„Seine Reden waren legendär“

Vorarlberg / 05.05.2023 • 18:04 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Günther Keckeis mit dem damaligen Landeshauptmann Herbert Sausgruber bei einer Sitzung des Kontrollausschusses im Mai 2002.VN
Günther Keckeis mit dem damaligen Landeshauptmann Herbert Sausgruber bei einer Sitzung des Kontrollausschusses im Mai 2002.VN

Mit Dr. Günther Keckeis (83) verschied ein Urgestein der Vorarlberger Sozialdemokraten.

FELDKIRCH Am 25. April 2023 starb mit Dr. Günther Keckeis (83) völlig unerwartet einer der bedeutendsten SPÖ-Politiker Vorarlbergs der letzten Jahrzehnte. Er gehörte über 30 Jahre dem Vorarlberger Landtag an und war in allen politischen Lagern hochgeschätzt. Günther Keckeis war ein blendender Rhetoriker, viele seine Reden im Vorarlberger Landesparlament waren legendär. Keckeis wurde für seine herausragenden Verdienste mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg ausgezeichnet.

Der Jurist, der in leitender Funktion bei der Vorarlberger Arbeiterkammer angestellt war, hatte zahlreiche politische Ämter inne. Von 1974 bis 2004 gehörte er dem Vorarlberger Landtag an, von 1980 bis 1990 war er Stadtrat in Feldkirch, 1993 bis 1994 war Keckeis in der Funktion des Zweiten Landtagsvizepräsidenten und von 1999 bis 2004 in der des SPÖ-Klubobmanns im Landtag.

Viktor-Adler-Plakette

Die SPÖ ehrte Keckeis, der Vorarlberg mit seiner engagierten und fundierten politischen Arbeit über Jahrzehnte mitgeprägt hat, 2001 mit ihrer höchsten Auszeichnung, der Viktor-Adler-Plakette. „Günther Keckeis war einer der ganz Großen der Vorarlberger Sozialdemokratie. Er war klug, jemand mit einem messerscharfen Verstand. Außerdem war er ein Redner, wie ihn der Vorarlberger Landtag wohl sonst nie erlebt hat. Und Günther blieb uns auch nach seinem Ausscheiden aus der Politik treu. Er war ein gern gesehener Gast im Landtagsklub. Seine treffsicheren politischen Analysen in Verbindung mit seinem Humor haben mich oft beeindruckt. Noch vor kurzer Zeit habe ich ihn zufällig getroffen und mit ihm über die SPÖ geredet. Dabei war er wie immer: ernst, aber gleichzeitig auch voller Humor“, zeigt sich die SPÖ-Landesvorsitzende Gabriele Sprickler-Falschlunger betroffen.

Keckeis wurde am 27. September 1939 als Sohn eines Eisenbahnbediensteten in Feldkirch geboren. Nach dem Besuch der Handelsschule absolvierte er ab 1957 die „Arbeitermittelschule“ in Feldkirch und legte 1962 die Externistenmatura ab. Gleichzeitig war er von 1956 bis 1962 bei der Strumpffabrik Kunert in Rankweil als Angestellter tätig. Im Jahr 1962 begann er an der Universität Innsbruck sein Jusstudium, das er 1966 mit der Promotion zum Doktor der Rechtswissenschaften abschloss.

Versierter Statistiker

Der junge Jurist Günther Keckeis begann den größten Teil seiner beruflichen Laufbahn am 1. Jänner 1967 in der Vorarlberger Arbeiterkammer in Feldkirch. Als Leiter der Wirtschaftsabteilung und versierter Statistiker zeichnete er für zahlreiche AK-Studien verantwortlich, darunter 1971 über „Die Löhne in der Vorarlberger Industrie“. Dazu kamen detaillierte Pendlerstudien, die damals von großer Bedeutung waren. Als Vizedirektor der Arbeiterkammer wurde Keckeis Anfang 2000 karenziert, um sich ganz seinen politischen Anliegen widmen zu können. „Wir alle schätzten Günther Keckeis als außerordentlich angenehmen und sachlichen Kollegen“, betont AK-Direktor Rainer Keckeis: „Er hat stets die Politik und seine Arbeit für die AK klar voneinander getrennt.“

Im November 1974 wurde Günther Keckeis erstmals als Abgeordneter zum Vorarlberger Landtag angelobt, dem er bis 2004 angehörte. Er war damit der am längsten dienende SPÖ-Abgeordnete in Vorarlberg. Seit der Gründung gehörte er dem Volkswirtschaftlichen Ausschuss an und war auch dessen langjähriger Obmann. Zudem war er Mitglied in zahlreichen weiteren Ausschüssen und vielfacher Bereichssprecher. Nachdrücklich setzte er sich u. a. für den Ausbau der Kontrollrechte im Landtag, eine aktive Betriebsansiedelungspolitik und den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel ein.

Politisches Engagement

Ab 13. April 1975 war Keckeis bis zum 1. April 1990 zudem Mitglied der Feldkircher Stadtvertretung. Vom 31. Mai 1980 bis zum 1. April 1990 war er darüber hinaus auch Stadtrat für Gesundheitswesen, Alten- und Pflegeheime sowie das Bestattungswesen. Später war er von 1992 bis 2005 erneut Mitglied der Stadtvertretung von Feldkirch. Im November 1987 war er designierter Landesparteiobmann der SPÖ, zog aber seine Kandidatur 1988 wegen seiner Ablehnung zum Ausbau der Unteren Ill zurück.

Der Verstorbene war von November 1974 bis Dezember 2000 stellvertretender Vorsitzender und bis Juni 2015 Mitglied des Aufsichtsrats der Vorarlberger Kraftwerke AG. Ab Juni 2015 gehörte er dem Aufsichtsrat der Vorarlberger Illwerke AG an, der mit der Verschmelzung der beiden Unternehmen 2019 zum Aufsichtsrat der illwerke vkw wurde. Damit war er das längst dienende Mitglied des Aufsichtsrats der illwerke vkw.

In seiner knapp 50-jährigen Aufsichtsratstätigkeit hat er viele zukunftsweisende Themen der Energiewirtschaft und des Unternehmens illwerke vkw begleitet und unterstützt und sich dabei große Verdienste erworben. Dazu gehört auch die Zusammenführung der Vorarlberger Illwerke AG und der Vorarlberger Kraftwerke AG zur heutigen illwerke vkw AG. Von 1971 bis 1994 war Günther Keckeis auch Mitglied des Aufsichtsrats der Vorarlberger Hypothekenbank.

Günther Keckeis war ein weit über die Parteigrenzen hinaus hoch angesehener Politiker.
Günther Keckeis war ein weit über die Parteigrenzen hinaus hoch angesehener Politiker.
Keckeis als Wirtschaftssprecher der SPÖ bei der Landtagssitzung im Jänner 1997. VN
Keckeis als Wirtschaftssprecher der SPÖ bei der Landtagssitzung im Jänner 1997. VN

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