Schmetterlinge vom Ausflattern bedroht

Vorarlberg / 13.07.2023 • 19:55 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Großes Ochsenauge (Maniola jurtina).Das Große Ochsenauge findet man vom Flachland bis in etwa 1600 Meter Seehöhe. Er ist nach dem Kleinen Kohlweißling und dem Kleinen Fuchs der am häufigsten angetroffene Tagfalter in Vorarlberg. Die Nahrung der Raupen, verschiedene Grasarten, sind in vielen Wiesen zu finden.

Großes Ochsenauge (Maniola jurtina).

Das Große Ochsenauge findet man vom Flachland bis in etwa 1600 Meter Seehöhe. Er ist nach dem Kleinen Kohlweißling und dem Kleinen Fuchs der am häufigsten angetroffene Tagfalter in Vorarlberg. Die Nahrung der Raupen, verschiedene Grasarten, sind in vielen Wiesen zu finden.

Erstmals werden Schmetterlinge in ganz Österreich systematisch erhoben. Deren Rückgang hat fatale Folgen.

Innsbruck, Schwarzach Im Kampf gegen den Klimawandel wird das Ausmaß der Biodiversitätskrise, die uns alle betrifft, oft übersehen. Dabei hängen beide Krisen eng miteinander zusammen und beide stellen eine erhebliche Bedrohung für die Menschheit dar. Von insgesamt 60.000 Arten in Österreich sind rund 40.000 Insektenarten. Das Problem: „Wir beobachten einen alarmierenden Rückgang von Insekten“, erklärt Johannes Rüdisser, Leiter des Viel-Falter-Monitorings und Biodiversitätsforscher an der Universität Innsbruck.

Dabei sind Insekten ein essenzieller Bestandteil im Gleichgewicht der Natur und erfüllen wichtige ökologische Funktionen: Sie bestäuben Pflanzen und spielen eine wichtige Rolle in der Nahrungskette für andere Tiere und letztlich auch für uns Menschen, indem sie eine Vielzahl von Nutzpflanzen bestäuben. Viele Lebensmittel – von Früchten bis hin zu vielen Gemüsesorten – sind direkt von der Bestäubungsarbeit von Insekten abhängig.

„Fieberthermometer“

Um den bedrohlichen Rückgang besser zu verstehen und gezielt Maßnahmen dagegen zu setzen, ist die Erhebung von systematischen Daten von grundlegender Bedeutung. Aus diesem Grund werden erstmals in einer von der Universität Innsbruck getragenen Forschungsinitiative Schmetterlinge in ganz Österreich systematisch erhoben. Denn Schmetterlinge sind nicht nur schön anzusehen, sondern eignen sich ausgezeichnet zum Beobachten von Veränderungen in der Naturlandschaft: „Sie reagieren sensibel, wenn es um Umweltveränderungen geht. Als Indikator dienen Schmetterlinge sozusagen als Fieberthermometer für den Zustand der biologischen Vielfalt“, erklärt der aus Schruns stammende Ökologe.

Vor 20 bis 30 Jahren wurden die Daten zu Insektenpopulationen und deren Gewichtsmengen nur sehr selten systematisch erhoben. Inzwischen zeichnet sich jedoch auf internationaler Ebene ein alarmierender Trend ab: „Die Gesamtmasse der Insekten nimmt alle zehn Jahre um durchschnittlich neun Prozent ab“, warnt Rüdisser. Dies entspricht einem Rückgang um etwa ein Viertel in drei Jahrzehnten. Ein klarer Weckruf, der zeigt, wie wichtig systematische Erhebungen und Schutzmaßnahmen für unsere Insektenwelt sind. „Wir beobachten auch einen Rückgang bei eigentlich häufigen Arten“, gibt der Forscher zu bedenken.

Freiwillige Erheber gesucht

Für das Schmetterlingsmonitoring werden auf insgesamt 200 Erhebungsflächen in ganz Österreich nun systematische Zählungen vorgenommen. Diese Erhebungen ergänzen bestehende Untersuchungen an 200 Standorten in Tirol und Vorarlberg, an denen bereits seit 2018 bzw. 2019 Tagfalterbeobachtungen gemacht werden.

Bei den Zählungen werden die Experten von freiwilligen Erhebenden unterstützt. „Dabei benötigen sie keine Vorkenntnisse, sondern nur ein Interesse an der Natur und eine kurze Ausbildung durch das Monitoringteam“, erklärt Rüdisser. Der Citizen-Science-Ansatz ermöglicht eine breite Beteiligung der Bevölkerung und fördert die Begeisterung für Schmetterlinge und Naturbeobachtungen. 2022 führten 13 Freiwillige an 39 Standorten in Vorarlberg insgesamt 204 Erhebungen durch und erfassten dabei 1302 Schmetterlingsindividuen.

Das Schmetterlings-Monitoring wird vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck rund um das Forschungsteam von Johannes Rüdisser gemeinsam mit dem Sammlungs- und Forschungszentrum der Tiroler Landesmuseen und weiteren wichtigen Kooperationspartnern in ganz Österreich – unter anderem der inatura, der Stiftung Blühendes Österreich oder dem Land Vorarlberg – umgesetzt.

Kleiner Fuchs (Aglais urticae). Der Kleine Fuchs ist eine der am weitverbreitetsten und damit auch am häufigsten beobachteten Tagfalter-Arten in Vorarlberg (an drei Viertel aller Standorte). Der Kleine Fuchs ist recht anpassungsfähig und kommt in verschiedensten Lebensräumen vom Tiefland bis auf ca. 3000 m vor. Die Raupen fressen Brennnesseln und in der Regel gibt es pro Jahr zwei Generationen, wovon die zweite Generation als ausgewachsener Falter überwintert und die ersten Tiere im Frühjahr bereits an den ersten wärmeren Tagen erscheinen.

Kleiner Fuchs (Aglais urticae). Der Kleine Fuchs ist eine der am weitverbreitetsten und damit auch am häufigsten beobachteten Tagfalter-Arten in Vorarlberg (an drei Viertel aller Standorte). Der Kleine Fuchs ist recht anpassungsfähig und kommt in verschiedensten Lebensräumen vom Tiefland bis auf ca. 3000 m vor. Die Raupen fressen Brennnesseln und in der Regel gibt es pro Jahr zwei Generationen, wovon die zweite Generation als ausgewachsener Falter überwintert und die ersten Tiere im Frühjahr bereits an den ersten wärmeren Tagen erscheinen.

Kleine Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus). Das Kleine Wiesenvögelchen ist in offenen Lebensräumen, wie Magerrasen, Wiesen und Weiden aber auch an Böschungen, Weg- und Feldrändern häufig anzutreffen.

Kleine Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus). Das Kleine Wiesenvögelchen ist in offenen Lebensräumen, wie Magerrasen, Wiesen und Weiden aber auch an Böschungen, Weg- und Feldrändern häufig anzutreffen.

Citizen-Science-Projekt: Beim Tagfalter-Monitoring können Ehrenamtliche mitmachen. Informationen unter: valerian.goueset@uibk.ac.at oder 0676 872 551 625.