrrädern geregelte Tagesabläufe kennen. Am Freitag wird in der Arena gemeinsam gekocht und gegessen. “Sie können hier ihren Geburtstag feiern. Sie haben einen Raum in der Stadt”, verdeutlicht der 44-Jährige.

Im Albatros zieren Bilder der Absolventen den Gang.<span class="copyright"> VN/RAuch</span>
Im Albatros zieren Bilder der Absolventen den Gang. VN/RAuch

Von mangelnder Chancengleichheit, Alltagsrassismus, Existenzsorgen und Teuerung bleiben auch die Jugendlichen nicht verschont. “Sie wünschen sich Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, die Perspektiven aufzeigen und ein offenes Ohr haben”, betont Polat. “Von hier aus bekommen sie eine positive Sicht auf die Zukunft”, betont An. Etwas, das nicht jeder Jugendliche zu Hause oder in seinem Umfeld hat.

In der Werkstätte, in der ansonsten Boote seetüchtig gemacht werden, baut man derzeit an Fotokästen. <span class="copyright">VN/RAuch</span>
In der Werkstätte, in der ansonsten Boote seetüchtig gemacht werden, baut man derzeit an Fotokästen. VN/RAuch

Dass ihre Arbeit auf der Straße wichtig ist, zeige sich schnell beim Blick über die Landesgrenzen hinweg: Den Randalen in Städten wie Berlin an Silvester oder an Halloween in Linz ging meist ein Rückbau der mobilen Jugendarbeit voraus, warnen die beiden.

Der Bahnhof Dornbirn hat täglich 26.000 Fahrgäste laut Verkehrsverbund. Dies wäre vergleichbar mit der U-Bahnstation Neubaugasse auf der Wiener Mariahilferstraße. Gemessen daran sei die Lage zwar für Vorarlbergerinnen und Vorarlberger ungewohnt, aber ruhig. <span class="copyright">APA/ROLAND SCHLAGER</span>
Der Bahnhof Dornbirn hat täglich 26.000 Fahrgäste laut Verkehrsverbund. Dies wäre vergleichbar mit der U-Bahnstation Neubaugasse auf der Wiener Mariahilferstraße. Gemessen daran sei die Lage zwar für Vorarlbergerinnen und Vorarlberger ungewohnt, aber ruhig. APA/ROLAND SCHLAGER

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