Herausforderung Fachkräftemangel

Vorarlberg / 10.05.2023 • 18:25 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Landeshauptmann Markus Wallner und Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink.
Landeshauptmann Markus Wallner und Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink.

Attraktivere Überstunden, Viertagewoche? Landtag diskutiert über die Zukunft der Arbeitswelt.

BREGENZ Wie geht es mit der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt weiter? Mit dieser Frage haben sich die Landtagsabgeordneten am Mittwoch auseinandergesetzt. Die ÖVP gab das Thema der Aktuellen Stunde vor. Es lautete: „Auch in der Arbeitswelt der Zukunft muss sich Leistung lohnen – dem Fachkräftemangel in Vorarlberg entgegenwirken.“ In der Diskussion darüber ging es durchaus hitzig her.

Überstunden und Pensionisten

Die ÖVP will jedenfalls bei den Überstunden und bei Pensionistinnen und Pensionisten ansetzen. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf die zuletzt von Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) angestoßene Debatte über eine verbesserte Abgeltung von Überstunden. Zudem hält sie eine Abgaben-Reduzierung beim Arbeiten nach dem Regelpensionsalter für zielführend. „Es braucht längerfristig eine deutliche Entlastung“, forderte der ÖVP-Abgeordnete Harald Witwer zu Beginn der Debatte. Neos-Mandatar Johannes Gasser kritisierte daraufhin: „Dieses Ungleichgewicht, das über Jahrzehnte entstanden ist, ist auch unter Verantwortung der ÖVP mit entstanden.“ Die vorgebrachten Ansätze sind Gasser zufolge nicht ausreichend. Es brauche vielmehr politische Antworten in der Gleichstellungsfrage, aber auch in der Pensions- und der Zuwanderungsfrage.

„Es geht darum, dass jene Menschen, die in diesem Land etwas leisten, belohnt werden und nicht bestraft werden“, forderte wiederum FPÖ-Obmann Christof Bitschi. „Viel wichtiger als darüber zu reden ist, bei diesem Punkt ins Machen zu kommen.“ ÖVP und Grüne liegen aus seiner Sicht aber zu weit auseinander. Das zeige sich etwa bei der Debatte über die Grunderwerbssteuer und den jüngsten Teuerungsgipfel auf Bundesebene. „Wenn für jede leere Ankündigung der Regierung eine Überstunde steuerfrei wäre, hätten wir in Österreich wahrscheinlich momentan Hunderte steuerfreie Überstunden, die man konsumieren könnte.“

Mit Kritik an den Freiheitlichen reagierte wiederum die Klubobfrau der Grünen, Eva Hammerer. Die erfolgreiche Vorarlberger Wirtschaft lebe von offenen Grenzen, intensivem Austausch und einer Willkommenskultur. „Das dürfen wir uns nicht zerstören lassen“, betonte sie. Doch besonders die FPÖ schüre Zwietracht, etwa indem sie eine Deutschpflicht für Pflegekräfte oder auf dem Schulhof fordere. Hammerer sorgt sich um das Bild, das dadurch für dringend benötigte ausländische Fachkräfte entstehe.

Die geschäftsführende SPÖ-Klubchefin Manuela Auer erinnerte unter anderem daran, dass im letzten Jahr 47 Millionen Überstunden in Österreich gar nicht ausbezahlt worden sind. Zudem nahm sie Stellung zur etwa von der ÖVP kritisierten Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, indem sie auf ein Pilotprojekt zur Viertagewoche in Großbritannien verwies. Fazit sei: „Die Produktivitätssteigerung hat die Verkürzung mehr als wettgemacht.“ Zudem seien die Arbeitnehmer weniger gestresst gewesen, Krankenstandstage hätten deutlich abgenommen.

Mehrere Stellschrauben

Schließlich ergriff die Landesregierung das Wort. Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (ÖVP) zufolge gibt es zwar keine Patentlösung, aber einige Stellschrauben, an denen man drehen sollte. So bekräftigte er ebenfalls: „Es ist höchst an der Zeit, ein neues Verständnis für qualifizierte Zuwanderung zu entwickeln.“ Weiters verwies der Landesrat auf das Thema Kinderbetreuung und speziell auf das neue Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz. „Wir müssen Wahlfreiheit schaffen.“ Neben Aus- und Weiterbildung sowie Investitionen in Forschung und Entwicklung unterstrich Tittler die in der Diskussion mehrmals angesprochene Leistungsbereitschaft. „Wenn man mehr arbeiten will, muss von dieser Mehrarbeit mehr übrig bleiben.“

Ähnlich sah das Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP). Neben all der Problematik ortete er auch eine gute Nachricht für den Arbeitsmarkt, insbesondere für die Jugend. „Es werden alle gebraucht. Man muss es auch mal von der Seite sehen. Das war auch schon umgekehrt.“ Wallner thematisierte zwei große Vorteile des Standorts aus der Vergangenheit, die zum Teil noch gelten würden und das hoffentlich auch zukünftig täten: Ein geringer Energiepreis beziehungsweise Strompreise und die besten Fachkräfte. „Diese beiden Vorteile für den Standort Vorarlberg zu erhalten, ist das eigentliche Thema, mit dem wir uns beschäftigten sollten.“ VN-RAM

„Dieses Ungleichgewicht ist auch unter Verantwortung der ÖVP mit entstanden.“

Der Fokus lag auf dem Arbeitsmarkt. 
              
              VN/Hartinger, Paulitsch

Der Fokus lag auf dem Arbeitsmarkt. 

VN/Hartinger, Paulitsch

Herausforderung Fachkräftemangel

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