Eine Radtour für jede Tageszeit

Vorarlberg / 07.07.2023 • 18:52 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Meister Adebar gehört schon zum Landschaftsbild wie das Schilfgras.
Meister Adebar gehört schon zum Landschaftsbild wie das Schilfgras.

Auf 28 Kilometern eröffnet sich die wunderbare Welt der Rheintaler Riedlandschaften.

Hard Schon einmal etwas von der Grüne-Insel-Tour gehört? Nein? Dann sind Sie nicht allein. Ich bin auch erst im Netz auf diesen Begriff gestoßen, als ich nach einer einfachen Radrunde suchte. Es muss, so jedenfalls meine Meinung, nicht immer ein schweißtreibender Ausritt sein. Gemütlich und mit Genuss hat zwischendurch auch seinen Reiz. Beides bietet die Grüne-Insel-Tour in Hülle und Fülle. Vor allem lässt sie sich zu jeder Tageszeit und bei vernachlässigbaren 20 Höhenmetern, die es zu bewältigen gilt, auch mit Kindern problemlos machen. Da die Strecke größtenteils asphaltiert und der Rest gut befestigt ist, rollt zudem fast jedes Rad ohne Schwierigkeiten durchs Gelände und: Die Tour macht ihrem Namen alle Ehre, denn sie verläuft durch Naturschutzgebiete und die ganz wunderbare Welt der Rheintaler Riedlandschaften.

Ruhige Weitläufigkeit

Wir starten bei der neuen Rheinbrücke in Hard, tauchen dort unten durch und sind nach ein paar Kurven durch ein kleines Industriegebiet auf dem Radweg durch das Harder Ried. Über dem frühen Tag hängen noch die Wolken einer verregneten Nacht, und die Temperaturen zeigen sich etwas unterkühlt, doch da und dort blitzt bereits sanftes Himmelblau durch. Zum Radeln geradezu ideal. Sattes Grün prägt die Umgebung. Der Mais steht schon hoch, ebenso das Schilf. Gelbe, lila und weiße Blumen sprenkeln die weitläufigen Wiesen und Felder bunt. Kühe weiden. Ein Storch steht sinnend im hohen Gras. Eine magische Ruhe liegt über dem Land. Bald erreichen wir den Jannersee. An heißen Tagen zieht er Badende an wie Motten das Licht. An diesem noch nicht aufgeheizten Vormittag wagen sich nur ein paar Unentwegte in das kühle Nass. Nach einem kurzen Stopp fahren wir weiter, vorbei an der Sportanlage Ried in Richtung Dornbirn.

Begeisternde Artenvielfalt

Im Bereich der Autobahnabfahrt wird gerade an einer sichereren Straßenquerung für Radfahrer gearbeitet. Noch heißt es aber gut aufpassen. Wir erreichen das Naturschutzgebiet „Birken Schwarzes Zeug“. Hier gibt es besonders hübsche Streuwiesen. Ihre Artenvielfalt begeistert mich immer wieder. Weiter führt der Radweg zum Kreisverkehr Dornbirn-West, ehemals Dornbirn-Süd, nach Lustenau. Auf diesem Abschnitt begleitet uns Verkehrslärm von der Autobahn und anschließend von der L 204. Wir haben das Natura-2000-Gebiet Gsieg erreicht. Nach der Brücke biegen wir links in das Natura 2000-Gebiet „Obere Mähder“ ein. Jetzt sind wir weg von jedwedem Krach. Wir treten in die Pedale, genießen und lassen den Blick schweifen. Er bleibt unter anderem an einem Stromleitungsmast hängen, auf dem gleich fünf Storchenpaare ihre Brut großziehen. Ein erhebender Anblick. In einer großen Schleife – alles gut ausgeschildert übrigens – führt die Strecke zum Naturpark Alter Rhein mit seinen schönen Auwäldern, Spazierwegen und Naturbadeplätzen. Danach geht es fast schnurgerade am Rhein entlang abwärts. Das Bruggerloch in Höchst, ein ehemaliger Baggersee, böte Abkühlung, aber die wäre erst am Nachmittag vonnöten gewesen. Also radeln wir entspannt zurück zur Rheinbrücke. Gut 28 Kilometer sind es auch geworden.

Wiewohl die Runde vermutlich vielen zumindest in Etappen bekannt ist, sie einmal ganz bewusst durchzufahren und die Landschaft mit allen Sinnen aufzunehmen, hat schon was. Ganz abgesehen davon: Grüne-Insel-Tour? Das lässt Altes doch gleich in neuem Glanz erscheinen. VN-MM 

So leer ist der idyllisch gelegene Jannersee im Sommer selten.
So leer ist der idyllisch gelegene Jannersee im Sommer selten.
Die Vegetation in den Schutzgebieten sucht ihresgleichen.
Die Vegetation in den Schutzgebieten sucht ihresgleichen.
Auf der Grüne-Insel-Tour tauchen Radfahrer tatsächlich ein in eine grüne Welt, die ihren Namen noch verdient.VN/mm, Paulitsch
Auf der Grüne-Insel-Tour tauchen Radfahrer tatsächlich ein in eine grüne Welt, die ihren Namen noch verdient.VN/mm, Paulitsch