Die Pflege im Krankenbett

Zum „Tag der Pflege“ wurde auf die vielfältigen Probleme aufmerksam gemacht.
DornbirN, Wolfurt „Dutzende Schwestern haben gekündigt – Das Pflegepersonal im ,Ländle‘ wandert ins Ausland ab“: Diese Schlagzeile könnte von heute sein, stammt aber aus dem Jahre 1990. „Das Problem ist also nicht neu“, sagt Anton Kohler, Betriebsrat im LKH Feldkirch, mit einem Anflug von Sarkasmus. Er hat zum „Tag der Pflege“ im Archiv gegraben und den Bericht zutage gefördert. Mit zahlreichen anderen Funktionären stand er gestern, Freitag, in der Messepassage in Dornbirn, um die Anliegen des Pflegepersonals zu vertreten. Dass die Situation von den Verantwortlichen immer noch mehr oder minder verharmlost wird, stört nicht nur ihn. „Es wird geredet, aber nichts getan“, echauffiert sich auch Johanna Ortner, Betriebsratsvorsitzende im „dafür“, welches Menschen mit Behinderung unterstützt. „Wir sind solidarisch mit jenen, die tagtäglich in der Pflege arbeiten und ihr Bestes geben“, betont sie.
Wünsche
Ein Pflegebett als Symbol dafür, wie schlecht es um den Beruf bestellt ist. Tische, auf denen Karten bereitliegen, die eine Zitrone und den Schriftzug zeigen: „Ich bin sauer, weil …“ Ergänzungen erwünscht. Die ausgefüllten Karten mit den Forderungen darauf will die Gewerkschaft nach Wien schicken. „Füllt möglichst viele aus“, ruft Johanna Ortner und teilt fleißig aus. Auf Plakaten sind die Anliegen von Pflegekräften festgehalten: „Ich wünsche mir wieder mehr Zeit für Menschlichkeit“, lässt Sandra aus dem LKH Feldkirch die Leser wissen. Nach „Applaus, von dem man leben kann“ sehnt sich Angela von der Hauskrankenpflege Altach, und Andreas aus dem LKH Hohenems hätte gerne mehr Zeit für Fortbildung. Auf einem anderen Plakat werden Forderungen artikuliert, die „es für eine gute Pflege jetzt dringend braucht“, so zum Beispiel bessere Rahmenbedingungen und Dienstplansicherheit, bessere Löhne, um noch Schlimmeres zu verhindern, einen besseren Personalschlüssel, Zeit für Aus- und Weiterbildung, eine Ausbildungsoffensive, bessere finanzielle Unterstützung für Quereinsteiger. Über allem steht der Satz: „Das verbliebene Personal muss mit allen Mitteln gehalten werden.“
Schweiz wieder aktuell
Aktuell sind über 250 Stellen in der Akut- und Langzeitpflege offen, fast 300 Betten in Krankenhäusern und Pflegeheimen deshalb leer. Johannes Drexel arbeitet seit 40 Jahren in der Pflege. „Die Rahmenbedingungen haben sich verschlechtert, während die Anforderungen ständig mehr wurden“, erzählt er. Vor gut sechs Jahren wechselte Drexel in die Hauskrankenpflege. Auch dort spitzt sich die Situation zu. Inzwischen müssen schon Patienten mit Pflegestufe 6 und 7 betreut werden. Die Belastung bei den Mitarbeitenden steigt, und dennoch: „Der Beruf ist immer noch Motivation, weil er wertvoll ist“, weiß Johannes Drexel. Konkurrenzfähig gegenüber der Privatwirtschaft ist er trotz Gehaltserhöhung allerdings nicht.Laut Drexel wird auch die Schweiz zunehmend ein Thema. Als Beispiel nennt er das Kantonsspital St. Gallen, wo 180 Stellen in der Pflege unbesetzt sind. „Wir fischen alle im gleichen Teich“, betont er deshalb die Wichtigkeit eines guten Betriebsklimas. Daran arbeitet auch das Sozialzentrum Wolfurt. Zum „Tag der Pflege“ gab es für die Mitarbeitenden ein Gewürzkraut als Pflanze, die weiterwachsen soll, so, wie die Pflege. VN-MM
„Wir sind solidarisch mit jenen, die tagtäglich in der Pflege arbeiten und ihr Bestes geben.“


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