Keinen Joint aus dem Automaten

Früherer Primar Witzmann für Cannabis auf Rezept.
Schwarzach Alfred Witzmann leitete früher als Primar die Neurochirurgie am Landeskrankenhaus, nun ist er im Bereich der Schmerztherapie tätig. Für ihn steht am Mittwoch in Vorarlberg LIVE außer Frage, dass Cannabis in der Medizin einen Platz verdient hat. „Es ist Gott sei Dank immerhin nicht so, dass man Cannabis zur Gänze nicht ärztlich verordnen könnte“, räumt Witzmann ein. Einige wenige Präparate sind zugelassen und verordenbar. „Was aber fehlt, ist das Medizinalcannabis.“ Das aus der weiblichen Cannabisblüte gewonnene THC-haltige Marihuana kann derzeit in Österreich nicht verschrieben werden.
Breites Spektrum
Dabei ist Witzmann von der Wirksamkeit der Pflanze in ihrer Gesamtheit überzeugt. „Aus meiner Sicht spricht gar nichts dagegen, dass man Medizinalcannabis auch hier in Österreich zulässt“, verweist er auf ähnliche Zugänge in der Schweiz und Deutschland. Gerade für sein Tätigkeitsfeld, die Schmerztherapie, sei Cannabis bei Therapieresistenz hilfreich. „Das heißt, Sie haben Schmerzen, die man anderweitig nicht behandeln kann“, erklärt der Mediziner. „Darüber hinaus kann man es auch bei Krämpfen einsetzen.“ So sei der Einsatz der Pflanze etwa im Rahmen von Multipler Sklerose gut untersucht. Hinzu kommt die Verwendung in der Krebstherapie, hier kommen auch die in Österreich zugelassenen Präparate zum Einsatz.
Doch wofür braucht es dann das medizinische Marihuana? „Das ist alles wunderbar, aber das Medizinal-Blütencannabis – das wie gesagt noch fehlt – hätte den großen Vorteil, dass es eben auch eine sehr breite Wirkung hat“, betont Witzmann. Er verweist hier auf das Zusammenspiel der unterschiedlichsten Inhaltsstoffe. Damit wäre es eine sinnvolle Alternative zu den zugelassenen Opiaten. Zu dieser Gruppe zählen etwa auch Morphium und das namensgebende Opium, die ebenfalls ein hohes Suchtpotenzial mit sich bringen können. „Das wäre ein echtes Alternativmedikament dazu“, betont der frühere Primar.
Forschungsstand
Einen mangelnden wissenschaftlichen Wissenstand lässt Witzmann nicht gelten. „Es gibt Hunderte Studien dazu, es gibt ganze Reihen von Studien, die die Wirksamkeit von Cannabis belegen“, sieht er kein stichhaltiges Argument in der Behauptung. Es sei ja auch nicht gewollt, dass Cannabis auf einer Stufe mit Zigaretten gestellt wird und einfach mal aus dem Automat gezogen werden kann. „Das ist ja auch ein Präparat, ein Arzt muss das verordnen.“
Ein Arzt muss es verordnen. Das ist dasselbe, wie auch ein Arzt Opiate verordnen muss, damit sie eingesetzt werden können.

Alfred Witzmann sieht in Österreich einen Bedarf nach medizinischem Cannabis.
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