Elffache Mutter: “Die Freude überwog bei weitem die Sorge”

Hildegard Kohler (80) blickt zurück auf ein schönes Leben inmitten einer großen Kinderschar.
Andelsbuch Hildegard Kohler (80) fand ihren Lebenssinn im Muttersein. Das zeichnete sich schon in ihrer Kindheit ab. „Ich habe mich zu Tode ,gepoppelt‘“, erinnert sich die Witwe aus Andelsbuch lächelnd.
“Mama nähte mir schöne Sachen”
Als kleines Mädchen wünschte sie sich jedes Jahr vom Christkind eine Puppe. Einmal stand sogar ein Puppenwagen unterm Christbaum. „Da war ich ganz aus dem Häuschen.“ Stolz ging das Mädchen mit der „Schesa“ und seinem „Kind“ spazieren. Hildegard legte Wert darauf, dass ihre „Babys“ immer hübsch gekleidet waren. „Mama nähte mir schöne Sachen. Dafür kämmte ich ihr die langen, krausen Haare.“ Spielerisch übte sich die Tochter eines Bauern ins Muttersein ein. „In einer nahegelegenen Kapelle habe ich meine Puppen getauft. Meine Mama schenkte mir ein altes Tauftuch.“ Auch Hildegards acht Jahre jüngerer Bruder Albert musste herhalten und sich taufen lassen. „Ich habe Albert geliebt und gerne auf ihn aufgepasst.“

Nach der Schule arbeitete die junge Frau fünf Jahre lang als Haushaltshilfe in einer Familie mit sieben Kindern. Hildegard ging in dem Job auf. Aber dann trat Anton Kohler in ihr Leben, die Liebe ihres Lebens. „Ich sagte ihm, dass ich Kinder mag und mir sechs wünsche. Er meinte, dass er sich das auch vorstellen könne. Wenn ich elf gesagt hätte, dann hätte ihn vermutlich der Schlag getroffen.“ Das erste Kind der beiden kam im November 1964 zur Welt und war viereinhalb Kilo schwer. „Es war eine lange Geburt. Danach dachte ich mir: ,Einmal und nie wieder‘“. Doch als ihr Sohn Anton dann in ihren Armen lag, war es um sie geschehen. „Er schaute mich so groß und schön an, dass ich mir dachte: ,Einmal im Jahr stehe ich das durch.‘“

Das elfte und letzte Kind der Kohlers – Tochter Maria Christine – erblickte im Dezember 1984 das Licht der Welt. Davor konnte sich die begeisterte Mutter über Anton, Annelies, Helga, Helmut, Albert, Michaela, Jochen, Ingemar, Isabella und Ulrich freuen. „Die ersten Worte, die ersten Schritte, die ersten Zähne – jeden Tag siehst du und hörst du was Neues“, beschreibt die Wälderin eine der vielen schönen Seiten des Mutterseins. Nach jedem Kind, das sie sich, ihrem Mann und der Welt schenkte, fühlte sich Hildegard, als ob der Himmel auf die Erde gekommen wäre. „Anton hätten sechs Kinder gereicht. Aber er freute sich über jedes weitere. ,Lieber ist mir, es kommt eines, als es geht eines‘, meinte er zu mir.“

Die Tage der elffachen Mutter waren ausgefüllt. „Aber ich habe nicht oft gesagt: ,Heute war ein anstrengender Tag.‘“ Vielmehr lebte Hildegard, die auch noch zwei Pflegekinder aufnahm, nach dem Motto: „Hosch wella, schleck d’Kella.“ Doch Hildegard, die die Kleidung für ihre Kinder selbst nähte und strickte, war nicht auf sich allein gestellt. „Meine Schwiegermutter war mir eine große Stütze. Sie bügelte und wusch mir ab.“ Auch ihre Geschwister unterstützten sie. „Sie haben öfters meine Kinder gehütet.“ Viel Zeit für sich selbst hatte die leidenschaftliche Mutter nicht. „Einmal im Monat habe ich mir einen Tag lang eine Auszeit gegönnt. Dann bin ich nach Bregenz gefahren, um einzukaufen und einen Kaffee zu trinken.“

Rückblickend kann Hildegard nur sagen: „Ich hatte ein schönes Leben. Die Freude überwog bei weitem die Sorge.“ Sie würde alles wieder so machen, ihren Anton abermals zum Mann nehmen und erneut elf Kinder in die Welt setzen. Denn: „Ich bin überall eingebettet. Meine Kinder schauen gut auf mich, helfen mir im Haushalt und laden mich zum Mittagstisch ein.“ Es macht sie glücklich, „dass das, was ich gegeben habe, zurückkommt“. Auch der Blumengarten bereitet der 80-Jährigen Freude. „Ich streichle die Blumen jeden Tag.“ Freude kommt bei der 29-fachen Großmutter auch auf beim Stricken von Babygarnituren. Bei einer so großen Familie ist Familienzuwachs garantiert. Jetzt sind die Enkel am Zug.




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