„Ich war eine total überzeugte Autofahrerin“

EU-Projekt: Drei Vorarlberger Betriebe haben den Auto-Anteil am Pendlerverkehr reduziert.
Wolfurt, Dornbirn „Ich war überhaupt keine Fahrradfahrerin, sondern eine total überzeugte Autofahrerin“, sagt Katja Albrecht aus Dornbirn. Die Jobbike-Aktion in ihrer Firma habe sie dazu motiviert, das Auto stehen zu lassen und auf ein „Dienstfahrrad“ umzusatteln. Mit dem E-Bike radelt die Angestellte der Firma Haberkorn jeden Morgen von Dornbirn nach Wolfurt. „Ich brauche 15 Minuten, mit dem Auto wäre ich auch nicht viel schneller“, sagt die 47-Jährige.
Projekt Amigo
59 Prozent der Wege zum Arbeitsplatz werden in Vorarlberg mit dem Auto zurückgelegt. Bei der Firma Haberkorn in Wolfurt wurde der Anteil in den vergangenen zwei Jahren auf 44 Prozent reduziert. Ausschlaggebend war das EU-Projekt Amigo. Unter der Leitung und Kooperation des Energieinstituts und der aks Gesundheit haben drei Vorarlberger Betriebe gezielte Maßnahmen gesetzt, um ihre Mitarbeiter dazu zu animieren, auf das Auto zu verzichten und aufs Fahrrad bzw. auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Beteiligt waren auch das LKH Hohenems und die illwerke vkw. Nun zogen die Projektverantwortlichen Bilanz. „Wir konnten den Anteil der Autos am Pendlerverkehr um durchschnittlich fünf Prozent senken“, informiert Landesrat Daniel Zadra. Eine Analyse in den Amigo-Betrieben habe gezeigt, dass rund 50 Prozent der Mitarbeiter einen Arbeitsweg haben, der kürzer als zehn Kilometer ist, jedoch nur knapp 20 Prozent das Fahrrad nutzen. Solche Distanzen ließen sich gut mit dem Rad bewältigen und bieten laut Zadra gleich mehrere Vorteile. „Der Verzicht auf das Auto ist nicht nur gut fürs Unternehmen, sondern auch für die Gesundheit und das Klima.“ Neben der Infrastruktur brauche es aber auch eine entsprechende Motivation für die Mitarbeiter.
Um den Anteil der Autos am Pendlerverkehr zu reduzieren, wurden rund 20 verschiedene Motivationsmaßnahmen umgesetzt. In der Firma Haberkorn wurden unter anderem 900 persönliche „Mobility Maps“ erstellt, die den Mitarbeitern individuelle Mobilitätsalternativen für den Weg zur Arbeit aufzeigen. „Wer nicht weiß, dass es eine gesunde und umweltfreundliche Alternative gibt, kann sie auch nicht nutzen“, erklärt Andrea Sutterlüty, Nachhaltigkeitsbeauftragte bei Haberkorn.
Mehr als 320 Jobräder
Um den Umstieg attraktiver zu gestalten, fördert der Bund seit 2015 die Anschaffung von Jobrädern. Die illwerke vkw haben die Aktion gleich zwei Mal durchgeführt: „In den letzten drei Jahren haben wir mehr als 320 Jobräder an die Mitarbeiter gebracht. Die Nachfrage war enorm“, bilanziert die Mobilitätsbeauftragte Antonia Herburger.
Im Landeskrankenhaus Hohenems wurden die Mitarbeiter beim Umstieg aufs Fahrrad von einer „beWEGt“-Koordinatorin begleitet. „Bei der Teilnahme konnten wir den Anteil von Pkw zur Arbeit auf 35 Prozent senken“, freut sich der Mobilitätsbeauftragte Josef Pfefferkorn. Das ohnehin schon niedrige Niveau versuche man zu halten bzw. mit weiteren Maßnahmen zu senken. Die gesammelten Erfahrungen will man dann an andere Krankenhäuser weitergeben. „Die Rückmeldungen haben uns gezeigt, dass der Umstieg auch nachhaltig gelingen kann.“ VN-TAS
„Wir konnten den Anteil der Autos am Pendlerverkehr um etwa fünf Prozent senken.“

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