Kritischer Denker und Naturfreund

Im Alter von 84 Jahren starb Prof. i. R. Dr. August Fleisch, Lehrender an der Pädagogischen Hochschule in Feldkirch.
FELDKIRCH Am 12. Mai starb im Alter von 84 Jahren Prof. i. R. Dr. August Fleisch, der ab 1971 an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Feldkirch lehrte. 1999 trat er in den Ruhestand. August Fleisch war ein liebevoller Familienmensch, tief dem Humanismus, sozialen Werten und der Natur verbunden, und er war ein engagierter Lehrer und kritischer Begleiter seiner Studentinnen und Studenten.
Harald Walser, ehemaliger Direktor des Bundesgymnasiums Feldkirch, führt zum Tod von August Fleisch aus: „Mit Gustl verliere ich einen jahrzehntelangen Freund. Er war trotz hoher Intellektualität immer geerdet und wurde ein Lehrer und Intellektueller im besten Sinne: Gustl hat die Studierenden an der damaligen Pädagogischen Akademie zum Weiterdenken animiert, zum kritischen Hinterfragen angeblicher Gewissheiten und wurde so zu einer der wichtigsten Lehrerpersönlichkeiten. Das hat ihm als kritischem Geist vonseiten der politischen und schulischen Obrigkeit viel Misstrauen eingetragen. Davon ließ er sich aber nicht beirren.“
Und Walser weiter: „Humanismus war für ihn gelebte Realität. Er hatte immer auch jene im Blick, denen es nicht gutging. Seine Analysen über Politik und Gesellschaft, seine Lust an der Diskussion waren für alle bereichernd. Die Lücke, die er hinterlässt, ist riesengroß.“ Kurt Greussing, langjähriger Weggefährte von August Fleisch, beschreibt den Verstorbenen als politischen Menschen, Humanisten und Freigeist, der mutig und beharrlich dazu beitrug, dass Verhältnisse nicht so bleiben, wie sie sind.
August Fleisch ließ sich in seinem fachlichen Engagement nie entmutigen. Er war einer der ersten, der das Thema „Zuwanderung“ sachkundig behandelte. Davon zeugte 1990 die Wanderausstellung „Zwischen den Stühlen – Bild-Geschichten aus dem Leben der Arbeitsmigranten“, die er mit dem Fotohistoriker Arno Gisinger gestaltete und die auch im Vorarlberger Landhaus gezeigt wurde. Er veröffentlichte aber auch Lehrbücher wie „Entwicklungspsychologie und Erziehungslehre“.
August Fleisch wurde am 15. April 1939 in Götzis geboren. Dort besuchte er die achtklassige Volksschule und arbeitete anschließend ein Jahr lang in der elterlichen Landwirtschaft mit. 1954 trat er in die Lehrerbildungsanstalt in Feldkirch ein. Nach fünfjähriger Internatszeit maturierte er 1959 und war anschließend für jeweils ein Jahr Volksschullehrer in Gisingen und Fraxern. Sein großes Ziel aber war eine universitäre Ausbildung. Diese setzte er 1961 in den Fächern Deutsch und Leibeserziehung an der Universität Innsbruck um. Trotz der bescheidenen Jahre ging er im Studium und im Sport, der seine Leidenschaft war, voll auf. In den Ferien war August Fleisch oft als Skilehrer tätig, und in der Leichtathletik, vor allem im Zehnkampf, konnte er regional beachtliche Erfolge erzielen.
An der Universität leitete er bald den Hochschulsport. Nach Ablegung der Lehramtsprüfungen in Deutsch und Leibesübungen unterrichtete er an Gymnasien in Landeck und Innsbruck. Daneben arbeitete er an seiner Dissertation in Erziehungswissenschaften und promovierte 1971 zum Doktor der Philosophie. Nach zehn Jahren Aufenthalt in Innsbruck erhielt August Fleisch einen Ruf an die damalige Pädagogischen Akademie des Bundes in Feldkirch, dem er folgte und nach Götzis übersiedelte. Dort fand er in dem von den Geschwistern errichteten und 1969 fertiggestellten Mehrfamilienhaus sein Zuhause. Er hatte zwei Töchter und drei Enkelkinder und war ein liebevoller Opa.
Im Sommer stand wiederholt Familien-Camping-Urlaub in Griechenland auf dem Programm. Zwei Sommer verbrachte er auch auf einer Ranch in Kanada. Leider wurden seine letzten Lebensjahre durch Krankheit überschattet. Am 12. Mai dieses Jahres wurde er von seinen Schmerzen erlöst und verstarb in seinem Wohnhaus in Nofels.
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