Nach Hangrutsch: Wohngebiet soll aufwendig gesichert werden

Vorarlberg / 04.05.2023 • 20:17 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Hangrutsch hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen. VN/RP, mig
Hangrutsch hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen. VN/RP, mig

Dammbauwerk wird errichtet und der Hang in Hörbranz wieder aufgeforstet.

Hörbranz Fünf Tage nach dem Hangrutsch in Hörbranz ist im Wohngebiet Hochreute wieder so etwas wie Normalität eingekehrt. Die Lage hat sich merklich entspannt. Die Erinnerungen an die dramatischen Stunden werden bei den Bewohnern allerdings Spuren hinterlassen – das Naturereignis selbst auch. Jetzt geht es ans Aufräumen. „Sobald eine Schönwetterphase kommt, werden wir hier mit den Arbeiten beginnen“, beschreibt Gerald Jäger (50), Chef der Wildbach- und Lawinenverbauung in Vorarlberg, bei einem Lokalaugenschein die anstehenden Arbeiten.

Erste Arbeiten beginnen

Bäume und Dreck müssen weg, während weiterhin vermessen wird. Der Hang hat sich beruhigt. Sicherheit für die angrenzenden Wohngebäude ist damit aber noch nicht gewährleistet. Ein aufwendiges Steinschlagsicherheitsprojekt mit forstlicher Nachbetreuung soll aber dafür sorgen. „Wenn alles gut läuft, sind wir bis Herbst so weit, dass die behördlichen Bewilligungsverfahren starten können. Es braucht auch die Zustimmung der Grundstücksbesitzer“, sagt Jäger.

Die Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) hat in Vorarlberg ein jährliches Budget von etwas über 19 Millionen Euro. Für die aktuellen Arbeiten stehen finanzielle Reserven bereit. Beim gesamten Sanierungsprojekt rechnet der Sektionsleiter mit Kosten von rund 1,5 Millionen Euro, die zu 60 Prozent vom Bund, 35 Prozent vom Land und fünf Prozent von der Gemeinde Hörbranz getragen werden.

Im Bestfall könne noch im Spätherbst mit den Arbeiten am notwendigen Dammbauwerk begonnen werden. Großes Augenmerk wird auf die Wiederbewaldung der Erosionsflächen gelegt. Langfristig sei das der beste, günstigste und nachhaltigste Schutz, so Gerald Jäger. Bis Ende 2024 sollen die Arbeiten größtenteils abgeschlossen und das darunterliegende Wohngebiet abgesichert sein.

Das öffentliche Interesse liegt derzeit auf dem Hangrutsch in Hörbranz. An der Sicherheit für die Siedlungsräume wird aber in ganz Vorarlberg gearbeitet. Über 45 sogenannte Flächenwirtschaftsprojekte stehen auf der Agenda der Wildbach- und Lawinenverbauung. Reserviert sind 2023 alleine dafür 4,29 Millionen Euro. Schwerpunkt ist die Aufforstung. Das meiste Geld fließe in den Erhalt des Schutzwaldes, so Jäger.

„Gute Baumartenmischung“

Dabei zählt der Klimawandel, der längst seine Spuren hinterlässt, zu den größten Herausforderung. In höheren Lagen schädigt der Borkenkäfer den Baumbestand, das Eschensterben verschärft die Situation. „Wir müssen dazuschauen, dass wir eine gute Baumartenmischung zusammenbekommen“, erklärt der Experte. Ziel seien stabilere, besser strukturierte Wälder, die auch in Zukunft ihrer Schutzfunktion nachkommen können. Jäger spricht von einem verstärkten Einsatz etwa von Bergahorn oder Ebereschen.

Was den Hangrutsch in Hörbranz und das sich darunter befindliche Wohngebiet betrifft, zeigt sich der WLV-Chef optimistisch. „Ich glaube, dass wir hier mit der Aufforstung schnell durchkommen und so der Schutzwald schnellstmöglich wieder intakt sein wird“, so Gerald Jäger weiter. VN-mig

1,5 Mill. Euro werden in die Sicherung des Wohngebiets investiert.
1,5 Mill. Euro werden in die Sicherung des Wohngebiets investiert.
Gerald Jäger, Sektionsleiter Wildbach- und Lawinenverbauung, beschreibt beim Lokalaugenschein die anstehenden Arbeiten.
Gerald Jäger, Sektionsleiter Wildbach- und Lawinenverbauung, beschreibt beim Lokalaugenschein die anstehenden Arbeiten.

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