Besuch im Keller des Verbrechens

Feldkirch Auf den ersten Blick sieht der Raum aus wie das Depot eines gut sortierten Elektrofachhandelgeschäfts. Zwischen sorgfältig beschrifteten und nummerierten Kartons verschiedener Größen lagern in den graufarbigen Regalen Gegenstände wie eine Elektrosäge, ein Lüftungsgerät oder ein Rasentrimmer. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um einen alltäglichen Kellerraum. Sondern um die Asservatenkammer des Landesgerichts Feldkirch und bei den Geräten unter anderem um Diebesgut und Zubehör für Hanfplantagen. Zudem wird in den Kartons und Kuverts so manches Beweismittel schockierender Verbrechen verwahrt.

Die juristische Kammer des Schreckens liegt tief verborgen und versperrt hinter Kellertüren des altehrwürdigen Gebäudes. Weit mehr als 2000 Gegenstände hat Veronika Vith hier allein im vergangenen Jahr einsortiert. Vorarbeit leistet die Polizei mit sogenannten Standblättern, auf denen Delikt und Gegenstände aufgelistet sind. „Demnächst sollen Tierschädel und archäologische Dinge angeliefert werden“, erzählt die Leiterin der Verwahrstelle im Hinblick auf Kuriositäten. Worum es dabei genau geht, ist für sie noch ein Rätsel. Vermutlich besteht ein Zusammenhang mit Artenhandelsschutz.

Klar ist jedenfalls, dass die Beweismittel laut Bestimmungen lagerbar sein müssen. Verderbliches wird nicht verwahrt. „Wir wollen ja schließlich keinen Schimmel“, sagt Landesgerichtssprecher Dietmar Nussbaumer.

Allerlei Gerätschaften

In den Räumlichkeiten stapeln sich momentan Säcke mit Kleidung, Hygieneartikeln, E-Scooter, eine Bierkiste und ein Karton voll Wein mit Nazi-Symbolen. „Die Gegenstände bleiben hier, bis die Verfahren rechtskräftig abgeschlossen sind“, erklärt Nussbaumer. Über den Verbleib der Dinge entscheidet der jeweils zuständige Richter.

„Manche Sachen werden entweder zugunsten des Bundes versteigert oder, wenn sie nichts mehr wert sind, vernichtet. Wir haben ja nicht Platz ohne Ende.“ Fahrräder oder andere Gerätschaften, die von der Polizei nicht zugeordnet werden konnten, sind ein Jahr lang in einer sogenannten Edikteliste im Internet aufgelistet. Dies für den Fall, sollten sich potenziell Geschädigte noch melden. Gleich mehrere Zweiräder sind momentan in einer Ecke abgestellt.

Neben allerlei Gerätschaften landen auch alle sichergestellten Drogen in der Asservatenkammer hinter verschlossenen Türen. In dem Raum liegt ein süßlicher Duft in der Luft – obwohl alles fein säuberlich verpackt ist. Hauptsächlich zu tun hat es die Verwahrstellenleiterin mit Cannabis. „Die Arbeit im Keller ist natürlich mit einer großen Verantwortung verbunden. Gerade auch was die Drogen betrifft“, sagt Vith. Als Mitarbeiterin der Strafabteilung weiß sie genau, wovon sie spricht. Dementsprechend genau und geradlinig geht sie bei ihrem Job sichtlich auch vor.

Unter Aufsicht einer Kommission

Was die Drogen betrifft, so wurde vor Kurzem erst wieder ein Teil vernichtet. „Dies passiert unter der Aufsicht einer Kommission“, erläutert Nussbaumer. Ein kleiner Teil des Suchtgifts wird vorübergehend noch der Suchtgifthundestaffel der Kriminalpolizei zu „Schnüffeltrainingszwecken“ überlassen.

Auch beschlagnahmte Munition, Waffen und Waffen, durch die Menschen durch grausame Verbrechen ihr Leben lassen mussten oder schwer verletzt wurden, landen in den Katakomben des Landesgerichts. Sie alle sind ebenso in Kartons und Kuverts verpackt und werden zu gegebener Zeit ebenfalls im Beisein einer Kommission vernichtet.

Irgendwie wirkt im Keller alles ganz alltäglich. Wären da nicht Beschriftungen, die auf schreckliche Verbrechen wie Mord oder Vergewaltigung hinweisen. Und das Wissen, das hinter jeder der Nummern eine Straftat steht. VN-mef