Ab Sommer werden Drogen geprüft

Vorarlberg / 26.06.2023 • 18:38 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Primar Kloimstein, Katharina Amann, Wolfgang Grabher, LR Rüscher.
Primar Kloimstein, Katharina Amann, Wolfgang Grabher, LR Rüscher.

Weil der Konsum von Cannabis laut Clean stetig ansteigt, ist auch eine eigene Gruppe für Betroffene geplant.

Bregenz Vor 36 Jahren wurde der 26. Juni von den Vereinten Nationen zum Weltdrogentag erklärt. Heuer stand er unter dem Motto „People first: stop stigma and discrimination, strengthen prevention“. „Eines muss uns immer bewusst sein: Es geht um Menschen. Es geht nicht um Statistiken oder um irgendwelche Substanzen, sondern es sind Menschen, die erkrankt sind“, verdeutlichte der Primar der Stiftung Maria Ebene, Philipp Kloimstein, am Montag bei einer Pressekonferenz. Gleichzeitig dürfe man das Umfeld der Suchterkrankten nicht aus den Augen verlieren.

Der Weltdrogentag soll die Menschen daran erinnern, dass Drogen ein großes gesellschaftliches Problem sind. „Es kann jede und jeden treffen“, unterstreicht Kloimstein. „Wir sehen es ja auch bei den Polizeikontrollen in den letzten Monaten, dass man wirklich zu allen Tages- und Nachtzeiten Menschen antrifft, die Substanzen konsumiert haben.“ Laut dem Europäischen Drogenbericht 2023 nimmt das Angebot an illegalen Drogen in Europa weiter zu.

Mischkonsum

Bereits jetzt liegt Österreich demnach beim Hochrisikokonsum von Opioiden mit sechs bis sieben Betroffenen pro tausend Einwohner deutlich über Ländern wie Deutschland mit im Schnitt zwei Personen. Die nach Wien am stärksten betroffenen Regionen sind Kärnten, Tirol und Vorarlberg. Von den insgesamt 235 drogenbezogenen Todesfällen in Österreich im Jahr 2021 waren mehr als 60 Prozent (143) auf Mischintoxikationen mit Opiaten zurückzuführen.

Am häufigsten wird jedoch gekifft. „Wir wissen, dass der Konsum von Cannabis in den letzten Jahren stetig zunimmt und die Auswirkungen oftmals unterschätzt werden. Ein regelmäßiger Konsum von Cannabis steht im Zusammenhang mit Depressionen, Angsterkrankungen und Psychosen“, macht Katharina Amann, die neue Leiterin der Beratungsstelle Clean Bludenz, deutlich. Die Daten aus dem Drug-Checking wiesen zudem darauf hin, dass das Cannabis in Österreich teilweise auch mit synthetischen Cannabinoiden versetzt wird. In der Beratungsstelle Clean wird der Trend mit zunehmender Sorge beobachtet. Ab Herbst ist in Feldkirch eine eigene Cannabis-Gruppe für Betroffene geplant. Bereits im Sommer soll auch in Vorarlberg mit dem Drug-Checking begonnen werden. „Das ist ein langjähriger Wunsch, insbesondere der Beratungsstellen. Menschen schlucken viele Pillen und wissen nicht, was drin ist. Die Vorbereitungen laufen, und wir erwarten, im Sommer rechtzeitig zur Open-Air-Saison damit beginnen zu können“, kündigt Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher an. vn-ger

„Es geht um Menschen. Es geht nicht um Statistiken oder um irgendwelche Substanzen.“

760 Drogenabhängige in Vorarlberg sind substituiert, sprich: sie bekommen vom Arzt ein Opioid verordnet. VN/Hartinger
760 Drogenabhängige in Vorarlberg sind substituiert, sprich: sie bekommen vom Arzt ein Opioid verordnet. VN/Hartinger
Ab Sommer werden Drogen geprüft