„Eine Fügung des Heiligen Geistes“

Vorarlberg / 28.04.2023 • 19:45 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Bischof Benno Elbs im VN-Interview: „Mein Wunsch ist es, dass ich in Vorarlberg bleiben darf.“VN/Rhomberg
Bischof Benno Elbs im VN-Interview: „Mein Wunsch ist es, dass ich in Vorarlberg bleiben darf.“VN/Rhomberg

Bischof Benno Elbs spricht über sein Jubiläum, den Zustand der Kirche, Klimakleber und seine Zukunftswünsche.

Feldkirch Am 8. Mai 2013 wurde Benno Elbs zum Diözesanbischof von Feldkirch ernannt. Dabei war dieses Amt in seiner Lebensplanung eigentlich nicht vorgesehen. „Ehrlich gesagt, hat mich die Anfrage ziemlich überrascht“, erzählt er. Aufgrund der verschiedenen Gerüchte, die damals im Umlauf waren, habe er mit jemand anderem gerechnet. Am Ende der Bedenkzeit gab es ein klares Ja zum Bischofsein.

Stand von Ihrer Seite aus auch ein Nein im Raum?

Elbs Es gibt den Gedanken des Gehorsams, meine Grundhaltung war jedoch immer, dass ich als Priester für die Kirche da sein und das, was ich kann, dort einsetzen möchte. Nein sagen würde bedeuten, dass ich es nicht kann. Gesundheitliche Probleme oder Überforderung wären Gründe gewesen, Nein zu sagen, die spürte ich aber nicht.

Sie haben eine psychotherapeutische Ausbildung. Warum sind Sie doch in die Seelsorge gegangen?

Elbs Wie jeder junge Mensch hatte auch ich bei der Berufsentscheidung eine Palette von Interessen. Mein ursprünglicher Plan war es, Krankenhausseelsorger zu werden. Ich war auch schon zur Spezialausbildung in Heidelberg angemeldet. Die Ausbildung im therapeutischen Bereich habe ich gemacht, weil ich mir nicht sicher war, ob ich Priester werden will oder nicht. Im Rückblick würde ich es als eine Fügung des Heiligen Geistes bezeichnen, weil sie für meinen Weg als Priester genau das Richtige war. Das Heilende, das Aufrichten von Menschen hängt stark mit der Seelsorge zusammen.

Wie würden Sie die Kirche beschreiben? Wurde sie moderner oder ist sie immer noch, wie viele behaupten, ziemlich rückständig in ihrem Handeln und Denken?

Elbs Ich glaube, dass die Kirche sehr modern ist, was den Umgang mit Menschen angeht. Umweltfragen, Armut, Migration, die ungerechte Wirtschaft, die entschiedene Hinwendung zu den Armen oder der Einsatz gegen den Krieg sind Themen, die die Welt beschäftigen und denen sich Papst Franziskus intensiv widmet. Konservativ ist die Kirche in ihren Strukturen. Das muss man unterscheiden. In manchen Bereichen, wie jener der Frauenfrage, würden sich viele mehr Bewegung wünschen. Da ist auch der jetzige Papst sehr bewahrend.

Was halten Sie persönlich von den Klimaklebern?

Elbs Die Lage ist ernst, um nicht zu sagen sehr ernst. Es braucht Zeichen, die gehört werden. Deshalb verstehe ich Leute, wenn sie zu dramatischen Mitteln greifen, aber kein Protest darf andere Menschen verletzen und Dinge zerstören. Dort ist für mich die Grenze. Ziel eines Protestes ist ja eine positive Bewegung. Deshalb stellt sich die Frage, ob man mit gewissen Aktionen nicht das Gegenteil auslöst, nämlich eine Ablehnung des berechtigten Anliegens.

Welche Ziele konnten Sie als Diözesanbischof umsetzen?

Elbs Das Evangelium verkünden, das Gebet für die Menschen und das Da-Sein für sie: Das sind die Grundpfeiler für mein Priester- und Bischofsein. Ein Bischof kann allein jedoch gar nichts. Es sind die vielen Mitarbeitenden, Pfarren und Ehrenamtlichen, die Kirche ausmachen. Der Bischof muss das fördern. Extrem viel tut die Kirche in der Begleitung von Menschen in Krankheit, Not, Trauer. Ein zweiter Punkt sind die vielen schönen Gottesdienste. Doch Glaube und Beten gehen ohne gelebte Nächstenliebe nicht. Es gibt in unserem Land viele Menschen, die in ihrer Lebenssituation arm sind. Auch dort muss die Kirche sein. Ebenfalls wichtig ist der Kontakt mit jungen Leuten. Dort gibt viele Initiativen und Dinge, die sehr gut gelingen.

Wie wirkt ein Landesbischof bei strukturellen Veränderungen mit?

Elbs Im Endeffekt kann man als Teilkirche nur Argumente einbringen und immer wieder darüber reden. Das tue ich. Beim Thema Frau in der Kirche ging zumindest in einer Frage viel vorwärts. So dürfen jetzt auch Laien, das heißt Frauen und Männer, Leitungsfunktionen, die vorher nur Kardinälen vorbehalten waren, übernehmen. Die Vizeregierungschefin des Vatikan beispielsweise ist eine Frau. Im theologischen Bereich geht wenig vorwärts. Die derzeit laufende Synode beschäftigt sich mit genau solchen Fragen.

Wird Vorarlberg auch in den kommenden 10 Jahren einen Diözesan­bischof Benno Elbs haben?

Elbs Mein Wunsch ist es, dass ich in Vorarlberg bleiben darf. Ich würde mir außerdem wünschen, dass die Menschen für den Bischof beten.

Wiedersehen mit Papst Franziskus: Bischof Benno Elbs im Dezember 2022 im Vatikan.
Wiedersehen mit Papst Franziskus: Bischof Benno Elbs im Dezember 2022 im Vatikan.
Über Bischof Benno Elbs’ Besuch freuen sich die Teilnehmer der jährlichen Russ-Ausfahrt besonders.
Über Bischof Benno Elbs’ Besuch freuen sich die Teilnehmer der jährlichen Russ-Ausfahrt besonders.
„Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertraue ihm, er wird es fügen.“ Dieses Wort aus Psalm 37,5 hast sich Benno als sein Bischofsmotto gewählt. VN/Steurer, VATICAN MEDIA, Privat
„Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertraue ihm, er wird es fügen.“ Dieses Wort aus Psalm 37,5 hast sich Benno als sein Bischofsmotto gewählt. VN/Steurer, VATICAN MEDIA, Privat
Erinnerungen an die Kindheit: Benno Elbs an seinem ersten Schultag.
Erinnerungen an die Kindheit: Benno Elbs an seinem ersten Schultag.
Freudiger Tag: Am 30. Juni 2013 wurde Benno Elbs im Feldkircher Dom zum Bischof geweiht.
Freudiger Tag: Am 30. Juni 2013 wurde Benno Elbs im Feldkircher Dom zum Bischof geweiht.

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