Energie im Handel als großer Faktor

Vorarlberg / 09.05.2023 • 19:53 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Für Julius Moosbrugger ist der Markt im Handel intakt.VOL.AT/rauch
Für Julius Moosbrugger ist der Markt im Handel intakt.VOL.AT/rauch

Lösungen auf komplexe Fragen weiter nicht in Sicht.

WIEN, FELDKIRCH „Ich verstehe die Sehnsucht nach einfachen Antworten auf komplexe Fragen“, sagte Konsumentenschutzminister Johannes Rauch (Grüne) am Montag nach dem Lebensmittelgipfel der Bundesregierung. Diese können aber nicht so einfach gegeben werden. Dem stimmt auch Julius Moosbrugger, Spartenobmann für den Lebensmittelhandel in der Vorarlberger Wirtschaftskammer zu: „Dass Positionen weit auseinanderliegen und es teilweise ein bisschen schwierig ist, Verständnis aufzubringen, liegt vielleicht auch daran, dass die Situation eine sehr komplexe ist“, sagt er zu den Vorarlberger Nachrichten.

Im Speziellen kann er die ständigen Vergleiche der Preise im österreichischen Lebensmittelhandel mit jenem in Deutschland nicht verstehen: „Wir haben einen höheren Mehrwertsteuersatz, andere Strukturen und eine andere Ladenkultur.“ Ursächlich für die hohen Preise sei in Österreich vor allem die „Vervielfachung der Energiekosten“, sagt Moosbrugger. „Die Energie ist im Lebensmittelhandel ein großer Faktor, primär im Bereich der Kühlung.“ Backwaren etwa würden bereits im Lebensmittelhandel verteuert ankommen. Und obwohl die Rohstoffpreise bereits wieder sinken, „stellt sich uns immer die Frage, wann und wie schnell das beim Endverbraucher ankommt“.

Krieg mit Auswirkungen

Was also tun gegen die aktuell erhöhten Lebensmittelpreise? Aus Sicht der Wirtschaftskammer gilt es derzeit tatsächlich abzuwarten: „Ich bin der Auffassung, dass man dem Markt nichts Gutes tut, wenn man zu stark einzugreifen versucht.“ Der Wettbewerb sei – trotz der nur wenigen Player in Österreich – nämlich dennoch stark und aggressiv. Hinzu komme die globale Situation: „Wir haben einen Krieg an den Grenzen Europas. Wer glaubt, dass das ohne Auswirkungen ablaufen kann, glaubt auch an den Weihnachtsmann“, sagt Moosbrugger.

Es bestehe aber Hoffnung, dass sich der Markt bald wieder selbst reguliert, zum Beispiel bei den Eigenmarken: „Die haben in Relation zur Marke höhere Preissteigerungen erfahren, weil sich dort nur die Kosten am reinen Produkt niederschlagen.“ Das sei auch der Grund, dass diese im Moment bei vielen Ketten zu denselben Preisen in den Regalen liegen: „Preisabsprachen sind das keine, und die Bundeswettbewerbsbehörde schaut sich das seit sechs Monaten an. Bisher hat sie nichts gefunden.“

Preisdatenbank denkbar?

Später äußerte sich außerdem noch Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger, der auch beim Lebensmittelgipfel anwesend war, zur causa prima. Der Vorschlag von Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) über eine transparente Preisdatenbank wurde zwar nicht angenommen, hätte aber bei Moosbrugger zumindest Anklang gefunden: „Dem Vorschlag kann ich etwas abgewinnen, allerdings in dieser Form, nicht nur einen Preis darzustellen, sondern bei klar definierten Grundnahrungsmitteln auch die Wertschöpfungsanteile der Kette.“ Unterschiedliche Sorten Milch etwa seien nämlich nicht so einfach miteinander vergleichbar.

Die Idee über eine freiwillige Deckelung der Preise ist für Josef Moosbrugger unrealistisch, dann drohe nämlich, keine Lieferanten mehr zum jeweiligen Preis zu finden. VN-WEM

Mit ständig höheren Anforderungen und Auflagen für die Produktion steigt auch der Preis automatisch.

Josef Moosbrugger war zu Gast im Studio von Vorarlberg LIVE.

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