Sozialpolitik darf nicht über Inflationsbekämpfung gehen

Vorarlberg / 07.05.2023 • 22:33 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Wien IHS-Direktor Klaus Neusser warnt davor, mit Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung Sozialpolitik zu betreiben. Die Inflation sei derzeit zwar sehr hoch und einzelne Gruppen seien davon stark betroffen, es gebe aber immer noch reale Konsumzuwächse und reale Einkommenszuwächse, betonte der Wirtschaftsforscher am Sonntag in der ORF-„Pressestunde“. Die Inflationsprognose für heuer werde man wohl nach oben korrigieren müssen, „aber nur im Zehntelbereich“, erwartet Neusser.

Die Wirtschaftsforscher seien sowohl von der Höhe der Inflation als auch von der Hartnäckigkeit der Teuerung überrascht worden, sagte Neusser. In der letzten Frühjahrsprognose habe man für heuer eine Inflation von durchschnittlich 7,5 Prozent erwartet. „Jetzt mit dem letzten Wert von April ist fraglich, ob wir diese Prognose halten werden können.“ Allerdings werde man die Prognose nur geringfügig anheben müssen, auf jeden Fall werde man unter acht Prozent bleiben. Die Inflationsrate am Ende werde wohl auf sechs Prozent sinken. Die Vorhersage sei aber schwierig, „die Unsicherheit ist enorm groß“.

Was die Lebensmittelpreise angehe, sei das Niveau in Österreich zwar im Vergleich zu Deutschland hoch, der Preisanstieg liege aber unter dem EU-Durchschnitt und sei auch geringer als in Deutschland. Getrieben werde die Inflation vor allem vom Energiesektor sowie vom Freizeit- und Gastronomiesektor. „Das sind die zwei Bereiche, wo wir deutlich über dem EU-Schnitt liegen.“ Befeuert worden sei die Teuerung auch durch die Entscheidung, die Kaufkraft zu stärken, die real gestiegen sei. Er halte diese Entscheidung für richtig, „allerdings ist das Problem, dass wir zu sehr mit der Gießkanne gearbeitet haben“.

Preiseingriffe lehnt der IHS-Chef ab. Auch eine Mehrwertsteuer-Senkung für bestimmte Lebensmittel würde die Nachfrage und damit die Inflation befeuern.

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