Quereinstieg ins Klassenzimmer

Vorarlberg / 22.05.2023 • 19:03 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Emine Akdad hat im Vorjahr den Quereinstieg ins Klassenzimmer als Mathelehrerin gewagt. VN/MEF (2)
Emine Akdad hat im Vorjahr den Quereinstieg ins Klassenzimmer als Mathelehrerin gewagt. VN/MEF (2)

In Vorarlberg wird wieder händeringend nach Lehrpersonal gesucht.

Bregenz, Hard „Es ist alles sehr schnell gegangen“, erzählt Emine Akdad und meint damit ihren Quereinstieg ins Klassenzimmer an der Mittelschule Hard-Mittelweiherburg im vergangenen Jahr. Ende Juni hatte sich die 42-Jährige für den Neustart entschieden und sich am letzten Bewerbungstag an die Bildungsdirektion gewandt. „Ich bekam gleich eine Rückmeldung, habe gekündigt und nach den Sommerferien angefangen, als Lehrerin zu arbeiten.“ Nach einer Infoveranstaltung folgte für sie im September quasi der Sprung ins kalte Wasser.

Neues Online-Portal

Aktuell werden in Vorarlberg wieder händeringend Lehrerinnen und Lehrer für das kommende Schuljahr gesucht. Alleine im Pflichtschulbereich waren im ersten Bewerbungsdurchgang über 300 Stellen auf einem neuen bundesweiten Online-Portal ausgeschrieben. Bewerbungen gab es rund 200 – immer noch sind über 100 Stellen im Online-Portal aufgelistet. Momentan läuft der zweite Bewerbungsdurchgang. Der dritte folgt im Juni.

An Volksschulen und im Bereich der Allgemeinen Sonderschule besteht im kommenden Schuljahr dringender Bedarf an Klassenlehrerinnen und -lehrern, wie es seitens der Bildungsdirektion heißt. Für die Mittelschulen und Polytechnischen Schulen werden momentan vor allem Lehrerinnen und Lehrer für Mathematik und Deutsch gesucht. Ansonsten auch für Physik, Chemie, Musikerziehung, Werken, digitale Grundbildung und Sport.

Quereinsteiger gefragt

Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, wurden im Rahmen des Projekts „Arbeitsplatz Schule“ in Vorarlberg Werbeaktivitäten gestartet (die VN berichteten). Mit ins Boot holen will man vor allem auch Quereinsteiger, die sich zertifizieren lassen müssen. Im laufenden Schuljahr handelte es bei der Hälfte der 300 Neueinstellungen um Quereinsteiger, wie Heiko Richter von der Bildungsdirektion unlängst auch bei der Sendung Vorarlberg LIVE berichtete.

Voraussetzung für den Quereinstieg sind ein abgeschlossenes, fachlich geeignetes oder facheinschlägiges Studium auf Bachelorniveau sowie Berufspraxis und eine Eignungsprüfung.

Spontan beworben

Emine Akdad hat beispielsweise Technische Mathematik und Statistik studiert. „Ich hatte eigentlich nie geplant, Lehrerin zu werden“, erzählt sie. Dann kamen ihre beiden Kinder zur Welt und die Pläne änderten sich mit dem Lauf der Zeit. In den vergangenen Jahren holte sie ihren Studienabschluss nach, absolvierte Weiterbildungskurse und arbeitete beim Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung (FAB) als Trainerin. „Dann habe ich im vergangenen Sommer die Ausschreibung für die Stelle als Mathelehrerin gesehen. Für mich war klar, dass ich einfach was in Richtung Mathe machen möchte und so habe ich mich spontan beworben.“

Einige Stunden im Unterricht

Seit Herbst unterrichtet sie nun unter anderem Mathe an der Mittelschule Hard-Mittelweiherburg und lernt berufsbegleitend für den Master an der Pädagogischen Hochschule, wo sie auf weitere Junglehrer trifft.

Zu den wichtigsten Neueinsteigern im Lehrberuf zählen nämlich inzwischen auch die regulären Lehramtsstudenten. Derzeit befinden sich an der Pädagogischen Hochschule (PH) in der Primarstufe (Volksschule) 47 Studierende im achten Semester des Bachelor-Studiums. Sie werden vermutlich alle im Juli abschließen. Teilweise sind diese bereits mit einigen Stunden im Schuldienst tätig, wie Heiko Richter berichtet.

Diskussion um Ausbildungsdauer

In der Sekundarstufe (MS, BMHS, AHS, PTS) sind momentan 45 Studierende im achten Semester des Bachelor-Studiums und haben ihr letztes Praktikum abgeschlossen. Auch hier unterrichten manche bereits einige Stunden. „Aufgrund des anschließenden berufsbegleitenden Masterstudiums können die meisten Bachelor-Absolventen noch keine volle Lehrverpflichtung übernehmen“, gibt Richter zu bedenken. Über den Ausbildungszeitraum wird schon seit Längerem diskutiert.

„Mit den Kindern alles unter einen Hut zu bringen ist schon manchmal etwas stressig“, bestätigt auch Emine Akdad. Glücklicherweise gebe es hin und wieder Online-Seminare. Was sie sich wünschen würde für das kommende Schuljahr? „Dass wir nicht mehr zweimal nachmittags an die PH nach Feldkirch fahren müssen, sondern die Veranstaltungen an einem Tag stattfinden.“

Die anfängliche Nervosität im Klassenzimmer hat sich nach dem Sprung ins kalte Wasser bei der Matheliebhaberin bald gelegt. „Ich bin an der Schule sehr gut aufgenommen worden und fühle mich sehr wohl im Team.“ VN-MEF

Inzwischen hat sich die Neueinsteigerin gut an der Schule in Hard eingelebt.
Inzwischen hat sich die Neueinsteigerin gut an der Schule in Hard eingelebt.

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