Nach zwei Infarkten schätzt Annelies das Leben über alle Maßen

Die Montafonerin Annelies Krenn (63) überlebte zwei Herzinfarkte.
TSCHAGGUNS Hinter Annelies Krenn (63) liegt ein arbeitsreiches Leben. Gemeinsam mit ihrem Mann Peter betrieb sie den Frisiersalon Krenn in Schruns. Das kinderlose Ehepaar lebte für den Beruf. Zehnstundentage waren die Regel. In den kurzen Arbeitspausen gönnte sich die Friseurin eine Zigarette. Abends waren es ein paar mehr. „Ich habe am Tag bis zu 15 Zigaretten geraucht“, erinnert sich Annelies, die bereits als Lehrling angefangen hatte zu rauchen. An dem Tag, als Lukas, ihr Patenkind, geboren wurde – am Nikolaustag 2006 – rauchte sie ihre letzte Zigarette. „Ich dachte mir: ,Jetzt bist du Gota. Wenn du einmal mit dem Kind Fußball spielen möchtest, dann musst du mit diesem Laster aufhören.“ Dass sie es schaffte, von den Glimmstängeln loszukommen, erfüllt Annelies heute noch mit Genugtuung. Aber es gibt auch etwas, das sie bereut. „Ich habe früher zu wenig auf meinen Körper gehört und gewisse Symptome einfach ignoriert.“
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel
Am Morgen des 13. Mai 2013 zeigte ihr der Körper seine Grenzen auf – und das auf äußerst dramatische Weise. „Es traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ich war zu Hause, ging gerade über eine Stiege hinauf, als mich ein unheimlicher Schmerz durchfuhr. Mein linker Arm tat unglaublich weh. Auch in der Brust hatte ich starke Schmerzen und einen heftigen Druck. Es war, als ob man mir das Herz abdrücken würde. Ich spürte kalten Schweiß auf meiner Haut.“ Mit schwacher Stimme rief sie nach ihrem langjährigen Gefährten und meinte zu ihm: „Peter, jetzt hab‘ ich entweder einen Herzinfarkt oder einen Kreislaufkollaps.“ Peter reagierte umgehend, verständigte Arzt und Rettung. Im Spital in Feldkirch diagnostizierte man einen Hinterwandinfarkt. „Mir wurden vier Stents implantiert.“ Nach und nach erholte sich Annelies vom Herzinfarkt. Aber so fit wie früher ist sie nicht mehr. „Mir fehlen die Ausdauer und die Luft, wenn ich aufwärts gehe. Das Herz ist nicht mehr so leistungsfähig.“ Jetzt hatte sie auch einen neuen, unsichtbaren Begleiter: die Angst. „Bei der kleinsten Unpässlichkeit kam sie bei mir hoch. Ich befürchtete erneut einen Herzinfarkt.“ Die Reha in Schruns tat ihr gut. „Durch die Therapien bekam ich Selbstvertrauen und Sicherheit für den Alltag.“ Mit der Zeit flaute ihre Angst ab. „Aber ganz weggegangen ist sie nie. Einmal begleitet sie mich mehr, einmal weniger.“
Peter quälte Verlustangst
Auch Peter verschonte die Angst nicht. Ihn quälte nach dem dramatischen Ereignis Verlustangst. „Anfangs wollte ich meine Frau nicht mehr allein lassen“, gesteht der pensionierte Friseurmeister. Annelies und Peter, die seit mehr als 40 Jahren miteinander durchs Leben gehen, hängen sehr aneinander. „Wir sind froh, dass wir uns noch haben. Je älter wir werden, desto mehr brauchen wir einander.“
Die Montafonerin sieht seit dem Herzinfarkt das Leben insgesamt mit anderen Augen. „Ich schätze es mehr, lebe bewusster und genieße alles mehr.“ Bei ihren täglichen Spaziergängen sticht der Pensionistin die Schönheit der Natur dermaßen ins Auge, dass sie oft staunend stehen bleibt. „Vor dem Infarkt sah ich die Blumen am Wegrand nicht.“ Nach jedem Spaziergang dankt sie Gott, „dass ich das noch sehen und erleben darf“.
Mit dem Hubschrauber ins Spital
Aus ihrem Glauben an Gott und die Engel hat Annelies immer viel Kraft gezogen. Diese benötigte sie auch, als sie am 19. November 2022 abermals einen Herzinfarkt erlitt. „Er kam erneut aus heiterem Himmel. Ich hatte dieselben Symptome wie beim ersten.“ Und wieder ging es um Leben und Tod. Mit dem Hubschrauber wurde die Notfallpatientin ins Spital in Feldkirch geflogen. Dort wurde ihr ein weiterer Stent gelegt. Annelies zeigt sich nachhaltig beeindruckt vom medizinischen System in Vorarlberg. „Die Rettungskette funktionierte tadellos. Und im Spital wurde ich bestens versorgt. Es ist unglaublich, was dort geleistet wird.“
Nach dem zweiten Herzinfarkt wurde die pensionierte Friseurin noch dankbarer. Dass sie abermals überlebte und eine weitere Chance bekam, kommt für sie einem Wunder gleich. „Ich danke Gott jeden Tag dafür, dass er mich beschützt und begleitet.“ VN-KUM

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