Aktionsland Österreich

Der Preisvergleich bei Lebensmitteln zwischen Österreich und Deutschland hinkt oft.
Schwarzach Die Lebensmittelpreise beschäftigen die Menschen nach wie vor. Der Lebensmittelgipfel der Bundesregierung im Mai blieb ergebnislos. Nicht nur für die Konsumentinnen und Konsumenten sind die aktuellen Preissteigerungen wenig erfreulich, sondern auch für den heimischen Handel. Bei dem Preisvergleich wird oft Österreich mit Deutschland verglichen. Es gibt allerdings Faktoren, die den Vergleich der beiden Länder schwierig machen, betonen sowohl Jürgen Sutterlüty, Eigentümer und Geschäftsführer der Sutterlüty-Ländlemärkte, und Spar-Sprecherin Nicole Berkmann.
Österreich ein Aktionsland
So werden bei den Preisvergleichen die regulären Preise herangezogen, obwohl in Österreich 37 Prozent des nationalen Absatzes Aktionspreise sind. Das heißt, Lebensmittel werden über Rabattmarkerl und Aktionen reduziert verkauft.
In Deutschland machen Rabattaktionen nur etwa 15 Prozent aus. Der Unterschied bei den Aktions-Umsatzanteilen zwischen Deutschland und Österreich liegt also bei über 20 Prozentpunkten. Dabei hätten die Rabattaktionen allein schon aufgrund ihres Umfangs in Österreich eine preissenkende Wirkung, betonen die Lebensmittelhändler. Geht man davon aus, dass der durchschnittliche Rabatt 35 bis 40 Prozent des Verkaufspreises ausmacht, würde dies die Preise im Lebensmitteleinzelhandel unterm Strich um sieben bis acht Prozent senken.
Sowohl Sutterlüty als auch Berkmann kritisieren in dem Zusammenhang die Preisvergleiche der Arbeiterkammer (AK), weil bei den Preisvergleichen der Normalpreis herangezogen werde.
Territoriale Lieferbeschränkungen
Einen Einfluss auf die Preise haben außerdem die hohe Filialdichte und hohe Transportkosten. „In Deutschland sind die Logistikkosten günstiger“, sagt Sutterlüty. Darüber hinaus bieten internationale Hersteller ihre Waren in Österreich aufgrund kleinerer Bestellmengen teurer an. „Fakt ist, dass in Deutschland der Markt dem zehnfachen entspricht und allein schon deshalb ein großer Unterschied besteht. Erschwerend kommt hinzu, dass große Markenartikel-Konzerne in Österreich allein schon aufgrund der Kaufkraft höhere Preise wollen“, erläutert Sutterlüty. „Wir sehen uns mit territorialen Lieferbeschränkungen konfrontiert. Diese global agierenden Lebensmittelkonzerne erlauben uns nicht, Waren in Deutschland einzukaufen und in Österreich zu vertreiben“, sagt Berkmann. „Unser Ziel ist es, dass die EU entsprechende Regelungen trifft, sodass Händler eigenständig entscheiden können, wo sie ihre Waren kaufen.“
Höhere Personal- und Mietkosten
Ein weiterer Faktor ist die Umsatzsteuer, die in Österreich 10 Prozent bei Lebensmitteln beträgt, in Deutschland sind es 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel. Hinzu kommt, dass die Personalkosten in Deutschland niedriger sind. „Die Lohnkosten liegen in Deutschland circa fünf Prozent vom Umsatz unter jenen in Österreich. Das hängt von den höheren KV-Löhnen in Österreich ab, den größeren durchschnittlichen Standortflächen und viel mehr“, sagt Sutterlüty. In Deutschland haben die meisten Händler keine tarifgebundenen Verträge. „Deswegen arbeiten auch viele Deutsche im österreichischen Handel.“
Gleichzeitig sind die Lohnnebenkosten höher als beim Nachbarn. Ebenso sind die Durchschnittsmieten und die Errichtungskosten in Deutschland niedriger als hierzulande.
„Große Markenartikel-Konzerne wollen aufgrund der Kaufkraft höhere Preise.“
„Die Händler sollten eigenständig entscheiden können, wo sie ihre Waren kaufen.“

