Tag der Berufskraftfahrer: Eine Branche kämpft um ihr Image

Vielen Problemen steht die große Bedeutung der systemrelevanten Berufsgruppe gegenüber.
SCHWARZACH Ohne sie geht nichts – und doch haben sie keinen guten Ruf. Berufskraftfahrer haben es in Österreich nicht leicht. Am zweiten Freitag im Mai ist der internationale Tag der Berufskraftfahrer. Auch darüber wird kaum gesprochen, doch es regt sich Widerstand. Einzelne versuchen, das Image einer ganzen Branche zu retten.
„Es geht darum, zumindest an diesem Tag mal präsent zu sein und positiv über die Berufsgruppe zu sprechen“, sagt Lkw-Fahrer Markus Müller (51), der schon seit über 30 Jahren auf der Straße unterwegs ist. „Es ist nicht selbstverständlich, dass die Tankstelle Tag und Nacht beliefert ist. Es ist nicht selbstverständlich, dass Bestellungen innerhalb von 24 Stunden ankommen. Es ist nicht selbstverständlich, dass Krankenhäuser versorgt sind“, betont Müller.
Im Laufe jeder Lieferkette sei der Lkw essenziell, auch wenn es manchmal nur ein paar Kilometer seien. „Sobald du online etwas bestellst, musst du dir bewusst sein, dass sich irgendwo ein Zündschlüssel dreht.“ Und doch fehlt dieser systemrelevanten Berufsgruppe zunehmend die Wertschätzung. „Wir sind keine Helden, aber wie mit uns umgegangen wird, ist schon sehr fraglich“, klagt der 51-Jährige.
In Vorarlberg fehlen 500 Fahrer
Denn Probleme hat die Berufsgruppe selbst schon genug. Los geht es mit dem Fahrermangel. Allein in Vorarlberg fehlen laut Wirtschaftskammer an die 500 Beschäftigte. Österreichweit sind es mehrere Tausend. „Wir sind in einer Pensionierungswelle“, erklärt Müller. „Und der Beruf an sich ist leider nicht mehr attraktiv genug für junge Leute oder auch für Quereinsteiger.“ Vom Gehalt möchte Müller gar nicht erst sprechen.
Dafür prangert er die schlechte Sozialinfrastruktur auf dem hochrangigen Straßennetz an. Für Lkw-Fahrer gebe es zu wenig Parkplätze. Die sind wichtig: Die Fahrzeiten sind streng geregelt. Wenn die Uhr abgelaufen ist und der Lenker keinen Stellplatz für die kommenden zehn Stunden gefunden hat, drohen empfindliche Strafen – sogar bis zu 28 Tage rückwirkend. „Die Probleme sind bekannt, finden aber wenig Gehör bei der Asfinag und beim Klimaministerium“, sagt Michael Zimmermann. Er ist Spartenobmann für Verkehr und Transport bei der Wirtschaftskammer Vorarlberg und betreibt selbst ein Logistikunternehmen. Den Berufskraftfahrern fehlt die Lobby. Eine entsprechende Anfrage der VN an Ministerin Leonore Gewessler blieb tatsächlich unbeantwortet.
Müller fordert außerdem, dass Trucker an Raststätten, die quasi zu ihrem Arbeitsplatz gehören, kostenlos auf die Toilette gehen und die Dusche nutzen können. Verzweifeln lassen ihn auch die hohen Raststätten-Preise fürs Essen. Früher habe es preiswerte Angebote für Trucker gegeben. Heutzutage? Fehlanzeige.
„Uns ist bewusst, dass wir in Vorarlberg noch nicht ausreichend Park- und Rastflächen plus Infrastruktur zur Verfügung stellen können“, gesteht die Asfinag. „Wir wissen um die Bedürfnisse und auch um die Notwendigkeit, diese Situation deutlich zu verbessern.“ Daher werde intensiv an Rastplätzen für den Bereich Walgau gearbeitet. Die Hoffnung besteht, dass diese in den kommenden Jahren umgesetzt werden können. „Grundlage dafür sind die notwendigen Bescheide der Behörden“, heißt es von der Asfinag. Zurzeit erfolgen Optimierungsarbeiten und Erneuerungen der Infrastruktur bei Dornbirn.
Kostenloses Angebot gefordert
Markus Müller versteht, dass der Raststätten-Betreiber das Gratis-Angebot nicht einfach finanzieren kann. Sein Vorschlag: „Für jeden Kilometer auf dem hochrangigen Straßennetz muss man pro Bus und Lkw bezahlen. Je nach Schadstoffklasse und Achsenanzahl liegen wir bei 44 bis 46 Cent pro Kilometer. Wenn ich einen Cent von diesen 46 Cent wegnehme, komme ich bei der Kilometerleistung von 2019 in etwa auf 35 bis 38 Millionen Euro.“ Bei nur einem Cent. Damit könnten günstige Speisen und kostenlose WCs angeboten werden. Mit einem Nachweis könnten die Lenker dieses Angebot nutzen.
„Sozialmaut“ heißt der Vorschlag der Gewerkschaft vida, der in dieselbe Richtung geht. „Die Situation muss sich dringend verbessern“, sagt vida-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer. Er fordert die Anhebung des Einstiegslohns von 1.700 Euro brutto im Monat auf 2.000 Euro. Es gibt noch mehr Ideen, um den Job wieder attraktiver zu machen. Teilweise werden sie schon umgesetzt. Zum Beispiel, dass Neulingen der Lkw-Führerschein finanziert wird und die Arbeitszeiten angepasst werden. Damit Job, Familie und Freizeit besser zu vereinbaren sind – die Branche sich erholt und keine Regale leer bleiben. VN-PPL
„Die Probleme sind bekannt, finden aber wenig Gehör bei der Asfinag und beim Klimaministerium.“

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