Schweineleid in Bildstein: BH Bregenz schaltet sich ein

Vorarlberg / 31.05.2023 • 16:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Schweineleid in Bildstein: BH Bregenz schaltet sich ein
Mayer, VGT

Landwirt verteidigt sich gegen die Vorwürfe des VGT.

Bildstein Es sind Bilder, die schockieren. Schweine sehen mit leerem Blick in die Kamera. Sie stehen in ihrem eigenen Kot. Rund um sie herum ist es dreckig, nass und voller Mist. Ein trockener Schlafplatz für die Schweine? Fehlanzeige. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat Anzeige nach dem Tierschutzgesetz erstattet.

Diese schlimmen Umstände sollen auf einem Hof in Bildstein herrschen. “Die momentanen Lebensumstände am kürzlich bekannt gewordenen Betrieb sind erbärmlich: Die Schweine müssen auf einem fast ein Meter hohen Kotberg stehen. Ins hinterste Eck des alten Stalls, wo etliche Ferkel leben müssen, dringt kaum Tageslicht vor – die Tiere leben in Dunkelheit”, schildert der Verein.

Die Schweine stehen in ihrem eigenen Mist. <span class="copyright">VGT</span>
Die Schweine stehen in ihrem eigenen Mist. VGT
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VGT

Demnach müssten einige größere Schweine in einem See aus Kot und Urin herumwaten. Als Unterschlupf diene ihnen ein Blechtunnel, in dem es bei starkem Sonnenschein unerträglich heiß werde. “Den mehr als 30 kleineren und größeren Schweinen fehlt illegalerweise auch Beschäftigungsmaterial”, klagt der VGT.

David Richter, VGT-Obmann-Stellvertreter und Schweine-Experte, sagt: “Das sind Zustände, wie man sie in Vorarlberg nicht mehr erwarten würde. Wem es nicht möglich ist, seine Tiere vernünftig zu halten, der sollte das auch nicht machen dürfen!”

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Landwirt verspricht Verbesserungen

Seiner Verantwortung ist sich Vincent Gunz (27) bewusst. Er betreibt den kleinen Hof und wurde von den Vorwürfen am Mittwoch komplett überrascht. Immerhin muss jemand unbeobachtet auf seinen Hof geschlichen sein, um die Aufnahmen zu machen. “Die Bilder sprechen für sich, das war auch so”, sagt Gunz. Er habe die Situation aber schon verbessert und wisse um die Problematik. Hintergrund der misslichen Lage: “Wir sind am Umbauen und deswegen ist einiges liegen geblieben.” Der Jungbauer verspricht umgehend Besserung. “Die muss sein.”

Ein Blechtunnel dient als Unterschlupf. <span class="copyright">VGT</span>
Ein Blechtunnel dient als Unterschlupf. VGT
Vincent Gunz bemüht sich um Verbesserungen. <span class="copyright">Mayer</span>
Vincent Gunz bemüht sich um Verbesserungen. Mayer

Bald schon soll es den fünf Zuchtschweinen, dem Eber und den Ferkeln wieder besser gehen. Seinen Facebook-Auftritt hat der 27-Jährige erstmal versteckt. Gunz betont aber: “Die Schweine stehen nicht in einer Pfütze und haben eine trockene Liegefläche.” Problem sei, dass das Wasser vom Hang drückt und sich an einem Schuttberg staut.

So ging es den Schweinen am Mittwoch. <span class="copyright">Mayer</span>
So ging es den Schweinen am Mittwoch. Mayer
Am Hof wird derzeit umgebaut. <span class="copyright">Mayer</span>
Am Hof wird derzeit umgebaut. Mayer
<span class="copyright">Mayer</span>
Mayer

Große Kooperationsbereitschaft bescheinigt dem Landwirt auch die Bezirkshauptmannschaft Bregenz. Die Amtstierärztin hat ihm noch am selben Tag einen Besuch abgestattet. “Der Landwirt hat von uns einen Verbesserungsauftrag erhalten, was unmittelbar zu ändern ist”, sagt BH-Abteilungsleiter Rainer Honsig-Erlenburg.

Rainer Honsig-Erlenburg von der BH Bregenz hat den Hof im Blick. <span class="copyright">VN/Rauch</span>
Rainer Honsig-Erlenburg von der BH Bregenz hat den Hof im Blick. VN/Rauch

Am Donnerstag wird die Umsetzung überprüft. Bisher sei der Hof aber noch nicht negativ aufgefallen. Daher sollte sich das Thema auch erledigt haben, sobald die Verbesserungen umgesetzt sind.

Grüne fordern Maßnahmen

Manchen geht das nicht weit genug. Tierschützerin Sandy P. Peng aus Vorarlberg sagt: “Das Tierleid findet nicht vor den Augen der Konsument:innen statt. Es ist die Aufgabe des Landes, für die Einhaltung der tierschutzrechtlichen Bestimmungen zu sorgen.”

Tierschützerin Sandy P. Peng nimmt das Land in die Pflicht. <span class="copyright">VGT</span>
Tierschützerin Sandy P. Peng nimmt das Land in die Pflicht. VGT

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Landwirtschaftssprecherin Christine Bösch-Vetter von den Vorarlberger Grünen fordert in Bezug auf den aktuellen Fall flexible Unterstützungs- und Entlastungsmaßnahmen für Bäuerinnen und Bauern. „Landwirtinnen und Landwirte sollten in jeder Situation, in der sie Unterstützung brauchen, entsprechende Hilfe bekommen“, sagt Bösch-Vetter. Die bereits seit vielen Jahren bestehende soziale Betriebshilfe der Kammer sollte zeitgemäß adaptiert werden.

Christine Bösch-Vetter (Grüne) fordert Maßnahmen. <span class="copyright">VN/Maurice Shourot</span>
Christine Bösch-Vetter (Grüne) fordert Maßnahmen. VN/Maurice Shourot

Bei näherer Betrachtung von derartigen Problemen in der Tierhaltung werde sichtbar, dass in vielen Fällen eine Überforderungssituation der Tierhalter das eigentliche Problem sei. „Ein zu bewältigender Neubau, ein Schicksalsschlag, eine Erkrankung, hoher finanzieller Druck – all das können Schwierigkeiten sein, deren Folgen am Ende auch die Tiere zu bezahlen haben“, führt Bösch-Vetter aus.