Um Haaresbreite
Ein Augenblick macht den Unterschied. Der ältere Mann war am Hafen entlang geschlendert. Jetzt steht er verdutzt da und blickt dem Radfahrer nach, der sich schon weit vorn durch die Spaziergänger schlängelt. Dass er an ihm vorbeigezischt ist, hat ihm der Luftstrom verraten. Berührt haben sie sich nicht. Er hat ihn auch nicht kommen sehen. Der junge Radler hatte ihn, eine Pizzaschachtel in Händen, freihändig überholt. Ganz lässig, sehr schnell und außerordentlich nah. Dem Passanten steht der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Er blickt sich um. Aber kaum einer hat’s gesehen. Den Kopf schüttelnd und ein wenig unsicher setzt er seinen Spaziergang fort.
Das ist noch einmal gut gegangen. Nur ein Augenblick hat entschieden. Wäre der Mann ein wenig nach rechts ausgeschert, sie wären unweigerlich kollidiert. Das hätte leicht geschehen können. Der Weg führt an einem Schanigarten vorbei. Wie leicht hätte er dort jemanden erkennen können, grüßen, winken, sich umwenden und dann . . .
Aber es ist ja nix passiert. Es tragen nur ein Radfahrer seine Pizza und ein betagter Passant seine Entrüstung nachhause. „Ang’speist“ werden sie beide diesen Tag beschließen, beim Passanten dürfte die Sättigung freilich etwas länger anhalten.