Arlberg-Russen-Krimi entschieden

Luxushotel Aurelio konnte Sanktionen juristisch abschütteln.
LECH Gastronomie auf höchstem Niveau, Luxusurlaub direkt an der Skipiste an einem der schönsten Plätze leicht oberhalb von Lech. Doch die Eigentumsverhältnisse des Hotel Aurelio sorgen seit 2007 für Schlagzeilen. Zuletzt stand das Hotel unter Sanktionen gegen die russischen Eigentümer. Seit heute ist das nicht mehr der Fall, wie die VN erfuhren.
Komplexe Eigentumsverhältnisse
Noch vor etwas mehr als einem Jahr gehörte das Luxushotel Aurelio in Lech am Arlberg dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska. Erst erfolgte der Verkauf an seine Hotelgruppe „Ghost“ wenige Wochen vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine. Dann wurde das Hotel an seinen Cousin Pavel Ezubov weitergereicht, der dann die Eigentümerschaft so verteilte, dass das Hotel nicht mehr im Eigentümerverzeichnis „Wireg“ als unter Kontrolle des sanktionierten Oligarchen Deripaska auftauchte.
Die EU-Sanktionen wurden dennoch über das Hotel verhängt, technisch geschieht das unter anderem durch einen Plombierungs-Eintrag im Firmenbuch. Jetzt ist diese Plombe verschwunden. „Es ist nun erstmals gerichtlich festgestellt, dass das Hotel Aurelio nicht von Russland-Sanktionen betroffen ist“, das Aurelio-Anwald Ronald Bauer von einer Wiener Kanzlei.
Wirtschaftskrimi
Rund um das Aurelio entspann sich ein bemerkenswerter Rechtsfall. Es ist nämlich eine weitgehend unbekannte rechtliche Situation. Wie werden Sanktionen praktisch verhängt, welche Auswirkungen haben sie – und im Fall des Lecher Luxushotels: Wie bekämpft man sie juristisch?
Das noble Chalet des Aurelio kann für 40.000 Euro gemietet werden – pro Nacht. Nun sei jede Banküberweisung fünf Mal gecheckt worden, Firmen hätten aus Gründen der Vorsicht von Buchungen abgesehen, heißt es aus Lech. Damit ist unter anderem der wichtige Zimmervermittler Booking.com gemeint. Das Risiko, mit einem Hotel mit Sperrvermerk im Firmenbuch Geschäfte zu machen, war zu groß. „Die Sanktionen haben unsere Arbeit ungemein behindert, die Mitarbeiter wurden angefeindet.“ Ein Wunder, dass die Saison so über die Bühne gegangen ist“, sagt der langjährige Geschäftsführer Axel Pfefferkorn den VN.
Staatsanwalt ermittelte
Denn als Medien berichteten, dass über das Aurelio Russland-Sanktionen verhängt wurden, geschah das maßgeblich durch einen Bericht der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN). Das löste Sperrvermerke in Grund- und Firmenbuch aus. Im Herbst wurde vom Landesgericht Feldkirch die Plombe im Grundbuch entfernt. Doch weil der Betrieb im Aurelio weiterging, leitete die DSN bei der Staatsanwaltschaft Feldkirch ein Ermittlungsverfahren gegen Pavel Ezubov, die russischen Gesellschafter des Hotels und Geschäftsführer Pfefferkorn wegen des Verdachts von Sanktionsverletzungen ein. Wie die VN aus Gerichtskreisen erfahren haben, werde dieses Verfahren „unverzüglich eingestellt“.
Die Freude am Arlberg ist nun groß. Pfefferkorn bedankt sich bei seinen Rechtsanwälten Michael Krüger und Ronald Bauer. Sie hatten die Sanktionen über zehn Monate lang bekämpft. „Die Schäden, die meiner Mandantin durch das substanzlose Handeln der DSN entstanden sind, werden bei der Republik Österreich geltend gemacht. Ein Amtshaftungsverfahren ist anhängig“, sagt Ronald Bauer den VN. VN-rie

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