Massen von Weißfischen bevölkern Häfen

Gute Laichbedingungen im Vorjahr ließen ihre Zahl explodieren.
BREGENZ Der Blick hinunter zum Wasser am Bregenzer Hafen ist nicht ohne Schwindelgefahr. Dort wuselt und zappelt es unaufhörlich. Direkt an der Hafenmauer rund um den Bug der Sonnenkönigin offenbart sich ein Schauspiel, das derzeit an vielen Bodenseehäfen zu beobachten ist. „Es sind Schwärme von Weißfischen. Ungewöhnlich viele, ja“, erklärt Markus Holzer (55), ranghöchster Fischereiaufseher am heimischen Bodenseeufer. Vor allem Lauben, Güstern und Rotaugen tummeln sich zu Tausenden an diesen speziellen Orten.
Warum diese Massen? „Die Antwort darauf ist einfach“, weiß der Experte. „Diese Fische fanden im Vorjahr geradezu ideale Laichbedingungen vor. Es war den ganzen April warm und wenig stürmisch. Bessere Voraussetzungen für die Entwicklung dieser Fische gibt es nicht.“
Bald wieder mehr Egli?
Warum sich diese Fische vor allem in Häfen aufhalten, lässt sich ebenfalls einleuchtend erklären. „Im Hafenbereich sind sie am besten geschützt, dort ist es ruhig. Zum idealen Schutz gehört auch das Zusammenrotten in großen Schwärmen. Denn diese kleinen Fische stehen natürlich bevorzugt auf dem Speisezettel von Raubfischen“, klärt der Fischereiexperte auf. Zum Verspeisen eignen sich die Weißfischschwärme leider kaum. „Dafür sind sie zu klein“, begründet Holzer. Und doch hat das massenhafte Auftreten von Günstern und Lauben einen positiven Nebeneffekt für Liebhaber von Speisefischen aus dem Bodensee. „Von dieser Massenvermehrung haben auch Karpfen, Barsch, Wels, Zander und Hecht profitiert“, lautet die gute Botschaft des Fischerei-Aufsehers. Auch wenn das noch dauern wird. „Aber in zwei, drei Jahren könnte es wieder einmal deutlich mehr Egli (bei uns Kretzer genannt) geben. Sofern nicht andere Einflüsse deren Entwicklung verhindern.“
Felchen in Not
Keinen Einfluss hat das massenhafte Auftreten der kleinen Weißfische auf den Felchenbestand. Sie sind keine Nahrung für den beliebtesten Speisefisch des Sees, der sich zudem auch nicht in Ufernähe aufhält.
Auf den dramatischen Einbruch des Felchenbestandes 2022 hin möchte die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) nun aber Maßnahmen setzen. So soll nicht nur der Besatz besser geschützt, sondern auch Stichlinge als Feinde der Felchen in konzentrierter Form gejagt werden. „Im Raum steht auch ein Schonjahr für die Felchen. Also dass sie ein Jahr nicht mehr gefischt werden dürfen“, sagt Nikolaus Schotzko, Fischereibeauftragter des Landes. Konkrete Beschlüsse wird es am 21. Juni bei der jährlichen IBKF-Konferenz geben. VN-HK

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