Land will Energieschatz aus dem Bodensee heben

Machbarkeitsstudie soll Potenzial ausloten. Erste Projekte in Lochau und Bregenz.
Bregenz Der Bodensee als Energiequelle? In Lochau wird sein Wasser bereits zum Heizen und Kühlen genutzt. In Bregenz ist gerade eine Anlage im Bau. „Aber es geht noch viel mehr“, sagt Energielandesrat Daniel Zadra (Grüne). Das Land hat unlängst eine Studie in Auftrag gegeben, die das Potenzial des Bodensees als Energiequelle ausloten soll. Wo sind konkrete Entnahme- und Rückgabestellen möglich? Welche Gebiete könnten damit sinnvollerweise versorgt werden?
„Unglaublich“
„Es ist fünf Tage her, dass wir einen Berggipfel verloren haben. Das sollte eigentlich Mahnmal für alle sein, dass wir raus aus den Fossilen müssen“, unterstreicht Zadra. Bei der Produktion von Strom seien die Dinge bekannt, da werde man auch weiterhin auf Wasserkraft, Sonne und in Zukunft vielleicht auch ein bisschen auf Wind setzten. Wenn man sich die Versorgung der Gebäude mit Wärme anschaue, sei die Aufgabe etwas differenzierter und schwieriger. „Bei der Biomasse sind wir sehr gut, aber auch dort kommen wir irgendwann zum Ende. Wir können nicht mehr Biomasse verbrennen, als wir nachproduzieren“, ergänzt der Energielandesrat. Im Bodensee wiederum seien unglaubliche Mengen an Energie gespeichert, die man im Winter zum Heizen und im Sommer zum Kühlen nützen könne. „Diesen Energieschatz wollen wir heben, insbesondere in den dichtbesiedelten Gebieten rund um Bregenz, Lochau und Hard.“ An der Erstellung der Studie sind PB Ingenieure aus der Schweiz, die Ingenieurgesellschaft Prof. Kobus und Partner aus Deutschland und das Energieinstitut beteiligt. Das Ergebnis soll bis Ende des Jahres vorliegen.
Bei der sogenannten Seethermie wird das Wasser aus etwa 30 bis 35 Metern Tiefe entnommen. Dort unten liegt die Temperatur konstant bei rund 4 bis 6 Grad. Bevor es wieder zurück in den Bodensee geleitet wird, werden ihm rund zwei Grad entzogen. Für die Wärmenutzung sei es relativ unproblematisch, für die Kältenutzung eher nicht geeignet, merkt Ulrich Lang, Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft Prof. Kobus und Partner, an. „Die Klimaerwärmung heizt den See zusätzlich auf und dem sollten wir eher entgegenwirken. Wir wissen noch nicht, was das ökologisch bedeutet.“
Hard bis Lochau
Mit der Anlage in Bregenz sollen zunächst das Festspielhaus und das Hallenband versorgt werden. „Als nächster Schritt geht es in Richtung Innenstadt“, sagt Energiestadtrat Heribert Hehle (Grüne). Auch in Hard ist laut Bürgermeister Martin Staudinger (SPÖ) geplant, das Nahwärmenetz auszubauen und neue Energiequellen zu erschließen. Eine Möglichkeit ist das Seewasser. In Lochau wird die Energie aus dem Bodensee bereits am Kaiserstrand genutzt. Dabei soll es nicht bleiben, berichtet Gemeinderätin Judith Wellmann (Grüne): „Lochau war in den 70er-Jahren die Gemeinde mit dem meisten sozialen Wohnbau. Jetzt steht das Problem an, dass man diese Häuser von der Energiequelle Öl und Gas auf alternative Methoden umstellen muss. Der Bodensee liegt nah.“ vn-ger
„Das sollte eigentlich Mahnmal für alle sein, dass wir raus aus den Fossilen müssen.“

