Strom soll im Herbst günstiger werden

Vorarlberg / 15.06.2023 • 21:43 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Lünerseewerk II wird vorangetrieben.
Lünerseewerk II wird vorangetrieben.

Strompreise in Deutschland ermöglichen Gewinnwachstum, Vorarlberger sollen profitieren.

Bregenz Mit erstem Juli wird der neue Stromtarif in Vorarlberg an den Markt gehen, mit einem Maximalpreis von 18,7 Cent pro Kilowattstunde. Bei den illwerken vkw stellt man im VN-Gespräch eine neuerliche Strompreissenkung diesen Herbst in Aussicht.

Gewinne aus Deutschland

Möglich wird dies vor allem durch den Verkauf von Spitzen- und Regelstrom auf dem deutschen Markt. Die Stauseen in der Silvretta dienen quasi als Ausgleichsbatterien der deutschen Energiewende, was sich die illwerke vkw vergolden lassen: Der vorläufige Gewinn des Energieanbieters steigt von 184,6 Millionen Euro 2021 auf 259,5 Mill. Euro 2022, wie die VN eine Woche vor der fraglichen Aufsichtsratsitzung exklusiv erfuhren. Und dies, obwohl das ursprüngliche Geschäftsfeld der VKW ins Minus rutschte: Der heimische Stromvertrieb ist bei einem Minus von 74,5 Mill. Euro. Beim Erdgas ist es ein Minus von 95 Mill., davon allein 70 Mill. Euro für die Anlegung des landeseigenen Gasspeichers in Salzburg.

„Das, was am deutschen Markt erwirtschaftet wird, versickert nicht irgendwo“, betont Landeshauptmann Markus Wallner. „Die Bürger profitieren direkt davon.“ Gemeint ist vor allem der Landesrabatt von drei Cent auf den Strompreis, welcher aus der Dividende der illwerke vkw an das Land als Eigentümer fließt – immerhin voraussichtlich 60 Mill. für 2022. 30 Mill. davon gehen in besagten Landesrabatt. 15 Mill. auf drei Jahren sollen in Förderungen der Energiewärme fließen, weitere Gelder die Teuerung abfedern. Berücksichtigt man den Ausgleich der Heimfallrechte, fließen insgesamt 100 Mill. Euro von der illwerke vkw 2022 ans Land.

Langfristig will das Land 35 Prozent, ohne den Ausgleich der Heimfallrechte, des Gewinns als Dividende ausgeschüttet erhalten. Die übrigen 65 Prozent sind die Voraussetzung für ein großes Investitionsprogramm der illwerke vkw. Bis 2042 sollen sieben Milliarden Euro in die Vorarlberger Energieautonomie fließen, davon 938 Mill. in das Vorarlberger Stromnetz. Weitere 400 Mill. Euro benötigt die Generalerneuerung der bald einhundertjährigen Starkstromleitung von Bürs nach Hohenweiler.

Kraftwerksprojekte

Die großen Brocken bleiben das Lünerseewerk II um zwei Mrd. Euro und das geplante Kavernenkraftwerk Lochau um 650 Mill. Euro. Ersteres dient vor allem dem deutschen Regelstrommarkt, das Zweitere der Vorarlberger Energieautonomie. Um diese parallel planen zu können, gehen die illwerke vkw ungewohnte Wege, erklärt Christof Germann, der künftig den Vorstandsvorsitz übernimmt: „Wir wollen eine Kernmannschaft von bis zu zehn Personen aus dem Unternehmen. Die restliche Kapazität wollen wir aus spezialisierten Ingenieurbüros zukaufen.“

Die bisherigen Vorplanungen sind weitreichend: Für den Bau des Lünerseewerks II prüfen der Landesversorger eine eigene Autobahnabfahrt, um das Brandnertal zu entlasten. Auch die Nutzung der Notfallstraße auf der linken Talseite sei denkbar. Und wie bei früheren Projektbauten soll ein eigenes Betonwerk auf der Baustelle die notwendigen Fahrten reduzieren. In Lochau prüft man eine Erschließung der Kavernenbaustelle vom nördlichen Pfändertunnelportal aus, um die verkehrsbelastete Klause zu umgehen. Die Einleitung in den Bodensee ist beim Langen Stein angedacht.

Windräder rücken näher

Weitere 630 Mill. Euro fließen bis 2030 in Windkraft- und Sonnenenergieprojekte, im Ausland wie in Österreich. Windräder in Vorarlberg schließt Germann nicht mehr aus. „Wir können uns vorstellen, im Land eine Handvoll Windmessungen zu machen“, dann plane man weiter. Das Potenzial der Windkraft wird von den illwerken vkw allerdings als beschränkt angesehen. Allein 20 Windräder bräuchte es, um etwa die Leistung des geplanten Wasserkraftwerks Lochau zu erreichen. An einem optimalen Standort wären es halb so viele.

Kein resolutes Nein zu Windrädern.
Kein resolutes Nein zu Windrädern.
Versorgungssicherheit zu günstigen Preisen erwartet Landeshauptmann Markus Wallner. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Versorgungssicherheit zu günstigen Preisen erwartet Landeshauptmann Markus Wallner. VN/Paulitsch

Ergebnisvorschau illwerke vkw 2022

Ergebnis vor Steuern (Mill. EURo)   2021  2022 (vorläufig)

illwerke vkw AG EA    184,6 259,5

davon entfallen auf:

Wasserkraft DE    146,2 289,8

Wasserkraft AT      42,3 65,4

Wasserkraft     188,5 355,2

Stromvertrieb AT     -22,4 -74,5
Erdgasvertrieb AT     -6,1 -95,0

Energiedienstleistungen    0,4 -3,0

Dienstleistungen ohne 500-GWh-Vertrag  -28,1 -172,5

Ergebnis 500-GWh-Vertrag    29,0 78,9

Dienstleistungen mit 500-GWh-Vertrag  0,9 -93,6