Leise Entwarnung in Hochreute

Vorarlberg / 02.05.2023 • 20:09 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Am Dienstag fand eine Begehung mit der WLV statt. VOL.AT/Mayer
Am Dienstag fand eine Begehung mit der WLV statt. VOL.AT/Mayer

Messungen beim Hangrutsch in Hörbranz geben Hoffnung. Konkrete Maßnahmen in Planung.

Hörbranz In Hörbranz Hochreute ist die Welt von einem auf den anderen Tag buchstäblich aus den Fugen geraten. Wie berichtet, haben sich an einem Waldhang in der Nacht auf Samstag 100.000 Kubikmeter Fels gelöst. Dieses Material drückt nun auf eine alte Rutschmasse, die dadurch in Gang gesetzt wurde. Aufhalten lässt sich so eine Rutschung nicht. „Im Prinzip ist es so, dass jede Rutschung langsam anfängt, dann eine schnelle Phase hat und anschließend wieder langsam wird. Sie wird niemals stoppen, geht aber in eine Kriechbewegung über“, erläuterte Landesgeologe Walter Bauer am Montag den VN. 

Bei der ersten Vermessung am Montag wurde oberhalb des Bauernhauses der Familie Matt innerhalb von knapp 24 Stunden eine Hangbewegung von über 50 Zentimeter festgestellt. Auch an den anderen 13 Vermessungspunkten ist es zu nicht unerheblichen Bewegungen gekommen. Am Dienstag konnte nach neuerlichen Messungen zumindest vorsichtige Entwarnung gegeben werden. Die Befürchtungen vom Montag, dass sich die Bewegungen noch beschleunigen könnten, haben sich nicht bestätigt. „Wir haben heute die Situation, dass wir eine Halbierung der Bewegung vom Montag haben. Das heißt, wir dürften das Maximum erreicht haben und der Hang beruhigt sich. Das gibt Hoffnung“, sagte der Hörbranzer Bürgermeister Andreas Kresser nach einem Lokalaugenschein am Dienstagvormittag. Dass die Rutschung wieder an Fahrt aufnimmt, kann laut Landesgeologe Walter Bauer zwar nicht ausgeschlossen werden. „Dass sich die Bewegungsraten etwa halbiert haben, ist aber einmal eine richtig gute Nachricht. Jetzt wird man einfach weiter schauen, wie es weitergeht“, ergänzt Bauer.  

Wie Plastilin

Bei der Rutschung handelt sich demnach um Material, das vor langer Zeit schon mal abgerutscht ist. Walter Bauer vergleicht es mit Plastilin: „Dieses Material hat die unangenehme Eigenschaft, dass sich der Sandstein und der Mergel zersetzen. Das heißt, es wird ein sandiger Schluff. Das ist nichts anders als ein Brei. Wenn man draufdrückt, geht er auf die Seite.“

Was als Nächstes in Hochreute geplant ist? Wie Bürgermeister Kresser berichtet, sollen von der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) so bald wie möglich Sofortmaßnahmen und schließlich ein Schutzprojekt umgesetzt werden. Thomas Frandl von der WLV-Gebietsbauleitung Bregenz verweist auf die bestehenden Drainagen und das Rohrsystem, die 2010 zur Hangentwässerung verlegt wurden. „Aufgrund der Rutschung hat es Verschiebungen gegeben. Wir müssen daher schauen, ob diese Leitungen noch intakt sind. Das wird mit Kanalfernsehen gemacht. Gleichzeitig möchten wir einen aktuellen Drohnenflug machen. Wenn es die Arbeitssicherheit erlaubt, würden wir das Holz herausnehmen und in der Folge ein Projekt mit einem Schutzdamm ausarbeiten.“

Denn der Hangrutsch in Hörbranz sei einer „von den großen Dingern“, sagt der Geologe. Die gebe es am Pfänder aber immer wieder. Der untere Hang sei vermutlich die ganze Zeit ein bisschen am Kriechen gewesen. „Das wird er auch in Zukunft tun. Die Häuser, die da drinnen sind, sollten etwas beweglich gebaut sein. Man muss den Bewohnern einfach sagen, dass die Aussicht mit jedem Jahr ein bisschen schlechter wird“, verdeutlicht Walter Bauer.  VN-ger

„Wir dürften das Maximum erreicht haben und der Hang beruhigt sich. Das gibt Hoffnung.“

Das Geröll hat sich durch den Wald geschoben, die Bäume sind wie Zündhölzchen geknickt. VN/RP
Das Geröll hat sich durch den Wald geschoben, die Bäume sind wie Zündhölzchen geknickt. VN/RP
Der Vorstandsdirektor der Vorarlberger Landesversicherung, Robert Sturn.  VN
Der Vorstandsdirektor der Vorarlberger Landesversicherung, Robert Sturn.  VN
Leise Entwarnung in Hochreute

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