Motorradfreak mit langen Fingern

Vorarlberg / 20.04.2023 • 22:22 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Der Angeklagte zeigte sich vor Richter Richard Gschwendter vollumfänglich geständig: „Ich wurde von einem Impuls geleitet.“vn/gs
Der Angeklagte zeigte sich vor Richter Richard Gschwendter vollumfänglich geständig: „Ich wurde von einem Impuls geleitet.“vn/gs

Im Radius von 200 Metern war kein Bike vor dem 29-jährigen Unterländer sicher.

Feldkirch Da gab es vor nicht allzu langer Zeit einen Verdächtigen, in dessen näherer Umgebung innerhalb kurzer Zeit auffallend viele Motorräder aus Tiefgaragen gestohlen wurden. Bei der polizeilichen Hausdurchsuchung in der Wohnung dieses Mannes trat dann recht Augenscheinliches zutage.

Schuldeingeständnis

Da war von Flachzangen, Kombizangen, Seitenschneidern bis hin zu Inbusschlüsseln alles zu finden, wofür ein Dieb mit handwerklicher Begabung zum Knacken von allerlei fremdem Eigentum die nötige Verwendung findet. Schließlich brauchte es dann nicht mehr allzu vieler Beweise: Bereits bei der damaligen Einvernahme durch die Polizei war der 29-Jährige umfangreich geständig, die Taten begangen zu haben. Nach fünf Monaten Untersuchungshaft kommt es am Landesgericht Feldkirch zum Prozess. Am Schuldbewusstsein des Angeklagten hat sich seither nichts geändert. Unumwunden gibt der bereits zweifach Vorbestrafte zu, innerhalb kurzer Zeit insgesamt 23 Einbruchsdiebstähle verübt zu haben. Seine Beute: Vor allem Motorräder. Ferner aber auch Führerscheine, Reisepässe und Kennzeichentafeln.

Richter Richard Gschwendter fragt den Beschuldigten nach seinem damaligen Motiv: „Was wollten Sie denn mit den ganzen Motorrädern machen?“ Worauf der Beschuldigte Erstaunliches zur Antwort gibt: „Ich war vorher in stationärer psychiatrischer Behandlung und bekam Medikamente. Bei mir wurde eine bipolare Störung diagnostiziert. Wieder draußen, setzte ich die Medikamente ab und inhalierte Gas. Und es fing wieder an. Es war ein Impuls. Ein Größenwahn überkam mich. Als ich ein Motorrad sah, wollte ich es und nahm es mir einfach. Alles geschah im Umkreis von 200 Metern von meiner Wohnung.“ Mit einem der Bikes fuhr er 600 Kilometer. Ein anderes stellte er bei einem Spielplatz ab. Sämtliche Motorräder konnten sichergestellt und ihren Besitzern zugeordnet werden. Auch der Großteil seiner weiteren Beute. Darunter Umhängetaschen, Abdeckplanen – und rote Socken. Der Schaden hielt sich in Grenzen.

Doch wie war der 29-Jährige vorgegangen? Der elektrotechnisch versierte Mann schilderte, wie er Schlösser knackte, Kabelstränge verband und kurzschloss. Er wird im Sinne der Anklage (unter anderem wegen des Verbrechens des gewerbsmäßigen Diebstahls) schuldig gesprochen. Das Urteil – 13 Monate unbedingte Haftstrafe – nimmt er an, die Entscheidung ist rechtskräftig. VN-gs

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