Der lange Arm des Feuerteufels

Vorarlberg / 24.07.2023 • 22:42 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Nachtlager unter freiem Himmel. Die Röschs übernachteten mit ihren zwei kleinen Kindern zwei Mal am Strand.
Nachtlager unter freiem Himmel. Die Röschs übernachteten mit ihren zwei kleinen Kindern zwei Mal am Strand.

Starker Rauch zwang Röthner Familie auf Rhodos zur Flucht aus eigenem Haus. Nachbarort brannte nieder.

Vlicha, Rhodos Aaron Rösch (39) kann wieder lachen. Er tut das auf dem Balkon seines Hauses in Vlicha, einem Vorort des historischen Städtchens Lindos auf Rhodos. Es ist Montagvormittag. Rösch ist mit seiner Frau und den zwei kleinen Kindern (vier und zwei Jahre alt) soeben aus dem Norden zurückgekehrt. „Die Lage hat sich hier entspannt. Es gibt keinen Rauch mehr. Nur der Geruch ist noch nicht verschwunden“, erzählt der Röthner Physiotherapeut.

Erst spät geflüchtet

Von Entspannung konnte zwei Tage vorher, am Samstagabend, nicht die Rede sein. „Die Rauchentwicklung wurde immer stärker. Ich habe die Push-Nachricht mit der Empfehlung zu fliehen nicht sofort beherzigt. Aber dann wurde es mit dem Rauch zu viel. Ich musste an unsere Gesundheit denken, vor allem an jene der Kinder“, lässt Aaron Rösch die dramatischen Stunden noch einmal Revue passieren. Die Röschs packen das Nötigste zusammen und brechen Richtung Norden auf. Schon längst sind zu diesem Zeitpunkt alle umliegenden Dörfer evakuiert. Die Familie begibt sich nach Archangelos, einem Ort, an dem sie sicher sind. Ein Dach über dem Kopf finden sie dort nicht. „Also haben wir einfach am Strand übernachtet. Es war eine sehr kurze Nacht“, berichtet Rösch.

Zweite Nacht unter freiem Himmel

Tags darauf, gegen Abend, versuchen die Röschs zurückzukehren. „Aber wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass der Rauch immer noch sehr stark war. Auch lag überall Asche.“ Also geht’s im Auto erneut retour Richtung sichere Region. Wieder finden die Röschs Zuflucht an einem Strand. Dieses Mal in der Nähe eines Strandhauses, dessen Besitzer die Familie mit allem Notwendigen versorgt und die Sanitäranlagen zur Verfügung stellt. „Ich möchte betonen, dass der Zusammenhalt der Menschen auf Rhodos großartig ist. Sie helfen, wo sie können.“ Ihr Nachtlager schlägt die junge Familie freilich wieder auf Liegen unter freiem Himmel am Strand auf. Es gibt in der umliegenden Hotellerie kein einziges freies Zimmer mehr.

Nachbarort abgebrannt

Die geglückte Rückkehr erfolgt am Montagvormittag. Aaron Rösch ist erschüttert, als er erfährt, dass der Nachbarort Kiotari, nur zehn Autominuten entfernt von seinem Haus, völlig abbrannte. „Ich habe dort als Tauchlehrer gearbeitet. Ich kenne viele Leute in der Gegend, weil ich während Corona zwei Jahre auf Rhodos gelebt habe“, erklärt der Röthner seinen engen Bezug zu Land und Leuten auf Rhodos.

Froh ist er darüber, wie tapfer und unkompliziert vor allem seine zwei kleinen Kinder mit der Situation umgegangen sind. Behörden und Feuerwehr auf Rhodos drückt Rösch seine höchste Anerkennung aus. „Sie haben Erfahrung mit Waldbränden, da solche in kleinerem Ausmaß immer wieder vorkommen. Die Einsatzkräfte handeln sehr professionell.“

Freilich wünscht sich nicht nur Aaron Rösch, dass die Feuerwehrleute und Rettungsorgane so schnell nicht wieder ihr Können unter Beweis stellen müssen.

Aaron Rösch kann wieder lachen. Nach zwei Tagen konnte er in sein Haus zurückkehren. Rösch
Aaron Rösch kann wieder lachen. Nach zwei Tagen konnte er in sein Haus zurückkehren. Rösch