Herzstück war die Kristbergbahn

Vorarlberg / 10.05.2023 • 17:36 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Erich Ganahl leistete einen wichtigen Beitrag zum Tourismus im Montafon.
Erich Ganahl leistete einen wichtigen Beitrag zum Tourismus im Montafon.

Kurz nach seinem 94. Geburtstag starb der Montafoner Seilbahnpionier Erich Ganahl.

SILBERTAL Nach einem langen, erfüllten Leben starb am 28. April 2023 kurz nach seinem 94. Geburtstag der Seilbahnpionier Erich Ganahl. Das Herzstück in seinem beruflichen Werdegang war „seine“ Montafoner Kristbergbahn, die er jahrzehntelang mit enormem Einsatz prägte. Erich Ganahl hat einen wesentlichen Beitrag für die positive Entwicklung des Silbertaler Tourismus geleistet. Damit hat er zum touristischen Fundament beigetragen, auf dem er selbst, seine Familie und Willi Säly und Jürgen Zudrell als seine Nachfolger in der Funktion des Geschäftsführers der Kristbergbahn aufbauen konnten.

Die Kristbergbahn wurde 1963 erbaut, Erich Ganahl war 40 Jahre lang Betriebsführer, Betriebsleiter und zuletzt elf Jahre Geschäftsführer. Bei seinem Ausscheiden 2003 war er der am längsten dienende Seilbahner Vorarlbergs. Parallel dazu stellte er seine Fachkenntnisse als beeideter Sachverständiger für Seilbahnanlagen zur Verfügung. Auch die Stieralp-Materialseilbahn, die Skilifte am Kristberg und die Wassergenossenschaft Silbertal waren unter seiner Obhut. In diese vier Jahrzehnte fällt der Umbau von der Materialseilbahn zur Zweikabinenseilbahn. Mit der kleinen Kabinenbahn, die aus zwei Gondeln mit jeweils fünf Personen Fassungsvermögen bestand, wurden zwei Millionen Fahrgäste befördert. 1988 folgte die Erweiterung auf die heutige Kristbergbahn.

Erich Ganahl erblickte am 9. April 1929 auf dem „Kuhhof“ in Silbertal als elftes von 13 Kindern von Franziska und Wilhelm Ganahl das Licht der damals keineswegs einfachen Welt. Es herrschte eine Weltwirtschaftskrise, das Land war von politischen und ökonomischen Zerwürfnissen geprägt und viele lebten in bitterer Not. Doch Erich Ganahl erlebte mit den neun Brüdern und drei Schwestern wunderschöne, glückliche Jahre. Er besuchte acht Jahre die Volksschule in Silbertal, und am 2. September 1940 ging er als Elfjähriger das erste Mal als Hirte auf die Alp.

Während der Kriegsjahre wechselten sich Schule und Tätigkeiten in der Landwirtschaft ab. Nach dem Krieg war Erich Ganahl Knecht in Liechtenstein, aber als mittlerweile 20-Jähriger wollte er auch etwas lernen. Lehrstellen waren zwar knapp, trotzdem erhielt er einen Lehrplatz als Huf- und Wagenschmied bei der Firma Gmeiner in Bludenz. Nach Ablegung der Gesellenprüfung arbeitete er zehn Jahre bei den Vorarlberger Illwerken in Latschau. Am 22. August 1960 heiratete Erich Ganahl auf dem Gebhardsberg in Bregenz seine Reinhilde, und noch im gleichen Jahr bezogen sie ihr neu erbautes Eigenheim. Ihnen wurden drei Töchter geschenkt. Unmittelbar neben dem kleinen Einfamilienhaus entstand aus einer Materialseilbahn die Kristbergbahn, und sein Schwiegervater Franz Zudrell, sagte: „Neben eine Bahn gehört ein Gasthaus.“ So wurde Erich Gastronom. Das von ihm und seiner Frau errichtete Café „Faneskla“ entwickelte sich bald zu einem Restaurant, das in der ganzen Talschaft bekannt war. Mitte der Siebzigerjahre wurde daraus die Frühstücks­pension „Faneskla“. Neben der Familie und dem „Faneskla“ waren die Seilbahnen die dritte große Leidenschaft von Erich Ganahl. Zwischenzeitlich schon zehn Jahre bei den Illwerken angestellt, ereilte ihn wiederum der Ruf seines Schwiegervaters: „I bruch di bi dr Bahn.“ Daraus sollten 40 erfolgreiche Jahre werden. Am 1. Mai 2003 ging Erich Ganahl in den Ruhestand. Willy Säly wurde neuer Geschäftsführer. Mit seiner Frau machte Erich Ganahl bis zu ihrer Erkrankung noch viele Ausflüge und jährliche Reisen nach Südtirol. Interessiert und neugierig machte Erich Ganahl den Sprung ins Informationszeitalter voll mit. Facebook, Instagram, YouTube und WhatsApp waren für ihn bis zum Schluss Kommunikations- und Informationsmittel. Am 9. April 2023 konnte er im Paulinarium noch seinen 94. Geburtstag feiern, ehe er am 28. April im Kreise seiner Familie friedlich einschlief. EE

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