„Lehrer ist ein ­wunderbarer Job“

Vorarlberg / 30.06.2023 • 22:50 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Lehrerproteste entzünden sich auch in Vorarlberg immer wieder. VN/Steurer
Lehrerproteste entzünden sich auch in Vorarlberg immer wieder. VN/Steurer

Bildungsminister Martin Polaschek wirbt für Pädagogenberuf und kann sich grundsätzlich auch höhere Löhne in Vorarlberg vorstellen.

Schwarzach  Den Anhängern einer Gemeinsamen Schule und Gegnern der verpflichtenden Ziffernnote für alle Klassen an den Volksschulen hat Bildungsminister Martin Polaschek nichts Erfreuliches mitzuteilen. Im Interview bei Vorarlberg LIVE räumt er Vorarlberg zwar das Recht ein, ein entsprechendes Schulmodell aufzusetzen, die Wissenschaftlichkeit des Forschungsprojekts von 2015 mit der Empfehlung für dieses Schulmodell zieht er in seiner Eindeutigkeit jedoch in Zweifel. „Es gibt dazu auch alternative wissenschaftliche Erkenntnisse, die in eine andere Richtung gehen“, sagte Polaschek im Gespräch mit VN-Redakteur Klaus Hämmerle.

„Schafft Klarheit“

Die Wiedereinführung der Ziffernnote als verbindliches Bewertungsmodell vom zweiten Semester der ersten Klasse an begrüßt Polaschek eindeutig. „Mein Vorgänger hat das mit sehr guten Argumenten wieder eingeführt. Ich sehe keinen Grund, davon wieder abzugehen. Die Ziffernnote schafft Klarheit. Ich finde es gut, wenn die Kinder wissen, wie sie dran sind. Es gibt viele, die mit einer nur alternativen Beurteilung gar nichts anfangen konnten“, lässt Polaschek bei diesem Punkt keine Unklarheit bei seiner Überzeugung aufkommen.   Dessen ungeachtet wird an der Volksschule Lustenau Kirchdorf, dort, wo die Proteste gegen die verpflichtende Ziffernnote österreichweit Schlagzeilen machten, kommenden Donnerstag wieder für die Wahlfreiheit der Schülerbeurteilung bis zur dritten Klasse demonstriert.

Grundsatzfrage

Einig ist sich der Minister mit allen Akteuren im Bildungssystem über die größte Baustelle im Bildungssystem: den dramatischen Lehrermangel, der vor allem in Vorarlberg ganz besonders ausgeprägt ist. Polaschek spricht sich dabei für ein Bündel an Maßnahmen aus, um mehr junge Menschen für den Lehrerberuf zu gewinnen. „Dieser Job ist ein wunderbarer“, steht für ihn fest. Die Maßnahmen reichen über attraktive Möglichkeiten für Quereinsteiger genauso wie dienstrechtliche Rahmenbedingungen oder ein verbessertes Personalmanagement.

Polaschek kann sich sogar vorstellen, Lehrer in Hochpreisbundesländern wie Vorarlberg mehr zu bezahlen. „Allerdings kann das kein Modell nur für Lehrer sein“, schränkt der ehemalige Universitätsprofessor ein. „Man müsste da schon Bundesbedienstete aus anderen Bereichen miteinbeziehen. Diese Frage müsste grundsätzlich angegangen werden.“ Unterschiedliche Löhne in den Bundesländern würde auch viele dazu bewegen, dorthin zu gehen, wo mehr bezahlt wird.

Praxis und Wissenschaft

Die vielfach geäußerte Kritik an den zu hohen wissenschaftlichen Standards für den Lehrberuf, die viele abschrecken würden, diesen Beruf zu ergreifen, kommentiert der Bildungsminister differenziert. „Es gibt eine Evaluierung des gesamten Studienbereichs durch den Qualitätssicherungsrat. Natürlich werden da auch die Praxisteile untersucht. All das fließt in die inhaltliche Änderung des Curriculums ein.“

Von der zum Teil massiven Kritik von Lehrervertretung und auch Studenten am Führungsstil des Rektors der pädagogischen Hochschule Vorarlberg, Gernot Brauchle, habe er nichts vernommen. Konkret werfen die Lehrervertreter diesem vor, praktische Einheiten zu Gunsten der Forschung zurückzudrängen und fordern den Minister auf, von seinem Zugriffsrecht im Sinne der Lehrer Gebrauch zu machen. Brauchle hatte Lehrervertreter Willi Witzemann nach Kritik an seiner Person auch schon mit rechtlichen Schritten gedroht.

Weniger Bürokratie?

Stoppen möchte der Minister die Bürokratieflut für Schulleiter und Lehrer an den Bildungsstätten. Er habe diesbezüglich bereits Maßnahmen gesetzt.  Für die Zukunft wünscht sich der Minister vor allem mehr qualifizierte Assistenz für die Lehrer und große Fortschritte in der Digitalisierung.

Nach Ansicht des Unterrichtsministers habe man im vergangenen Schuljahr bereits sehr viel erreicht. „Und das bei großen Herausforderungen wie der Integration von ukrainischen Flüchtlingskindern, der Energieknappheit und der endgültigen Abhandlung von Corona. VN-HK

„Es gibt keinen Grund, die verpflichtende Ziffernnote wieder zurückzunehmen.“

Bildungsminister Martin Polaschek: Der Minister stellte sich bei Vorarlberg LIVE den Fragen zu den aktuellen Schulthemen. Es warten große Herausforderungen.

Bildungsminister Martin Polaschek: Der Minister stellte sich bei Vorarlberg LIVE den Fragen zu den aktuellen Schulthemen. Es warten große Herausforderungen.