Schulen würden heute offen bleiben

Vorarlberg prescht bei Aufarbeitung der Coronamaßnahmen voran. Vieles würde es heute nicht mehr geben.
Bregenz Bei der Aufarbeitung der Coronamaßnahmen hat es Vorarlberg eilig. Deutlich früher als der Bund will das Land seine Erkenntnisse in einem Weißbuch festschreiben. Gestartet wurde der Evaluierungsprozess Ende März, bereits im Juni soll er abgeschlossen sein. Lehren, die Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) schon jetzt für sich aus der Pandemie zieht: „Ich würde keine Schul- und Grenzschließungen mehr veranlassen.“ Gleiches gilt für Lockdowns, und auch eine allfällige Impfpflicht fände keine Zustimmung. Sehr wohl habe sich aber das Tragen von Masken als günstig erwiesen. Wobei er diese seine Schlussfolgerungen auf „das Wissen von heute“ bezogen sehen will. Eine neuerliche Pandemie sollte seiner Meinung nach ganz generell ohne harte Eingriffe in das Leben der Menschen bekämpft werden.
Vorsorge verbessern
In einem umfassenden Evaluierungsprozess überprüft das Land die eigenen Handlungen und Erfahrungen während der Covid-19-Pandemie. Ziel ist, die Vorsorge zu verbessern und bei künftigen Gesundheitskrisen effizient reagieren zu können. „Die Pandemie hat uns vor eine völlig neue Situation gestellt. In vielen Handlungsfeldern waren rasche Maßnahmen trotz begrenzter Datenlage notwendig. Deshalb analysieren wir präzise und kritisch die Entscheidungen der Coronajahre“, versichert Markus Wallner. Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher hält fest: „Es ist wichtig, aus der Pandemie zu lernen und für mögliche weitere Gesundheitskrisen bestmöglich gerüstet zu sein.“
Vergleich mit Kanton St. Gallen
Die von der Landesregierung gesetzten Schritte werden aus drei Perspektiven bewertet: aus damaliger Sicht, rechtlich betrachtet und mit heutigem Wissen. „Auch ein Vergleich mit den Nachbarn wird gezogen“, nennt Wallner konkret den Kanton St. Gallen. Ergänzt wird das Bild durch Einschätzungen verschiedener Abteilungen des Landes und des Roten Kreuzes sowie einen interdisziplinären Expertenteil und Erkenntnisse aus Entschädigungsbescheiden. Die Bevölkerung wird ebenfalls einbezogen, und zwar in Form eines Bürgerrats und einer Online-Beteiligung zum Thema „Lernen aus der Covid-19-Pandemie und Stärkung der Gesundheitskompetenz“. Am 28. April 2023 konnten zufällig ausgewählte Frauen und Männer im Bürgerrat über mögliche Lehren aus der Pandemie diskutieren und Empfehlungen für die Politik erarbeiten. Ende Juni erfolgt die Präsentation der Ergebnisse.
Leitlinien für künftige Krisen
Alles fließt dann in einem Weißbuch zusammen. „Dies betrifft vor allem den Aufbau des Notfallzentrums, die Einrichtung von Impf- bzw. Teststraßen und die Infektions-Koordination, die Quarantäne für Gemeinden und Regionen bzw. das Ausreisemanagement, die Grenzkontrollen, die Medikamentenabgabe und die Erfahrungen als Modellregion“, listet Wallner die wichtigsten Kriterien auf. Daraus ableitend sollen klare Leitlinien formuliert werden. Als mögliche Inhalte kommen Wallner zufolge Empfehlungen für Krisenstäbe und die Benennung eines ständigen Expertenteams für unmittelbare Kriseninterventionen infrage.
Krisenlager für Medikamente
Relevant seien aber auch das Abwassermonitoring, die Weiterführung des Krisenlagers für Schutzmaterial und die Einrichtung eines Krisenlagers für Medikamente. Im Gesundheitsbereich sind Post-Covid und Post-Vac ein Thema. Eine bessere Unterstützung für Betroffene muss, sagt Markus Wallner, mitbetrachtet werden. Diesen Teil der Aufarbeitung von drei Pandemiejahren will er jedoch dem Bund überlassen. Das sei bundesweit zu regeln. VN-MM
„Ich würde heute keine Schul- und Grenzschließungen mehr veranlassen.“


Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.